Kirchheim
Der Bach verbindet Schule und Freizeit

Schlossgymnasium Der nördliche Teil des Schulhofs ist für 200 000 Euro umgestaltet worden. Er ist naturnaher, hat einen versickerungsfähigen Belag und integriert zugleich das Grüne Klassenzimmer. Von Andreas Volz

Ein Schulhof hat viele Funktionen, wie Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader am Schlossgymnasium erklärte: „Vor allem die jüngeren Schüler müssen sich auf dem Schulhof austoben können. Ansonsten sollte sich der

Bestimmte Fischarten sind Indikatoren für die Güte des Wassers.
Sebastian Oßwald
über die Grundlagen der gewässerökologischen Untersuchungen

Schulhof anbieten, um dort zu sitzen, zu kommunizieren oder auch abzuschalten.“ Anlass für diese Betrachtungen des Stadtoberhaupts war die feierliche „Inbetriebnahme“ des neugestalteten Schulhofs in der Jesinger Halde.

Nach der Sanierungszeit von Februar bis Mai freute sich Pascal Bader, dass die Schüler ihren neuen Schulhof „bereits in Besitz und in Beschlag genommen haben“. Ein kleinerer Bolzplatz sei der Sanierung zum Opfer gefallen, was viele jüngere Schüler bedauern würden. Dafür aber seien rund 370 Quadratmeter befestigte Fläche entsiegelt worden. Teils ist dort Rasen eingesät, und wo es trotzdem noch Pflastersteine gibt, seien diese Beläge nun versickerungsfähig gestaltet: „Der Regenwasserabfluss hat sich dadurch deutlich verbessert.“

Auch pädagogische Elemente seien in den Schulhof integriert worden: Die Hütte für das Grüne Klassenzimmer am Trinkbach wurde auf den Schulhof versetzt, der Zugang zum Trinkbach ist neu gestaltet. „So gibt es die Möglichkeit, das Gewässer auch weiterhin in den Unterricht zu integrieren.“ Die „naturnahe und extensive Einsaat“ sei auch für Insekten und Pflanzen sehr attraktiv: „Die Naturnähe ist uns ganz wichtig.“ Nicht unbedeutend war die Naturnähe auch für entsprechende Zuschüsse, die die Stadt Kirchheim für das Projekt mit Gesamtkosten von 200 000 Euro erhalten konnte.

Bio-Fachschaft wählt Baumarten aus

Schulleiterin Lucia Heffner ging auf die pädagogische Bedeutung des Schulhofs ein: „Das gehört dazu, um in angenehmer Atmosphäre lernen zu können.“ Im konkreten Fall war sogar die Fachschaft Biologie des Schlossgymnasiums in die Planung mit eingezogen – um passende heimische Baumarten auszuwählen, die sich in den Unterricht mit einbeziehen lassen: „Organisation und Absprachen mit der Stadt haben tadellos geklappt, es ist alles hervorragend gelungen“, lobte sie die Zusammenarbeit mit dem Schulträger.

Für Unterhaltung sorgte bei der Schulhof-Übergabe außer der dreiköpfigen Lehrerband auch Biologie- und Chemielehrer Sebastian Oßwald. Vor zehn Jahren hatte er nicht nur das Grüne Klassenzimmer gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern gezimmert, sondern auch mit gewässerökologischen Untersuchungen am Schlossgymnasium begonnen. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Bader begab es sich in den Trinkbach, um dort mit dem Kescher allerhand Tiere herauszufischen: „Das sind Indikatoren für die Güte des Wassers.“ Das Vorhandensein bestimmter Fischarten, die viel  Sauerstoff benötigen, zeige deutlich, dass das Wasser des Trinkbachs dauerhaft über einen hohen Sauerstoffgehalt verfügt. Mit chemischen Analysen lasse sich das nur für den jeweiligen Jetzt-Zustand nachweisen. Die biologische Analyse der Tierarten dagegen gebe Aufschluss, wie es sich über einen längeren Zeitraum mit der Wasserqualität verhält.

Großen Wert legt Sebastian Oßwald darauf, dass sowohl der Trinkbach als auch die Lindach nicht mehr einfach nur am Schlossgymnasium vorbeifließen, sondern Bestandteil des Unterrichts sein können. Vom Grünen Klassenzimmer aus mit den Schulklassen direkt in den Bach zu gehen, sei besser, als das Thema Bach im verdunkelten Raum anhand von Bildern durchzunehmen.

Das Grüne Klassenzimmer, das inoffiziell auch den Namen „Oßwald-Hütte“ trägt. liegt ihm besonders am Herzen: „Das haben Schülerinnen und Schüler unter Aufsicht gebaut – jede Schraube, jeden Nagel, jeden Sparren.“ Dass die Hütte nun auch wegen häufiger Vandalismus-Schäden in den umzäunten Schulhof-Bereich verlegt werden musste, wollte er nur ganz am Rand ansprechen: „Das belastet mich zu sehr.“

Mit Markise und Sonnenschirm ausgerüstet, eignet sich die Hütte am Rand des Schulhofs jedenfalls nicht nur für Biologie, sondern für jede Art von Unterricht im Freien. So fließend wie das Wasser des Trinkbachs sind dann auch die Grenzen zwischen Unterricht und Freizeit: Das demonstrierte Sebastian Oßwald am Schluss seiner Vorführung noch scherzhaft, indem er zwei wohlversteckte und gut gekühlte Flaschen eines Erfrischungsgetränks aus dem Wasser zog – eine ganz andere Definition des Namens „Trinkbach“.