Die Herbstwelle ist keine Welle, sondern eine Wand: Die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Esslingen ist einmal mehr sprunghaft angestiegen. Am Donnerstag lag der Wert bei 1058,1, aktuell bei 927. Damit liegt der Landkreis Esslingen landesweit an zweiter Stelle.
Die tatsächlichen Infektionszahlen dürften jedoch noch weit darüber liegen, denn nur PCR-Tests gehen in die Statistik ein. Allerdings berichten Ärzte, dass längst nicht mehr bei jedem Patienten ein PCR-Test gemacht wird. Dazu kommen viele, die nicht zum Arzt gehen. Auch Betreiberinnen von Testzentren, mit denen der Teckbote exemplarisch gesprochen hat, bestätigen das. „Obwohl die Infektionszahlen hochgehen, steigt die Zahl der Tests nicht analog an. Auch die Zahl der PCR-Tests nicht“, berichtet Maren Miller, Apothekerin und Mit-Betreiberin des Testzentrums der Adler-Apotheke in der Kirchheimer Kreissparkasse.
Bei den Schnelltests erleben die Testzentren nach Aussage Millers seit Beendigung der kostenlosen Bürgertests eine „richtige Durststrecke“. Gleichzeitig verkauften sich günstige Selbsttests, wenn sie in der Apotheke angeboten würden, sehr gut. Maren Miller findet es nicht verwunderlich, dass aktuell so wenige Menschen zum Testen kommen. „Früher ist man für einen Schnelltest belohnt worden, man hatte ein Benefit davon“, sagt Miller. „Wenn man sich jetzt testet, hat man nur Ärger.“ Der Anreiz sei also gar nicht da. Von den Szenen der letzten Herbstwelle könnten die Betreiber jedenfalls nicht weiter entfernt sein. „Letzten Herbst durfte man nur an den Arbeitsplatz, wenn man getestet, genesen oder geimpft war“, erinnert Maren Miller. „Das war echt heftig.“ Teilweise sei die Schlange bis zum Rathaus gegangen, mit entsprechend gereiztem Klientel. „Wir hatten am Schluss einen Security vorne stehen, weil es so zugegangen ist.“
Im Vergleich zur letzten Herbstwelle hat sich vieles verändert. In den Kirchheimer Schulen stehen beispielsweise mittlerweile über 100 Luftfilter-Geräte zur Verfügung. Anders als Kultusministerin Theresa Schopper in einem Teckboten-Interview gesagt hatte, seien die Geräte an den Kirchheimer Schulen in Betrieb und stünden nicht im Keller, um Strom zu sparen, sagt Thorsten Bröckel, Schulleiter der Kirchheimer Alleenschule und als geschäftsführender Schulleiter im ständigen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. „Wir haben sie in den Fachräumen und im Hort, wo viele unterschiedliche Kinder zusammen kommen“, sagt Bröckel. In den Klassenzimmern werde gelüftet.
Corona sei an den Schulen nach wie vor ein Thema, immer wieder müssten Kolleginnen und Kollegen krank zuhause bleiben. „Allerdings nicht so gehäuft wie im letzten Herbst“, sagt Bröckel. Im Rahmen des Möglichen könne der Unterricht stattfinden. „Die Personaldecke ist jedoch so dünn, dass wir bei jedem Ausfall schauen müssen, wie wir ihn ausgleichen können. Das ist überall so“, sagt er in Anspielung auf den Lehrermangel im Land.
Teststelle: Wer zahlt, wer nicht?
Seit es den kostenlosen Bürgertest für alle nicht mehr gibt, ist an der Teststelle manches unklar. Wir beantworten wichtige Fragen.
Mein Schnelltest ist positiv. Habe ich Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test?
Ja. Fällt ein Schnelltest positiv aus, hat die getestete Person Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test. Das gilt auch dann, wenn zuhause ein Selbsttest gemacht wurde. Den Anspruch auf bestätigenden PCR-Test haben auch symptomatische Personen.
Mein Partner hat einen positiven Schnelltest. Kann ich mich kostenlos testen lassen?
Ja. Für Haushaltsangehörige von nachweislich Infizierten ist der Bürgertest kostenlos. Auch Kinder unter fünf Jahren, Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, Menschen, die sich „freitesten“ lassen müssen, pflegende Angehörige und Besucher beziehungsweise Bewohner von Krankenhäusern, Pflegeheimen und vielen weiteren Einrichtungen, in denen vulnerable Gruppe leben, können sich kostenlos testen lassen. Schwangere im ersten Trimester oder Eltern von Kleinkindern müssen einen Nachweis erbringen. In vielen Fällen reicht die Selbstauskunft. Details gibt es auf der Homepage des Bundesgesundheitsministeriums.
Wann muss ich drei Euro bezahlen?
Wer eine rote Corona-Warn-App hat, am Testtag Kontakt mit vulnerablen Gruppen haben wird – dazu zählen auch über 60-Jährige – oder eine Veranstaltung in einem Innenraum besuchen will, erhält einen Test für drei Euro. Antje Dörr