Kirchheim. Es ist die Art von Déjà-vu, auf das man gerne verzichten würde. Die Rede ist von der Erkrankung Covid-19, die aktuell vielen Menschen rund um die Teck den Stecker zieht und für eine hohe Zahl an Krankschreibungen sorgt. „Wir erleben momentan eine richtige Covid-Welle“, sagt Dr. Wolf-Peter Miehe, Weilheimer Hausarzt und Sprecher der Kreisärzteschaft im Altkreis Nürtingen. Er geht von einer hohen Untererfassung aus. „Viele Menschen haben Covid nicht mehr so auf dem Schirm“, sagt er.
Die häufigsten Symptome sind Atemwegsbeschwerden, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Ruft ein Patient mit solchen Symptomen bei seiner Hausarztpraxis an, wird er in der Regel aufgefordert, zuhause einen Corona-Schnelltest zu machen. „Ist das nicht möglich, dann machen wir in der Praxis einen PCR-Test. Bis das Ergebnis da ist, kann es aber dauern, weil die Labore ihre Kapazität runtergefahren haben“, sagt Wolf-Peter Miehe. Dass Patienten sich testeten, sei sehr wichtig. „Nur dann können wir hinterher einschätzen, ob die Länge der Erholungszeit noch im Rahmen ist oder ob wir in Richtung Long Covid denken müssen“, sagt Miehe. Ähnlich wie bei Grippe könne die Erholungszeit bei Covid einfach länger sein als bei anderen Infekten. „Diese Wochen der Erholung muss man sich geben“, sagt der Hausarzt.
Wolf-Peter Miehe rechnet damit, dass der Höhepunkt der Welle erst noch bevorsteht. „Wir freuen uns schon auf den Wasen“, sagt er ironisch. In den letzten Jahren habe das Großereignis in Stuttgart immer für steigende Corona-Zahlen gesorgt. Bereits der Teckboten-Pokal im Sommer hatte laut Miehe für eine „kleine lokale Welle“ gesorgt.
Ein weiteres großes Thema in den Hausarztpraxen, sowohl rund um die Teck als auch bundesweit, sind momentan Lungenentzündungen, die von Bakterien ohne Zellwände, sogenannten Mykoplasmen, ausgelöst werden. Laut Wolf-Peter Miehe sind sie besonders schwer zu diagnostizieren, weil die Lunge beim Abhören frei zu sein scheint und auf dem Röntgenbild normal aussieht. Hellhörig wird Miehe immer dann, wenn Patientinnen oder Patienten über Wochen krank sind, sich nicht erholen und stark husten. Dann muss Blut abgenommen werden, um die Mykoplasmen nachweisen zu können. Therapiert wird nicht mit Penicillin, sondern mit Antibiotika, die andere Wirkstoffe enthalten, zum Beispiel Doxycyclin oder Erythromycin.