Es ist zur schönen Tradition geworden: Seit mehr als zwei Jahrzehnten stimmen Werner Dannemann and Friends am Karsamstag in der Kirchheimer Auferstehungskirche mit „Opera Nova“ auf das Osterfest ein. Zwischen Tod und Auferstehung drückt die Musik das sonst nur schwer Erklärbare aus.
Auch diesmal nahm das Quartett mit Werner Dannemann (Gitarre/Gesang), Daniela Meta Epple (Gesang/Keyboard/Perkussion), Nicole Zeyda (Gesang) und Elke Rogge an der Drehleier das Publikum mit auf eine spirituelle Reise mit biblischen und philosophischen Texten, eingebunden in die farbigen Kompositionen Dannemanns. Der musikalische Kultus des in Bartenbach bei Göppingen lebenden Urgesteins der schwäbischen Rock- und Bluesszene ist schwerlich einzuordnen: „Stilistisch bewegt sich ‚Opera Nova‘ in einem Klangkosmos zwischen sakralen und klassischen Elementen, assimiliert mit Einflüssen von Rock, Blues und Countrymusik“, erklärte Werner Dannemann.
Diese Vielfalt gab der Musik Kontur und Frische, wobei ein buntes Kaleidoskop der Klangfarben und Stimmungen aufleuchtete. Immer wieder verdichtete sich der Gesang nach solistischen Einstiegen zur vokalen Dreistimmigkeit, die eine fast chorische Wirkung entfaltete. Und als Dannemann mit seiner unverwechselbaren Stimme in „I have come into my Garden“ die meditativen Gesangslinien spannungsvoll nachzeichnete, spürte man: Hier ist einer am Werk, der hinter dem steht, was er singt, der sich mit seiner Musik absolut identifiziert. Doch nicht nur sängerisch überzeugte Dannemann, auch als Gitarrist stand er seinen Mann. Immer wieder verließ er die Spur des zuverlässigen Harmoniegebers und setzte zu fulminanten Soli an, die ihn als virtuosen Meister des Saitenspiels in hellem Licht erstrahlen ließen.
Für besondere Klangmomente sorgte Daniela Meta Epple mit ihrer facettenreichen Stimme. Ob bei biblischen Psalmgesängen, der exotischen Klangkulisse von „Resurrection“ oder dem fetzigen Drive von „Lady holy Proverty“: Stets beeindruckte sie mit stimmlicher Wandelbarkeit zwischen biegsamer Liniengestaltung und wilden Ausbrüchen, die ihre Stimme in die oberen vokalen Grenzbereiche führten.
Dem stand Nicole Zeyda in nichts nach. Kurzfristig war die Sängerin der Rockband Gracefire eingesprungen, doch sie war mehr als bloßer Ersatz. Nahtlos fügte sie sich in die dreistimmigen Sätze ein, und als Zeyda in „Destruction“ zum Solo ansetzte, entpuppte sie sich mit strahlkräftigem Organ als wahre Rockröhre, die opulente Klänge in den Kirchenraum zauberte.
Ungewohnte instrumentale Akzente setzte Elke Rogge mit der Drehleier, einer schon seit dem Mittelalter bekannten, durch eine Kurbel angetriebenen Laute. Erstaunt hörte das Publikum, dass man auf dem uralten Instrument auch jazzen kann. Für Rogge kein Problem: Stilsicher bewegte sie sich durch Skalen und Arpeggien und gab so der Musik einen besonderen Touch. Und als sich zudem Harry von Schild mit dem Flügelhorn einklinkte, erweiterten seine weichen Töne den Bandsound um eine weitere Dimension.
Die nuancenreiche, sehr gefühlsbetonte Musik von Werner Dannemann and Friends, die zwischen verträumten Momenten und heftigen Eruptionen changierte, begeisterte die Zuhörerinnen und Zuhörer: Nach stürmischem Schlussapplaus gab es zwei Zugaben.