Statik und Bausubstanz machen Sanierung schwierig bis unmöglich – Neubau steht zur Debatte
Das Waldhorn steht auf der Kippe

Beim Umbau des altehrwürdigen Kirchheimer Restaurants „Waldhorn“ gibt es unliebsame Verzögerungen. Der Grund dafür liegt in der schlechten Bausubstanz. Das Gebäude steht buchstäblich auf der Kippe. Sollte es nicht mehr zu retten sein, könnte anstelle des schmucken Fachwerkhauses sogar ein ­moderner Neubau entstehen.

Kirchheim. Vor rund einem Jahr hatte Robert Ruthenberg die Gebäude an der Ecke Marktplatz / Kornstraße übernommen. Der Hotelbetrieb lief nahtlos weiter, während am Restaurant, das schon seit einiger Zeit nicht mehr in Betrieb war, die Umbauarbeiten begannen. Wäre alles wie gewünscht verlaufen, dann hätte das Restaurant bereits im vergangenen Herbst seine Neueröffnung hinter sich gebracht. Und mit der Aussicht auf ein paar wärmende Sonnenstrahlen hätte zugleich die Aussicht auf Außenbewirtung am Marktplatz bestanden.

Für Bürgermeister Günter Riemer wäre das die Idealvorstellung gewesen, „dass auf der Westseite des Marktplatzes eine entsprechende Belebung eintritt“. Lediglich an drei Vormittagen in der Woche sei der Kirchheimer Marktplatz sehr belebt, „ansonsten aber eher nicht“. Das Waldhorn bezeichnet er als „ein wichtiges Gebäude in der Stadt – städtebaulich und stadtbildgestaltend“.

Auch für die Vorstellungen der Stadtverwaltung bringt die aktuelle Situation einen herben Rückschlag mit sich: „Wir waren sehr hoffnungsfroh beim Waldhorn. Aber die Gebäudesubstanz weist große Schäden auf.“ Günter Riemer betont allerdings, dass dieses Problem nur das kleine Gebäude (auf dem oberen Bild links) betrifft, also das Restaurant, nicht aber das Hotel.

„Vereinfacht gesagt“, führt er zu den Schwierigkeiten mit der Bausubstanz aus: „Da wurden schon Fehler gemacht, als das Gebäude nach dem Stadtbrand wieder aufgebaut wurde.“ Schon die Gründung sei teilweise auf feuchter Erde erfolgt – „ohne zu verhindern, dass Nässe ins Holz aufsteigen kann. Wenn das Holz dann auch noch keinen Zugang zur Luft hat, verfault es. Das ist jetzt der Fall.“ Hinzu kommen weitere Fehler, die spätere Bauherren und Eigentümer gemacht haben, auch noch im 20.  Jahrhundert: „Da haben vorige Generationen gewisse statische Elemente im Fachwerk sträflich verändert, schon vor Jahrzehnten.“

Genauso benennt auch der neue Eigentümer Robert Ruthenberg die Probleme, mit denen er aktuell zu kämpfen hat: „Das Haus ist in sich instabil. Tragende Wände wurden in der Vergangenheit einmal falsch entfernt. Die Grundsubstanz des Hauses ist schwer zu erhalten. Es kippt nicht nur an einer Seite, sondern in sich.“ Im Vorfeld sei das so nicht zu ahnen gewesen: „Das hat man erst gesehen, als alles freigelegt war.“

Wie es nun weitergehen soll, weiß Robert Ruthenberg selbst noch nicht: „Es gibt unterschiedliche Szenarien, die alle noch nicht spruchreif sind.“ Demnächst werde eine Entscheidung kommen. Der Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes hänge auch von der Frage ab, „ob das finanziell durchstehbar ist“. Das werde gerade ebenso geprüft wie die Auswirkungen behördlicher Auflagen – etwa, was den Brandschutz oder die Energieeffizienz betrifft – auf die vorhandene Statik. Robert Ruthenberg fürchtet: „Es könnte sein, dass es dann nicht mehr so viel Denkmal zu schützen gibt.“

Ein weiteres Problem besteht, darin, dass man dem Gebäude die marode Substanz von außen keinesfalls ansieht und dass sich Außenstehende deshalb fragen würden, warum es nicht weitergeht und warum sich das Haus vielleicht gar nicht mehr erhalten lässt. Grundsätzlich geht es dem Eigentümer natürlich um den Erhalt der historischen Substanz: „Das war mit ein Grund, warum ich das Waldhorn gekauft habe: weil ich diese alten Sachen schön finde. Mir liegt sehr viel an dem Haus und seiner Optik.“ Mit einer gewissen Resignation fügt er hinzu: „Wenn es sich aber nicht mehr erhalten lässt …“

Auch Bürgermeister Riemer beschreibt dieses Dilemma: „Die Erhaltung der Denkmal-Eigenschaft wird schwierig, das sagt selbst der Denkmalschutz.“ In der Stadtverwaltung gelte, dass es sich innerhalb des Alleenrings lohne, für jedes historische Gebäude zu kämpfen – solange der materielle Aufwand für den Betreffenden nicht zu hoch sei. Wenn sich das Gebäude allerdings nicht erhalten lässt, dann setzt die Stadtverwaltung auf einen deutlich erkennbaren Neubau: „Eine historisierende Scheinfassade kommt für uns nicht infrage.“ Mit weiteren planerischen Aspekten befasse sich übrigens der Gestaltungsbeirat der Stadt Anfang Juni.