Kirchheim
Das Stauffenberg-Attentat und die Männer des 20. Juli

Nationalsozialismus Ruth Hoffmann stellt in der Auferstehungskirche ihr Buch „Das deutsche Alibi“ vor.

Autorin Ruth Hoffmann stellt ihr Buch „Das deutsche Alibi“ vor. Foto: pr

Zu einem Vortrag in die Auferstehungskirche kam die Autorin und Journalis­tin Ruth Hoffmann aus Hamburg auf Einladung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), attac Kirchheim, des DGB Esslingen-Göppingen, des Evangelischen Bildungswerks im Landkreis Esslingen und der Gedenkinitiative für die Opfer und Leidtragenden des Nationalsozialismus in Nürtingen und Umgebung.

Misslungene Staatsstreich

„Das fehlgeschlagene Attentat auf Adolf Hitler und der misslungene Staatsstreich gegen das NS-Regime am 20. Juli 1944 werden seit 80 Jahren von vielen politischen Akteuren instrumentalisiert. Die Nutzung reicht von der Bagatellisierung über die Verunglimpfung bis hin zur Vereinnahmung für die eigene Deutung der Geschichte und schließlich zur Verklärung einzelner Widerstandskämpfer, vor allem Stauffenbergs, zu mythischen Heldengestalten.“ – Mit dieser Aussage umriss Hans Dörr von der GEW die Spannweite des Buches „Das deutsche Alibi – Mythos Stauffenberg-Attentat – wie der 20. Juli 1944 verklärt und politisch instrumentalisiert wird“ von Ruth Hoffmann.

Die Bagatellisierung des Versuchs, Hitler zu töten und damit den Krieg zu beenden, habe Hitler selbst noch am Morgen des 21. Juli 1944 in einer Rundfunkansprache eingeleitet, in der er die Falschbehauptung in die Welt setzte: „Eine ganz kleine Clique … verbrecherisch-dummer Offiziere hat ein Komplott geschmiedet, um mich zu beseitigen …“

Männer und Frauen des Widerstands

Ruth Hoffmann stellte klar: Es habe sich keineswegs um wenige Offiziere gehandelt. Ein Netzwerk von etwa 200 Personen aus der Wehrmacht, aus Reservisten und aus Verwaltungen waren in die Planung involviert. Eingebettet war dieses Netzwerk in eine mehrere Tausend Menschen umfassende Zahl von aktiven Regimegegnern aus allen gesellschaftlichen Schichten. Und doch seien die Männer und Frauen des Widerstands – so Hoffmann – unter den gut 65 Millionen Deutschen nur eine kleine Minderheit gewesen: „Sie opferten sich für etwas, das die meisten ihrer Landsleute gar nicht wollten und selbst nach 1945 lange nicht zu schätzen wussten.“ Lange wurden die Widerstandskämpfer des 20. Juli als „Eidbrecher“ und „Landesverräter“ geschmäht und beschimpft.

Ruth Hoffmann schloss ihren Vortrag mit den Worten des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer: „Nichts gehört der Vergangenheit an, alles ist noch Gegenwart und kann jederzeit wieder Zukunft werden.“ pm