Knapp 20 000 Hektar Wald gibt es im Kreis Esslingen. Wie es um diesen steht und warum gewaltige Brände wie zuletzt in Mecklenburg-Vorpommern bei uns eher unwahrscheinlich sind, verrät der stellvertretende Forstamtsleiter Jürgen Winter.
Herr Winter, muss man mit Waldbränden wie jetzt in Lübtheen irgendwann auch bei uns rechnen?
Jürgen Winter: Zum jetzigen Zeitpunkt nicht, weil wir andere Wälder haben als in Ostdeutschland, wo Kiefernwälder vorherrschen, die grundsätzlich sehr trocken sind. Bei uns überwiegen Misch- und Laubwald. Zudem haben wir hier mehr Jahresniederschläge.
Solche Thesen gehen immer davon aus, dass Dürrejahre wie 2018 Extrembeispiele und eher die Ausnahme sind. Was also, wenn die Trockenheit zur Regel wird?
Dann wird die Gefahr natürlich deutlich steigen. Der vergangene Sommer zeigt ja noch immer Wirkung. Wir haben nach der frühen Hitzewelle im Juni erst vor Kurzem eine Pressemitteilung verschickt, in der wir Waldbesucher wegen erhöhter Brandgefahr anhalten, nur an ausgewiesenen Grillstellen zu grillen und im Wald nicht zu rauchen.
Werden Nadelbäume hier irgendwann ganz verschwunden sein?
Davon gehen wir nicht aus. Mischwald ist nach wie vor am besten. Die Fichte wird sicherlich zurückgedrängt. Ganz verschwinden wird sie nicht. Das wäre weder aus ökonomischer noch aus ökologischer Sicht sinnvoll. Die vergangenen Jahre haben uns gezeigt: Die Mischung macht‘s. Fast jeder Baum hat irgendwelche Schädlinge, die ihm zusetzen. Deshalb ist Vielfalt das Gebot.
Welche neuen Baumarten kämen denn künftig infrage?
Das Land hat erst vor ein paar Tagen neue Baumarten-Eignungskarten vorgestellt. Darin geht man von verschiedenen Szenarien einer möglichen Erwärmung aus. Die forstliche Versuchsanstalt in Freiburg hat darin Prognosen erstellt, welche Baumarten bei uns bis zum Jahr 2100 noch wachsen. Im Moment orientieren wir uns bei Neupflanzungen an der Eiche, in beschränktem Umfang auch an der Douglasie. Ansonsten gibt es ein breites Spektrum an Exoten.
Welches Gesundheitszeugnis würden Sie dem Wald denn ausstellen?
Eichenprozessionsspinner, Borkenkäfer bei der Fichte und Trockenheit, die vor allem Buchen zusetzt, machen uns Probleme. Man muss sagen, dem Wald ging es sicher schon besser. Bernd Köble