Impfen, testen, Maske tragen: Corona beschäftigt Hausärztinnen und Hausärzte rund um die Teck auch im Herbst 2023. „Wir sehen täglich Covid-Fälle“, sagt Dr. Wolf-Peter Miehe, Hausarzt in Weilheim und Vorsitzender der Kreisärzteschaft Nürtingen. Es seien überwiegend unter 60-Jährige, die erkrankten. Die Verläufe seien nicht übermäßig schwer, aber oft relativ langwierig. „Gerade auch junge Leute husten teilweise drei Wochen lang“, sagt Miehe. Krankenhauseinweisungen habe es in seiner Praxis in der aktuellen Herbstwelle bislang nicht gegeben. „Im Frühjahr hatten wir zuletzt so eine kleine Welle mit schwereren Verläufen“, so der Hausarzt.
Tatsächlich spielt Corona in den Kliniken bislang keine große Rolle. „Wir haben stationäre Patienten, aber selten mit der Hauptdiagnose Corona“, sagt Max Pradler, Leiter der Unternehmenskommunikation der Medius-Kliniken mit Standorten in Kirchheim, Nürtingen und Ostfildern-Ruit.
Wie viele Menschen im Landkreis Esslingen aktuell an Covid erkrankt sind, lässt sich nicht sagen. Die Testrate ist niedrig, aktuelle Fallzahlen werden nicht mehr veröffentlicht. Längst nicht jeder, der Symptome hat, muss in der Hausarztpraxis von Wolf-Peter Miehe einen PCR-Test über sich ergehen lassen. „Zum Teil kommen die Patientinnen und Patienten schon mit positivem Test in die Praxis“, sagt Miehe. Das ist an sich kein Problem, verfälscht aber natürlich die Statistik, denn Selbsttests werden nicht erfasst. Die Untererfassung sei gigantisch, „Minimum 50 Prozent“.
Covid-Patienten werden in Wolf-Peter Miehes Praxis, wie zu Hochzeiten der Pandemie, in einer gesonderten Infektsprechstunde behandelt und tragen – wie das Praxispersonal auch – eine Maske. Im Wartezimmer gilt die Empfehlung, Maske zu tragen. „Die meisten machen das aber nicht“, sagt der Hausarzt.
Die Nachfrage nach Corona-Impfungen sei aktuell etwas höher als im Vorjahreszeitraum. Geimpft wird gemäß Stiko-Empfehlung, also zwölf Monate nach der letzten Impfung beziehungsweise Corona-Infektion bei über 60-Jährigen oder bei entsprechender medizinischer Indikation. Dass aktuell nur der vom Bund angeschaffte Biontech-Impfstoff im Sechserpack angeboten wird, bedeutet auch für Miehes Praxis erheblichen organisatorischen Mehraufwand. Spontanes Impfen ist unmöglich, Patienten müssen immer in Sechser-Blöcken einbestellt werden. „Covid-Impftermine haben wir deshalb erst wieder im November“, sagt Miehe.
Bei einigen Patienten, die bislang Impfungen offen gegenüberstanden, stellt Miehe eine Art Impfermüdung fest. „Es waren einfach zu viele Impfungen in den letzten Jahren“, ist ein Satz, den der Hausarzt dann häufig zu hören bekommt – egal, ob es um den Schutz vor Corona, FSME oder Gürtelrose geht. „Offenbar hat die Pandemie bei manchen einen Meinungsumschwung erzeugt“, sagt Miehe, der diese Entwicklung bedauert. „Ich finde es schon schwierig, dass jemand, der ein Risiko hat, auf eine Pneumokokken-Impfung verzichtet“, sagt Miehe. Allerdings seien er und seine Kolleginnen und Kollegen auch müde, den „Impfverkäufer“ zu spielen. Auch den Anti-Grippe-Piks kann man sich in den Praxen rund um die Teck schon wieder abholen. Grippe-Fälle gibt es indes noch nicht.