Sie ist nicht einfach nur für den kleinen Hunger zwischendurch. Sie ist ein Lebensgefühl - die gute alte Currywurst. Vor sieben Jahrzehnten gelang Herta Heuwer in Berlin die Kreation des Jahrhunderts. Aus Tomatenmark, Worcestershiresoße, Currypulver und anderen Gewürzen rührte die Imbissbuden-Besitzerin etwas zusammen, was später als die Curry-Soße schlechthin in die Geschichte eingehen sollte.
Dieses Jahr feiert die „Königin der Imbissbuden“ ihren 70. Geburtstag. Ursprünglich aber galt die Currywurst als das „Steak des kleinen Mannes“ - eine massentaugliche Alternative zum Steak mit Ketchup, die in den 50er-Jahren bei amerikanischen Besatzungssoldaten beliebt war. Wer heute an die „Currywurscht mit Pommes“ denkt, kehrt oft in seine Jugend zurück. Das Freibad ohne sie - undenkbar. Die Mittagspause ohne sie - nur halb so lecker.
Ein Glück, dass es zahlreiche Imbissbuden gibt. Eine davon ist Karatas Vassilikis „Mela-Imbiss“ in der Kirchheimer Hegelstraße. Dort gibt es nur Würstchen vom Rind und Kalb. Abgepacktes Schweinefleisch geht bei Karatas Vassiliki nicht über die Theke. Von Rinderburgern, Kibachichi, hausgemachten Fleischküchlein, bis hin zu Hähnchenfilet wird hier alles geboten. Die Currywurst wird erst dann auf den Grill gelegt, wenn man vor Ort eine bestellt. Der Kunde kann die Zubereitung beobachten.
Statt der „Hellen“ bevorzugen Kunden oftmals auch die eher deftig und würzige Rinderwurst. Die 44-jährige Griechin besteht darauf, alles „handmade“ zuzubereiten. Neben der typischen Spezialsoße aus Tomatenmark und Curry-Gewürzen bietet sie zwei hausgemachte Soßen an - die „Yoghurt-Dill“ und die „Pikante“. Die Rezeptur dafür bleibt aber in Familienbesitz, wie das oft bei Imbissbuden der Fall ist. Was sie allerdings preisgibt: Die griechischen Gewürze sind das Entscheidende.
Arbeiter von umliegenden Firmen wie Recaro oder Lidl gehören zu den Stammgästen, aber auch Schüler. Zur Mittagszeit herrscht hier großes Gedränge.
Nachhaltigkeit hat Priorität
Der Standort spielt für den Erfolg von Curry-Buden eine wesentliche Rolle. Das sagt auch Currywurst-Verkäufer Tuncay Karakas, der seinen „Esspunkt“ in der Stuttgarter Straße führt. Seine spezielle Currywurst ist die „Oberländer“ aus Schweinefleisch. Für Muslime ist ebenso eine Alternative geboten: die Putenwurst. Tofu-Currywurst gibt es allerdings auch im „Esspunkt“ nicht. Der vegane Trend hat in den befragten Imbissbuden offenbar noch keinen Einzug gehalten. Hinzu kommt, dass der Fleischersatz nach Auskunft der Verkäufer fast das Dreifache kosten würde.
Nachhaltigkeit wird bei Tuncay Karakas groß geschrieben. So reduziert der gebürtige Kirchheimer den Müllverbrauch, indem er auf Papierverpackungen verzichtet und ausschließlich auf Tellern serviert. Das Imbissflair kommt dadurch aber nicht zu kurz, denn jeder Kunde hat die Wahl zwischen einer Gabel oder einem Holzpiekser.
Der Geschmack aber wird auch weiterhin einzigartig bleiben, wenn es darum geht, der guten alten „Königin der Imbissbuden“ gerecht zu werden.