Kirchheim
„Das war für mich erniedrigend“

Corona Eine Kirchheimerin spricht über ihre Erfahrungen als Nichtgeimpfte. Ein Gastronom schickte sie selbst draußen weg.

Kirchheim. „Im Sommer ging es noch, als man im Restaurant draußen sitzen konnte. Jetzt kommt man ohne Test nirgends mehr rein“, sagt eine Kirchheimerin. Sie ist nicht geimpft und möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. Schon zu oft hat sie schlechte Erfahrungen damit gemacht, wenn sie sich „outete“. Dazu gehört auch, dass sie im Außenbereich einer Gaststätte weggeschickt wurde. „Das war für mich erniedrigend.“ Man fühle sich in solchen Situationen regelrecht an den Pranger gestellt.

Dass in Innenräumen überall die 3-G-Regeln gelten, kommt für sie einer Nötigung und einer „Impfpflicht durch die Hintertür“ gleich, weil der Test jetzt selbst bezahlt werden muss. Solange die Schnelltests noch kostenlos gewesen seien, habe sie das Angebot hin und wieder genutzt. „Ich zahle aber nicht mehr als zehn Euro für einen Test, wenn ich für fünf Euro was trinken gehen will“, sagt sie. „Das kann ich mir nicht leisten.“ Einen deutlich teureren PCR-Test machen zu lassen, wenn die Warnstufe in Kraft tritt, kommt für sie erst recht nicht infrage. Sie betont: „Ich bin keine Querdenkerin und habe auch Angst vor Corona.“ Aus Sorge vor längerfristigen Nebenwirkungen möchte sie sich jedoch mit den noch neuartigen Vakzinen nicht impfen lassen, könnte es sich jedoch mit einem herkömmlichen Totimpfstoff vorstellen.

Nicht einladend

Auch wenn die Tage kürzer werden und die kalte Jahreszeit bevorsteht: Die Kirchheimerin wünscht sich, dass Restaurantbesitzer es Nichtgeimpften auch weiterhin ermöglichen, draußen zu sitzen. Wenn aber die Markise eingefahren sei und keine Decken auf den Stühlen lägen, sei es schlicht nicht einladend.

Wie das Leben und die Pandemie weiterlaufen würden, wenn sich alle so verhielten wie sie? „Ich mache mir sehr viele Gedanken darüber, habe aber keine Antwort gefunden“, sagt sie. Es gefalle ihr nicht, dass in dieser Krise auch in den Medien nicht alle Sichtweisen gleichberechtigt diskutiert würden. „Aber ist das die Lösung, dass sich die Menschen mehrmals im Jahr impfen lassen sollen? Die Geimpften tun so, als würden sie das für die Gemeinschaft tun. Dabei sind es doch meist persönliche Gründe“, sagt sie. Von den Nichtgeimpften verlange man jetzt aber, dass sie die Gemeinschaft im Blick haben und sich deshalb impfen lassen. Angesichts von Impfdurchbrüchen und der Gefahr, dass auch Geimpfte das Virus ohne Symptome verbreiten, wünscht sie sich, dass sich jeder testen lassen muss, bevor er ins Restaurant oder in die Kneipe geht. Anke Kirsammer