Kirchheims freundschaftliche Beziehung zum serbischen 15 000-Einwohner-Städtchen Baˇcki Petrovac gibt es seit 1966, die offizielle Städtepartnerschaft seit 2017, und seit wenigen Wochen hat die Teckstadt nach guter deutscher Sitte einen Förderverein. Das muss gefeiert werden, daher kommt am heutigen Freitag eine dreiköpfige Delegation aus Baˇcki Petrovac nach Kirchheim. Zum feierlichen Empfang im Kirchheimer Rathaus um 10.30 Uhr werden Srdan Simiˇc, Bürgermeister von Baˇcki Petrovac, Stadtentwickler Radomir Zotoviˇc und die Ortsvorsteherin Marica Stojanoviˇc vom Teilort Magliˇc erwartet.
Magliˇc, das damals Bulkes hieß, ist der eigentliche Grund für diese Partnerschaft, war er doch seit dem frühen 19. Jahrhundert die Heimat vieler Deutscher, der sogenannten Donauschwaben, die sich in diesem Teil des ehemaligen Jugoslawiens Bulkeser nennen. Die Stadt liegt in der südlichen Batschka, einem Teil der autonomen Provinz Vojvodina. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie vertrieben oder in Lagern interniert, viele kamen darin ums Leben. Diejenigen, die es nach Deutschland geschafft haben, sind unter anderem in Kirchheim gelandet. Alle zwei Jahre treffen sie sich in der Teckstadt, um die Erinnerung an die Heimat für sich und die nachfolgenden Generationen aufrecht zu erhalten.
Der Verein mit dem etwas sperrigen Namen „Förderverein zur Pflege der Kultur, Völkerverständigung und Heimatpflege zwischen Kirchheim und Baˇcki Petrovac“ ist der vorläufige Höhepunkt dieser schwäbisch-serbischen Freundschaft. Keine Vereinsgründung ohne Wahl des Ersten Vorsitzenden: Die Mitglieder des Gemeinderates konnten sich bei der Gründungssitzung problemlos auf Hartmut Rehm einigen. Der ist zwar kein direkter Nachfahre der Bulkes aber „eingeheiratet“: Seine Frau Angelika ist die Tochter eines Bulkesers und Rehm war schon früh mit seiner damaligen Freundin auf den Heimattreffen dabei, als diese in Kirchheim noch in der Konrad-Wiederholt-Halle abgehalten wurden, nicht wie heute in der Stadthalle. Beeindruckt hat ihn stets die Tanzfreudigkeit der Bulkeser.
Seine angeheiratete Familie hat früh auf Verständigung gesetzt. „Mein Schwiegervater wurde als Verräter beschimpft, als er dorthin fuhr und den Dialog suchte“, erzählt Rehm. Mittlerweile fährt die Familie regelmäßig in die serbische Gemeinde. Die Zahl derjenigen Bulkeser, die in den Kirchheimer Raum gezogen sind, schätzt Rehm auf 2 000. Belastbare Zahlen gibt es allerdings nicht.
Renovierung der Kirche
Ein großes Projekt hat der junge Verein bereits vor der Brust: Die Renovierung der evangelischen Kirche in Magliˇc. „Ein wirklich beeindruckender Bau, der mit seiner Größe die ganze Batschka beherrscht“, sagt Rehm, der bislang drei Mal in Bulkes war. Der Bau habe jedoch stark gelitten, weil er lange Zeit als Lager missbraucht worden war und man sogar eine Zwischendecke eingezogen habe. Gelder für den Wiederaufbau zu besorgen, tut dringend not und gehört nun auch zu den Aufgaben des Vereins.
Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker, von Amts wegen automatisch Zweite Vorsitzende des Fördervereins, sieht einen „europäischen Auftrag“, den man erfüllen wolle. Dazu gehöre auch ein regelmäßiger Austausch mit der Partnergemeinde, etwa durch Besuche von Schüler- oder Sportgruppen.
Zum Dritten Vorsitzenden wurde Wilhelm Bauderer gewählt, der eigens aus der Nähe von Freiburg zur Vereinsgründung angereist war. Bauderer ist bereits Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Bulkes, ist dort aufgewachsen und des Serbo-Kroatischen mächtig. Er wird bei Besuchen als Dolmetscher fungieren. Zum Thema Sprachen erfährt der Vorsitzende Hartmut Rehm am Rande der Vereinsgründung noch Erfreuliches: An der Volkshochschule in Kirchheim wird es in Kürze einen Kroatisch-Kurs geben. „Das ist im Grunde wie Serbisch“, sagt er begeistert und kündigt an, dass er diesen Kurs sicher belegen wird. Dann kann er die Kultur der Vorfahren seiner Frau noch besser verstehen und erkunden.