Sie haben sich wieder getraut: Nach zwei Jahren Zwangspause haben sich die Freunde des 2007 verstorbenen Sängers Falko Ruprecht wieder zusammengefunden, um das 13. Falkstock-Festival zu organisieren. Diesmal spielten die Musikerinnen und Musiker nicht auf dem Dach der Bastion, sondern traten auf dem Platz davor auf. Der Abend wurde wieder zu einem Fest für die ganze Familie.
Die Aufgabe, den Abend zu eröffnen, fiel dem Liedermacher Florijan van der Holz zu. Zur angenehmen Überraschung des Publikums brachte er eine bestens gelaunte und eingespielte Begleitband mit. „Wir machen heute quasi das Kinderprogramm.“ Van der Holz eroberte mit dem ersten Ton die Aufmerksamkeit der Zuhörerschar mit nachdenklichen und selbstironischen Texten und klarem Gesang. „Ich hör die Philosophen lachen, sie lachen über mich“, singt er, und: „Das Blatt Papier ist so weiß wie immer, und die Weisheit ist mir fern."
Durchaus tanzbar sind viele der Songs, die Florijan van der Holz auf der feuerroten Elektrogitarre oder der traditionellen Akustikgitarre spielt. Begleitet wird er von Johannes Schlier am Bass und Corny Steinbacher am Schlagzeug. Nach den Jahren mit Corona will auch der Liedermacher zeigen, wie wichtig die Leute sind, die immer noch – oder wieder – Kultur möglich machen. Nachdenklich und trotzdem zupackend feiert er den „letzten Club der Stadt“. „Ein bisschen Schwermut macht das Glück noch schöner“, könnte man als Botschaft des bekennenden Stuttgarters sehen. Doch auch das Feiern ist ihm nicht fremd: „Die Eskalationskurve ist beim Falkstock ja immer sehr steil, da geht mächtig was ab.“
Das Trio von Daily Journey beginnt den Abend mit einem dreistimmigen A-cappella-Gesang und geht gleich von Beginn an hemdsärmlig zupackend zur Sache. Als „Acoustic-Indie-Country-Folk“ beschreibt die Band ihren Stil. Ein bisschen kommt man sich vor wie auf einem irischen Dorfplatz, ohne dass die Musik puristisch daherkommt. Die Band lebt Demokratie auf der Bühne, jeder darf mal singen, Bass, Gitarren, Banjo und Mandoline werden von Stück zu Stück an die Mitmusiker weitergereicht. „Lady Marlene“ ist ihr heimlicher Erfolgstitel. Welcher der Musiker das Lied seiner Angebeteten zu Füßen gelegt hat, geben die drei allerdings nicht preis.
Mit großen Vorschusslorbeeren kommt das Quintett der Pantasonics wieder einmal nach Kirchheim. Als die Band mit ihrer wilden Mischung aus Balkan-Brass-Musik, Ska, Reggae und Funk loslegt, ist anfangs noch reichlich Platz auf der Tanzfläche vor der Bühne. Doch das ändert sich schnell. Allen voran holt Sänger und Trompeter Timo die Gäste nach vorn, schnell werden Bänke und Stehtische zur Seite geräumt und die Party kommt richtig in Fahrt. Ein mächtiger Groove von Schlagzeug, Bass und Gitarre wird angefeuert von Trompeten und Akkordeon. Immer wieder fordert die Band das Publikum zum Mitmachen, Mitsingen und Tanzen auf. Dann wird die Gitarre zur türkischen Saz, die Reise geht tanzend in den Orient. Schon bald legt sich ein nostalgisch-schräger Synthesizerklang darüber, plötzlich wird der Platz zum Techno-Schuppen einschließlich Lightshow, und Minuten später sind alle wieder zu Gast im Orient. Die Pantasonics zünden ein musikalisches Feuerwerk nach dem anderen und begeistern das Kirchheimer Publikum bis zur Erschöpfung.
Falkstock hat einmal mehr die Trauer über einen verlorenen Freund in Freude verwandelt. Der Wechsel vom Dach der Bastion auf den Platz unten war für alle Beteiligten nicht einfach. Doch angesichts der auch abends noch anhaltenden Hitze war der schattige Hof für Veranstalter, Bands und Publikum eine wohl gewählte Location.