Kirchheim
„Das ist wie bei einem Lockdown“

Gastronomie  Michael Holz hat des „3 K“ geräumt, weil es sich für ihn nicht mehr rechnet. Alex Gössl zieht mit seinem Pub in die Dreikönigstraße, wo er im Gegensatz zur Max-Eyth-Straße ebenerdig vertreten ist.  Von Andreas Volz

In die Kirchheimer Gastronomie-Szene kommt Bewegung. Aber es ist nicht immer die Art von Bewegung, die man sich wünschen würde. Jüngstes Beispiel: Michael Holz hat sich aus dem „3 K“ zurückgezogen, mit einer schlichten Begründung: „Es rechnet sich unter den derzeitigen Bedingungen nicht mehr.“ Immerhin hat er
 

„Mir fällt das sehr, sehr schwer.
Michael Holz
über die Schließung des „3 K“, das er „nie richtig offen hatte“

für den Standort in derDreikönigstraße eine gute Nachricht: „Das ging alles recht schnell. Alex Gössl übernimmt und zieht hier mit seinem English Pub ein, nachdem sein Pachtvertrag in der Max-Eyth-Straße ausgelaufen ist. Er hat ja etwas Ebenerdiges gesucht. Wir arbeiten gut zusammen. Solange ich ausräume, ist er auch schon am Einräumen.“

Die Erzählungen der Gastronomen ähneln sich. Corona hat das Geschäft vielfach zunichte gemacht. „Mitte November 2019 habe ich das 3 K aufgemacht. Im März kam der erste Lockdown. Nach der Wiedereröffnung im Mai ging es wieder nach oben. Dann mussten wir alle im November 2020 wieder schließen. Der Lockdown hat länger als sieben Monate gedauert.“

Bislang ist zwar keine neuerliche Schließung angeordnet worden – und die Chancen stehen gut, dass das auch nicht mehr nötig wird. Von der Sache her gibt es aber seit dem Herbst wieder eine Art Lockdown, unter dem die Gastronomie leidet: Die Gäste bleiben einfach weg. Sie warten ab, wie sich die Infektionslage entwickelt. Möglicherweise kommen sie um Frühjahr und im Sommer wieder, wenn sie draußen sitzen können.

Der Dezember war deswegen aber katastrophal für die Gastwirte: „Das ist ein ganz wichtiger Monat für die Gastronomie. Da stehen viele Weihnachtsfeiern an, geschäftlich und privat. Die sind fast alle abgesagt worden. Das ist vom Ergebnis her nicht viel anders als bei einem Lockdown.“ Michael Holz hat alles dokumentiert – wegen der Corona-Hilfen und der Kurzarbeit vielleicht noch etwas genauer als sonst. Nur ein Beispiel: „Für den ersten Weihnachtsfeiertag hatte ich schon Reservierungen für sechs Tische. Die geplante Veranstaltung wäre sicher sehr gut besucht gewesen. Aber wir mussten das dann stoppen – und alles absagen.“

Ein Problem waren dabei auch die Verschärfungen der Corona-Regeln im Dezember. Erst war die Zweitimpfung sechs Monate gültig, ohne dass ein zusätzlicher Schnelltest erforderlich gewesen wäre. Dann wurde dieser Zeitraum plötzlich halbiert. Auf die Schnelle konnte sich nicht jeder eine Boos­ter-Impfung abholen. Weil es deswegen aber den Nachweis über einen negativen Test braucht, sind viele spontane Besuche in den Wirtschaften einfach ausgeblieben. Planen mit Test geht ja noch. Aber für das ungeplante Essengehen oder das kurzentschlossene Feierabendbier wäre eben ein Test „auf Vorrat“ oder „auf Verdacht“ nötig – und den machen nicht alle, und schon gar nicht jeden Tag.

„Viele Veränderungen kommen viel zu schnell“, sagt Michael Holz, „und das ist eine große Schwierigkeit. Wir Gastronomen müssen ja auch planen. Wenn wir Lebensmittel einkaufen, die uns keiner abnimmt, weil keiner kommt – was machen wir dann damit?“ Er beantwortet seine Frage selbst: „Ich habe jetzt erst wieder eine große Menge Lebensmittel ans Foodsharing gespendet. Es ist gut, dass es diese Möglichkeit gibt, und dass ich das nicht habe wegschmeißen müssen. Aber ein Geschäftsmodell ist das nicht. Damit mache ich mich auf Dauer kaputt.“

„Was machst du jetzt?“

Die Frage, die seine Gäste bewegt und die sie ihm häufig gestellt haben, ist folgende: „Was machst du jetzt?“ Immer wieder brächten seine Stammgäste den Bären ins Spiel. „Die wollten sogar schon einen Förderverein gründen – mit dem Ziel, dass ich den Bären wieder übernehme. Aber da wird so schnell nichts draus. Erstens ist der Bären verpachtet, und zweitens konzentriere ich mich jetzt aufs Stadtkino.“ Er hofft, das Kino im März wieder öffnen zu können.

„Dadurch, dass die Stadt das Gebäude kaufen will, habe ich da wieder eine Perspektive. Ich will wieder Veranstaltungen machen. Ich lebe ja von den Veranstaltungen. „3 K“ lässt sich auch dort unterbringen, was den Namen betrifft. Es ist dann eben nicht mehr die Abkürzung für „Dreikönig“, sondern für „Kunst und Kultur in Kirchheim“. Kultur hat ihm zwei Sommer lang über die Runden geholfen – aber eben nur im Kirchheimer Kultursommer, jeweils bis zum Lockdown, zum tatsächlichen 2020 und zum faktischen 2021.

Deshalb zieht Michael Holz folgendes Resümee über seine Zeit als Wirt des „3 K“: „Ich mache jetzt zu, ohne dass ich richtig offen gehabt hätte. Mir fällt das sehr, sehr schwer. Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt, und auch der Vermieter ist mir sehr entgegengekommen. Aber wirtschaftlich hat es so einfach keinen Sinn mehr.“