Kirchheim
Der AWB drängt im Kreis Esslingen auf „ortsnahe Entsorgung des Altpapiers“

Neuregelung Vereine müssen die Papiersammlungen „satzungskonform“ durchführen, also in allen Straßen sammeln. Von Elke Hauptmann

Kreis. Zeitungen, Prospekte und Kartons: Im Kreis fallen im Schnitt jährlich etwa 66 Kilogramm Altpapier pro Einwohner an. Nach Angaben des Abfallwirtschaftsbetriebes (AWB) belief sich die Sammelmenge im vergangenen Jahr auf 31 582 Tonnen. Der größte Teil davon, 24 000 Tonnen, kamen über die Blaue Tonne zusammen. Fast 5000 Tonnen Altpapier, Pappe und Kartonagen wurden auf den Recyclinghöfen abgegeben. Weitere 2652 Tonnen haben Vereine eingesammelt. Das war durchaus ein lohnendes Geschäft für sie, denn dafür gab’s Geld für die Vereinskasse: Zusätzlich zur Garantievergütung von 35 Euro pro Tonne zahlte der Landkreis Esslingen 2022 noch eine Prämie von 25 Euro pro Tonne.

Auch künftig will der AWB an der Vergütung festhalten und hat in seinem Wirtschaftsplan 2023 und 2024 je 136 500 Euro Vereinszuschüsse eingeplant. Dennoch fürchten die Vereine um diese Einnahmequelle. Denn in diesem Jahr werden einer Ankündigung des AWB zufolge nur noch jene Vereine in den Genuss des Garantiepreises kommen, „die satzungskonform die Einsammlung durchführen“. Also nur noch dann, wenn die Vereinsmitglieder die Straßen ihres Ortes abfahren und das von den Bürgern vor der Haustür bereitgestellte Altpapier zusammentragen. Das, beruft sich der AWB auf Beschwerden aus der Bevölkerung, sei leider nicht mehr die Regel. Die Vereine seien von dem Prinzip einer „Haus-zu-Haus-Sammlung“ abgewichen, indem sie Container zur Papierabgabe aufgestellt haben. Dort konnte die Bevölkerung das Altpapier zu bestimmten Zeiten unter Aufsicht von Vereinsmitgliedern abgeben – was nicht den Regularien entspreche. Zudem sei damit „ein Parallelsystem zum bestehenden Angebot“ des Kreises entstanden. Schließlich stünden für Papier und Kartonagen auch die Recyclinghöfe zur Verfügung. Die stationären Container habe man während der Corona-Pandemie toleriert, jetzt aber erwarte man, dass den Bürgern wieder eine „ortsnahe Entsorgung des Altpapiers“ ermöglicht wird, teilte der AWB den Vereinen vor Monaten mit.

Doch Straßensammlungen sind für die Vereine zunehmend schwieriger zu organisieren als die Annahme an einem Container. Immer weniger Vereine seien laut AWB in der Lage, genügend ehrenamtliche Helfer zu mobilisieren und Fahrzeuge zusammenzubekommen.

Bei den Sammlungen unterscheidet der AWB, ob die Stadt oder Gemeinde Papiertonnen hat oder nicht. In Orten mit der Blauen Tonne liege es im Ermessen der Vereine, wie häufig sie sammeln wollen. Sind keine Papiertonnen vorhanden, ist ein Sammelrhythmus alle vier Wochen durch die Vereine zwingend. Dieses System gibt es nach Angaben des Abfallwirtschaftsbetriebes kreisweit nur noch in wenigen Gemeinden wie etwa Neidlingen. Die Papiertonne hat sich durchgesetzt: Kürzlich schlossen sich Filderstadt-Sielmingen, Holzmaden und Nürtingen-Hardt an.

 

Lohnt sich der Aufwand? – Altpapier wird weniger

Laut Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) lohnt sich der Aufwand für Straßensammlungen für Vereine kaum mehr angesichts stets rückläufiger Altpapiermengen. Wurden im Jahr 2019 im Landkreis Esslingen noch rund 4900 Tonnen Altpapier durch die Vereine im gesamten Kreisgebiet gesammelt, waren es ein Jahr später lediglich 3800 Tonnen, 2021 noch knapp 3500 Tonnen und im Jahr 2022 schließlich nur noch rund 2600 Tonnen. Ein großes Problem dabei ist: Der Anteil an sperriger Kartonage steigt. So ist der Altpapiercontainer mit Kartons zwar rasch gefüllt, doch der Erlös für die Vereine wird nicht nach Volumen, sondern nach Gewicht berechnet.