Es ist überstanden: das Seuchen-Jahr 2020. Und Corona hat auch dem Jahreswechsel seinen Stempel aufgedrückt. Kaum Menschen auf der Straße, weil von 20 Uhr an eine Ausgangssperre gilt. Silvesterraketen waren auch Fehlanzeige - wenigstens in den Läden. Dennoch gab es genügend Leute, die sich mit Feuerwerk eingedeckt hatten: In und über Kirchheim rauchte, zischte und knallte es reichlich - wenn auch die Vorjahre nicht als ernsthafter Vergleich herangezogen werden können.
Dafür gab es ganz eigene und ganz neue Beobachtungen: Wer beim Dinner mit vergleichsweise wenigen anderen am Tisch noch eine Weihnachts-CD laufen hatte, merkte plötzlich, dass eine „stille Nacht“ auch an Silvester ihren Reiz haben kann. Fast der gesamte Abend verlief „in himmlischer Ruh‘“. Gegen Mitternacht aber wurde die Kreatur schließlich doch aufgeschreckt: Am Fenster des erhöhten Beobachtungspostens flog eine Schar Vögel vorbei. Sollte es das auch in den Vorjahren einmal gegeben haben, war es vor lauter Knallen, Rauchen und Leuchten gar nicht aufgefallen.
Glockenklang zum Jahreswechsel
Was ebenfalls auffiel: Außer den Knallkörpern halfen auch zahlreiche Kirchenglocken mit, das Jahr 2021 gebührend zu empfangen. Normalerweise werden die Glocken locker vom Feuerwerk übertönt. Und noch etwas: Am westlichen Horizont wirkten die Blinklichter des Echterdinger Flughafens, als wollten sie die Raketen auf den Fildern visuell unterstützen. Eigentlich wären sie ab Mitternacht nicht mehr zu sehen gewesen, vor lauter Pulverdampf. So aber hielten sich die roten Lichtpunkte die ganze Nacht über, denn am Rand von Kirchheims Innenstadt zogen nur spärliche Schleier auf, die die Sicht so gut wie gar nicht trübten.
Schön war, dass man einzelne Feuerwerker und deren Arbeit viel intensiver wahrnehmen konnte. Und es gab wirklich prächtige Effekte zu bestaunen: An manchen Ecken der Stadt schienen Profis am Werk zu sein. Trotz allem war es ein Vergnügen, das Corona-Jahr mit einem kleineren, aber umso feineren Feuerwerk verabschiedet zu sehen. Auch das Jahr 2021, das bis zum Sommer einen Großteil der aktuellen Einschränkungen überflüssig machen soll, hatte einen freudigen Willkommensgruß verdient.
An Neujahr berichteten die Teckboten-Fotografen, die das Geschehen im Bild festgehalten hatten, von erstaunlich leeren Straßen in Kirchheim - aber auch in Weilheim. Die meisten Einwohner hatten sich also an die pandemie-bedingte Ausgangssperre gehalten. Die Kreuzung am Kirchheimer Amtsgericht etwa, die sonst ein Hotspot des Feuerwerkens ist, war um zwölf Uhr menschenleer. Sie wurde somit auch nicht zum Hotspot neuer Infektionen. Das darf durchaus Hoffnung geben für den Start ins neue Jahr.
Zu Ende gegangen ist ein Beethoven-Jahr, das so ziemlich ins Wasser gefallen war. Immerhin erinnerten die nachlassenden Böllerschläge gegen 0.20 Uhr an Beethovens Schlachtengemälde von „Wellingtons Sieg“ bei Vitoria im Jahre 1813. Beethoven stellt die vereinzelten Kanonenschläge nach Ende der Schlacht akustisch ganz ähnlich dar. Was dagegen in Kirchheim ganz anders war als beim Bonner Genius: Kurz vor halb eins mischten sich entsetzliche Kakophonien ins Geschehen ein - die Alarmsignale zahlreicher Feuerwehrfahrzeuge. Zu befürchten stand ein schwerer Brand.
Aber auch in diesem Fall zeigte sich am Neujahrstag, dass es in Kirchheims Straßen insgesamt ruhig bleiben sollte: Im Polizeibericht wird der Brand in Kirchheim noch nicht einmal erwähnt. Die Feuerwehr meldet dagegen, dass eine Hecke durch eine Silvesterrakete in Brand geraten sei. Das Feuer im Wohngebiet Rauner konnte schnell und ohne allzu großen Aufwand gelöscht werden. Ein anderer Einsatz in Kirchheim war noch schneller beendet, denn es handelte sich dabei um einen durchaus plausibel begründeten Fehlalarm: „Ein unklarer Brand stellte sich als Kerzenschein vom Nachbarfenster heraus.“