Nachruf
„Das Alter ist nichts für Feiglinge“

Barbara Haiart ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Ihre Leidenschaft galt der Literatur und den Menschen.

Barbara Haiart ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Foto: pr

Was erwartet man von einem Menschen im Alter von 87 Jahren? Die geläufige Vorstellung geht dahin, dass man diesen Menschen im Sessel oder in der Hängematte sieht, der ganz entspannt die Freizeit nach einem anstrengenden Berufsleben genießt.

Mitglied im Literaturbeirat

Wenn man Barbara Haiart heißt, sieht das anders aus. Sie wird 2015 Mitglied im Literaturbeirat der Stadt Kirchheim, einem ehrenamtlichen Gremium, das vor allem das Interesse am Literarischen Museum im Kornhaus und an der Literatur der Region wachhalten soll.

Frau Haiarts Beruf als Dolmetscherin bei einer international vernetzten Firma brachte schon eine Beschäftigung mit Sprache. Ihre spezielle Leidenschaft für Literatur brachte sie in den Literaturbeitrat ein. Sie hat in dieser Zeit über 20 Lesungen organisiert und begleitet. Ohne Corona-Pause wären es noch mehr gewesen.

Dadurch ergaben sich intensive Kontakte zu Autorinnen und Autoren, sogar freundschaftliche wie zu Sybille Krause-Burger. Schließlich übernahm sie sogar noch die Rolle einer Sprecherin des Literaturbeirats. Selbst gelesen hat sie bei dem „Literarischen Weihnachtsmarkt“ Kirchheims, am liebsten Texte aus Frankreich, dem Land, indem sie ihr halbes Leben verbrachte.

Sie förderte Lesen an Schulen

Damit war sie aber noch nicht ausgelastet. Sie förderte in einer Grundschule die Lesekompetenz der Schüler, empfing regelmäßig eine Gruppe Erwachsener, die Freude an einer Konversation in französischer Sprache hatten. Sie war Opernspezialistin und konnte, wenn es sich ergab, von drei verschiedenen Inszenierungen von Wagners „Ring“ berichten, die sie in verschiedenen Städten gesehen hat.

Und das alles mit über 80 Jahren. Barbara Haiart war eine Ausnahmeerscheinung. Sie sprühte vor Leidenschaft, wenn es darum ging, was ihr wichtig war. Auch von Altersbeschwerden und gesundheitlichen Krisen hat sie sich nicht aufhalten lassen. „Das Alter ist nichts für Feiglinge“, war ihre Devise.

Das kam auch in ihrer ganzen Persönlichkeit zum Ausdruck. Sie hatte eine lebensfrohe Ausstrahlung. Dazu passte der französische Lebensstil mit der eleganten Kleidung und der gepflegten Esskultur.

Jetzt hat der Tod ihren vielfältigen Tätigkeiten ein Ende gesetzt. Zurück bleibt die dankbare Erinnerung an eine starke Frau, die in ihrer Art ein Vorbild war und markante Spuren hinterlassen hat. ­