Neue Busse, mehr Linien und eine höhere Taktung: Kirchheim, Ohmden, Notzingen und Wernau als Teile des „Linienbündels 7“ im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) werden ab dem neuen Jahr besser durch Bus und Bahn verbunden sein. Ab dem 1. April 2019 wird es zudem eine Zusammenlegung von Tarifzonen geben, wodurch gerade Bürger auf dem Land erhebliche Einsparungen haben werden und damit besser an Esslingen und die Landeshauptstadt Stuttgart angebunden sein werden.
Anlass genug für Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker, Ohmdens Bürgermeisterin Barbara Born und Notzingens Bürgermeister Sven Haumacher, bei der Präsentation der Neuerungen auf dem Kirchheimer Schlossplatz dabei zu sein. Vor dem Alten Forstamt standen nicht nur die Vertreter der Gemeinden, des Landkreises und des VVS, sondern auch stellvertretend zwei Omnibusse der neuen Betreiber Schlienz-Tours aus Kernen und Bader Reisen aus Grafenberg. Ihre Präsenz sorgte an diesem Tag ein wenig für ein weinendes Auge bei Kirchheims Stadtoberhaupt, denn im Bieterverfahren haben die beiden ein Kirchheimer Busunternehmer ausgestochen.
Ansonsten war allgemein gute Stimmung angesagt, denn die Stärkung des Öffentlichen Nahverkehrs liegt jedem Stadt- und Gemeindeoberhaupt am Herzen. Schlienz und Bader werden in Kirchheim und den umliegenden Gemeinden ab dem 1. Januar 2019 durch sogenannte „Taktverdichtungen“ und neue Buslinien insgesamt 15 Prozent mehr „Fahrplankilometer“ anbieten, sprich: Auf mehr Linien sind mehr Busse häufiger unterwegs. Deutlich bemerkbar wird sich das am Wochenende machen, etwa bei Fahrten von Kirchheims Zentrum in das Wohngebiet Schafhof oder zum sogenannten Schlierbacher Dreieck, das eine neue Haltestelle bekommt.
Auch nach Ötlingen fahren die Busse der Linie 161 künftig unter der Woche zwei Stunden länger. „Am Anfang kann es natürlich noch an der einen oder anderen Stelle hapern, aber das ist ganz normal. Erfahrungsgemäß braucht es ein paar Wochen, bis sich alles eingespielt hat“, sagte die Erste Landesbeamtin und Stellvertreterin des Landrats, Dr. Marion Leuze-Mohr.
„Wir haben scharf gerechnet“, betonte Schlienz-Tours-Geschäftsführer Erhard Kiesel. Sein Unternehmen habe 8,6 Millionen Euro in neue Fahrzeuge investiert, die auch in Kirchheim im Einsatz sein werden. Er verspricht den Einsatz moderner Busse mit der Umweltnorm Euro 6. Außerdem seien alle Fahrzeuge komplett barrierefrei, betonte er.
Nicht nur Gemeinden und Busunternehmer haben sich gestreckt. Auch Planungsexperte Jochen Biesinger von der VVS sprach von einem „Kraftakt Tarifreform“, den die VVS für die Region Stuttgart umgesetzt hat. Ohmdens Bürgermeisterin Barbara Born hat es sich schon einmal ausrechnen lassen, ob sie sich stellvertretend für die Ohmdener darüber freuen kann. Ihr Fazit lautet: Sie kann. Ab dem 1. April 2019 wird durch die Zusammenlegung der Ringe 60 und 70 für eine Fahrt von Ohmden nach Kirchheim nur noch eine Zone berechnet. Das Einzelticket kostet dadurch statt 2,90 Euro nur noch 2,50 Euro, ein Monatsticket statt 86,50 Euro dann 67,60 Euro.
Auch eine Fahrt in die Landeshauptstadt wird für die Ohmdener deutlich billiger, weil in Stuttgart die Zonen 10 und 20 künftig zu einer zusammengefasst werden. Insgesamt muss man also nur noch fünf statt sieben Zonen durchqueren, wenn man von Ohmden in die schwäbische Metropole fährt. Das Einzelticket kostet ab dem 1. April nächsten Jahres statt 8,60 Euro dann nur noch 6,50 Euro, das Monatsticket statt 221 Euro nur noch 167 Euro. Damit einher geht eine bessere Synchronisierung der Anschlüsse zwischen Bus und S-Bahn.
Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker sieht die „Ausweitung der Fahrleistungen“ als eine der großen Aufgaben für Gemeinden, Landkreis, Verkehrsverbünde und Busunternehmen an. Für Kirchheim schwebt ihr zudem ein Stadtticket vor, mit attraktiveren und behindertengerechten Bushaltestellen. Nur so könne man dem Verkehr beikommen, allein um Strecken wie die B 10 nach Stuttgart zu entlasten. Nun müssen die Fahrgäste das erweiterte Angebot nur noch annehmen, damit sich der Aufwand für alle Beteiligten auch gelohnt hat und der Individualverkehr in der Metropolregion Stuttgart abnimmt.
Info Die Haushalte in den betroffenen Gemeinden bekommen noch bis Ende Dezember Postwurfsendungen mit dem neuen Fahrplänen. Sie sind bereits jetzt im Internet unter www.vvs.de abrufbar. Am Dienstag, 1. Januar, kann man von Dienstbeginn um 5 Uhr bis 6 Uhr am Folgetag die neuen Linien kostenlos testen.