Rund fünf Jahre lang bleibt das Kornhaus den Kirchheimern noch in der gewohnten Gestalt erhalten. Dann soll es sich von außen deutlich sichtbar gewandelt haben - vor allem im Erdgeschoss. Der Eingang kommt an die westliche Schmalseite, hin zum Max-Eyth-Haus. Die Arkaden zur Fußgängerzone werden entweder ganz geschlossen oder deutlich schmaler ausfallen. Dagegen wird die Rückseite geöffnet. Vom Martinskirchplatz aus besteht das Kornhaus derzeit nur aus Mauer und Fenstern. Das wird sich grundlegend ändern. Die Rückseite soll zur neuen Schauseite werden.
Gedacht ist an eine doppelte Glasfront - eine an der Außenfassade, eine ein paar Meter weiter innen. Beide Glaswände sind zu öffnen. So lässt sich der Platz dazwischen beliebig verwenden: Er kann entweder dem Inneren des Kornhauses „zugeschlagen“ werden oder aber dem Kirchplatz. Bei geöffneter Fassade entsteht so eine überdachte Fläche, die sich ihrerseits wiederum vielfältig nutzen lässt. Schatten kann diese Fläche ebenso bieten wie Schutz vor Regen. Es ist also auch denkbar, dass das Sommernachtskino ab 2024 dort zusätzliche - überdachte - Stuhlreihen anbieten kann.
Im Inneren des Kornhauses wird sich mindestens genauso viel tun, auf allen Stockwerken. Das bisherige Treppenhaus auf der Ostseite bleibt erhalten. Zusätzlich gibt es ein zweites (Flucht)-Treppenhaus im Westen.
Von Keller bis Dach wird alles neu
Die stärksten Veränderungen indessen sind für den Keller und für das Dachgeschoss vorgesehen: Der Keller soll endlich wieder als Raum für Wechselausstellungen genutzt werden können, was seit einiger Zeit aus Brandschutzgründen untersagt ist. Gibt es dagegen im Westen einen zusätzlichen Ausgang, ist dieses Problem beseitigt. Um den gewölbten Keller als Ganzes nutzen zu können, müssen der Technikraum und das Blockheizkraftwerk weichen. Beides wird unterirdisch nach Westen verschoben - unter den freien Platz zwischen Korn- und Max-Eyth-Haus. Diese Arbeiten lassen sich aber auch unabhängig vom sonstigen Umbau erledigen. Sie können also auch erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Im Dachgeschoss soll ein Versammlungsraum entstehen, der einerseits für Konzerte, Vorträge oder Diskussionen zur Verfügung steht. Andererseits ist an ganz besondere Diskussionen gedacht: an diejenigen des Gemeinderats, der dort seine Sitzungen abhalten wird. Der bisherige Sitzungssaal im Rathausanbau wird dadurch überflüssig. Aber auch der Rathausanbau soll in einigen Jahren völlig neu entstehen.
Was ebenfalls ganz neu wird, ist die Dauerausstellung des Städtischen Museums, an deren Konzeption das Museums-Team seit Schließung der musealen Ausstellungsräume aus Brandschutzgründen intensiv arbeitet. Auch Kirchheimer Bürger sollen von 2024 an die Möglichkeit bekommen, im Museum ihre eigenen, individuellen Sammelstücke zu präsentieren: Für einige Wochen stünde ihnen dafür Platz im Kornhaus zur Verfügung - unter dem Motto „Meine Ausstellung“.
Der Gemeinderat hat jetzt das Stuttgarter Architekturbüro Cheret Bozic mit der Planung für Umbau und Sanierung des Kornhauses beauftragt. Das Büro war aus dem entsprechenden Wettbewerb als erster Sieger hervorgegangen. Der preisgekrönte Entwurf hat überzeugt, „weil er mit dem historischen Gebäude sehr sorgfältig umgeht und alles feinfühlig auslotet“, wie Bürgermeister Günter Riemer im Gemeinderat ausführte. Es gehe dabei um „denkmalgerechtes Weiterbauen“.
Einbezogen in die Planung sind nicht nur sämtliche Nutzer des Kornhauses, einschließlich Museumspädagogik, sondern auch die evangelische Kirchengemeinde, zu deren Platz hin das Haus ja geöffnet werden soll. Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker verspricht sich von der Kornhaus-Sanierung „einen ganz großen Gewinn für unsere Stadtgesellschaft“. Besonders freute sie sich darüber, dass der Gemeinderat die Begeisterung über den Entwurf einhellig teilt: „Auch wenn wir unser Ziel nicht erreichen, das Haus zum 100. Jubiläum des Museums im Jahr 2022 wiederzueröffnen, wird hier eines Tages ein Juwel unserer Stadt erneut glänzen.“