Weihnachtsaktion
„Das war Gold wert: jemanden zu haben, der mir zuhörte“

Der Arbeitskreis Leben unterstützt Menschen in Lebenskrisen. Auch eine Frau aus dem Großraum Kirchheim erhielt dort Hilfe. Sie berichtet von ihrem persönlichen Schicksal. 

Beim Arbeitskreis Leben Nürtingen-Kirchheim erhalten Menschen in Lebenskrisen und bei Suizidneigung Hilfe. Symbolfoto: Markus Brändli

Es war der Verlust ihrer Mutter, der sich durch ihr ganzes Leben ziehen und der immer wieder für depressive Phasen sorgen sollte. Als ihre Mutter starb, war sie 15 Jahre alt. „Damals in den 90er-Jahren gab es noch nicht so viele Hilfsangebote. Man wurde ziemlich allein gelassen mit einem Todesfall in der Familie“, blickt sie zurück.

Es folgten weitere Schicksalsschläge: Dazu zählte die Scheidung von ihrem Mann, als sie 27 Jahre alt war. Ein Jahr später erhielt die alleinerziehende Mutter eines Kindes die Diagnose Hirntumor. „Zum Glück konnte man operieren, und alles war gut“, sagt die Frau, die bei einer Firma in Kirchheim arbeitet und namentlich nicht in der Zeitung genannt werden möchte. 2006 die nächste Hiobsbotschaft: Vorstufe Gebärmutterhalskrebs. „Auch das ging gut aus. Aber wenn man sowieso schon labil ist und es kommt eine schlechte Nachricht nach der anderen, dann ist das schon hart.“

Nach der Trennung von ihrem damaligen Freund fiel sie schließlich „in ein riesiges Loch“. Sie weinte viel, brach alle Kontakte zu Freunden ab, war in einer tiefen Traurigkeit gefangen. Nach außen hin funktionierte sie irgendwie und ging trotz allem noch arbeiten. „Aber letztlich fing meine Kollegin meine Arbeit auf und unterstützte mich sehr.“ Suizidgedanken plagten sie, einen Sinn im Leben sah sie nicht mehr. Einzig ihre Tochter, für die sie da sein wollte, brachte sie dazu weiterzumachen. Ihr Hausarzt verschrieb ihr Antidepressiva und verwies sie an einen Neurologen, der ihr wiederum eine Therapie bei einem Psychotherapeuten empfahl. Dort jedoch gab es Wartezeiten von mindestens einem halben Jahr. Der Neurologe war es denn auch, der die Frau auf den Arbeitskreis Leben (AKL) Nürtingen-Kirchheim aufmerksam machte. „Ich rief dort an und erhielt relativ schnell einen Termin.“

 

Der Arbeitskreis Leben war meine Rettung.

Eine Frau, die beim AKL Hilfe erhielt. 

 

Einer hauptamtlichen Mitarbeiterin des AKL erzählte sie ihre Geschichte. „Von Anfang an sagte mir die Mitarbeiterin, dass sie keine Therapie anbieten könne. Aber sie bot mir an, mir zuzuhören und mich zu unterstützen. Und allein das war schon Gold wert: jemanden zu haben, der zuhörte und für mich da war.“ Die AKL-Mitarbeiterin riet der Frau außerdem zu einem Aufenthalt in einer Tagesklinik oder zu einer Reha. Sie entschied sich für Letzteres und erhielt auch bei der Organisation der Reha Hilfe durch den AKL. In einer psychosomatischen Einrichtung in Villingen-Schwenningen war sie „sechs Wochen lang einfach mal raus von allem – das tat mir sehr gut“.

„Der AKL war meine Rettung“, betont die Frau, die dort sehr schnell Hilfe erfuhr und zu keinem Zeitpunkt den Eindruck hatte, dass sie störte oder zu viel Zeit in Anspruch nahm. Ganz im Gegenteil. Beim AKL war man für sie da, das Angebot war kostenlos und ihr wurde niederschwellig und unbürokratisch geholfen. Weder ihr Hausarzt noch der Neurologe hätten sie auf die Idee einer Reha gebracht – „es war der AKL, der mich an der Hand nahm und der mir nie das Gefühl gab, von einem zum anderen geschoben zu werden“.

Inzwischen geht es der Frau sehr gut, sie hat es „aus dem Tal raus geschafft“, wie sie sagt. Wenn sich Anzeichen einer erneuten depressiven Phase zeigen, reiche ihr schon die Gewissheit, dass sie sich erneut an den AKL wenden kann: „Das allein gibt mir ein gutes Gefühl“.

Ein Projekt der Teckboten-Weihnachtsaktion

Der Arbeitskreis Leben Nürtingen-Kirchheim ist eines von drei Projekten, die durch die 45. Teckboten-Weihnachtsaktion unterstützt werden. Die Haupt- und Ehrenamtlichen des AKL engagieren sich für Menschen in Lebenskrisen und bei Neigung zum Suizid sowie für deren Angehörige. Das Angebot umfasst Einzelberatungen durch Fachkräfte, ehrenamtliche Krisenbegleitung, Präventionsarbeit mit Jugendlichen, Schulungsangebote für Fachkräfte und einen offenen Treff, um Isolation und Einsamkeit entgegenzuwirken. Die Zahl der Anfragen nimmt stetig zu – gerade in den dunklen Wintermonaten. hei