Kirchheim
Das Feuer brennt nach wie vor

Konzert Der erfolgreiche Jazzgitarrist Christy Doran ist im Jubiläumsjahr der Bastion erneut im Kirchheimer Club auf­getreten. Mit dabei hatte der 69-Jährige zwei „neue“ Kollegen und jede Menge trockenen Humor. Von Bernhard Fischer

Mit dem irisch-schweizerischen Musiker Christy Doran hatte der Kirchheimer Club Bastion prominenten Besuch zu verzeichnen. Der 69-Jährige begeisterte die Zuschauer mit seinem Projekt „Sound Fountain“. Zum Vorschein kamen dabei vor allem komplexe Kompositionen gepaart mit technischem Können sowie einiges an Spielfreude und trockenem Humor.

Die Gitarrenlegende Christy Doran ist kein neues Gesicht in der Bastion. Der Jazzmusiker ist regelmäßig zu Gast und war deshalb auch im Jubiläumsjahr wieder von den Veranstaltern eingeladen. Dieses Mal erschien er jedoch mit zwei jungen, in Deutschland noch recht unbekannten Musikern im Gepäck, die aber in ihrer Heimat großes Ansehen genießen: Am E-Bass stand der Argentinier Franco Fontanarrosa und am Schlagzeug saß Lukas Mantel.

Nach vier vorausgegangenen Konzerten in der Schweiz war die Gruppe für das Konzert im Club Bastion bereits bestens eingespielt. Dementsprechend begeistert war auch Doran: „Es ist ein tolles Gefühl, wenn man auf einer längeren Tour von den Kollegen ständig überrascht wird. Diese Jungs erzählen mir jeden Tag etwas Neues.“ Dabei unterstrichen die umfangreichen Notenblätter wie auch die ständig eingestreuten Wechsel von Klängen und Rhythmen, dass die meisten Stücke durchaus komplex komponiert sind. Trotzdem finden die Musiker zu großer Intensität im Zusammenspiel, sodass es an die besten Zeiten des Jazzrocks erinnert.

Doran ist zwar offiziell der Kopf der Band, das Trio agierte aber während des gesamten Konzerts erfreulich gleichberechtigt. Fontanarrosa verwendete je nach musikalischer Notwendigkeit eine große Vielfalt an Spieltechniken: vom sanften Anschlag mit dem Daumen bis hin zur brachialen Bearbeitung aller vier Saiten mit dem Plektrum in intensiv rockigen Passagen. Mantel spielte leicht und variantenreich, aber dennoch druckvoll. Die Stücke des Trios sind oft collagenartig aufgebaut. Das bedeutet plötzliche Kehrtwendungen und Stimmungswechsel von lieblichen Pop-Themen bis hin zum brachialen Rock-Sound. Dabei ergaben sich immer wieder anhaltende Passagen der Klangerforschung.

Da wurde die Gitarre plötzlich mit dem Geigenbogen gespielt und Doran nutzt intensiv sein umfangreich aufgebautes Arsenal elektronischer Effektgeräte. Erstaunlich, dass die Komposition des Schlagzeugers - „Spanish Moments“ - zum ruhigsten Stück des Abends wurde. Über harmonische Strukturen von Gitarren und Bass erzeugte Mantel mit Besen, Filzklöppeln und Fingern auf seinem Instrumentarium spannende Klanglandschaften. Bewundernd und etwas neidvoll erläuterte Doran: „Auch wenn ich eine ruhige Komposition anfange, entwickelt diese doch immer wieder widerspenstige, chaotische Elemente.“

Christy Doran gehört zu den erfolgreichsten Jazzlegenden in Europa. Große Erfolge feierte er ab 1972 als Mitbegründer der Jazzrock-Gruppe „OM“. Anlässlich der Beendigung seiner Lehrtätigkeit komponierte er das als Zugabe gespielte Stück „Out of the rats race“. Der Rückzug aus dem Lehrbetrieb ließ im Song besinnliche und träumerische Momente entstehen, steigerte sich aber immer wieder zu klanggewaltigen Passagen.

Eines ist jedenfalls sicher: Das musikalische Feuer brennt bei Doran nach wie vor. So ist an einen Rückzug des 69-jährigen Oldies aus der Musikszene noch lange nicht zu denken.