Ähnlich hoch wie der Sanierungsbedarf sind auch die Sanierungskosten: Die Stadt Kirchheim will den Bulkesweg runderneuern und ihn komplett umgestalten. Die Kosten dafür sollen bei rund drei Millionen Euro liegen. Eines der Ziele besteht darin, aus dem Bulkesweg eine Fahrradstraße zu machen. Außerdem soll der Schleich- und Durchgangsverkehr ausgebremst werden – unter anderem, um die Tannenbergstraße zu entlasten.
Zu diesem Zweck wird die Fahrbahnbreite deutlich verringert: von derzeit 6,20 bis 6,50 Metern auf 4,50 Meter. „Fahrradstraße bedeutet nicht, dass die Straße ausschließlich für Fahrradfahrer zur Verfügung steht“, erläuterte Bianka Wötzel, die Leiterin des Sachgebiets Tiefbau, im Ausschuss für Infrastruktur, Wohnen und Umwelt. „Aber die Radfahrer werden zum Taktgeber. Alle anderen müssen auf den Radverkehr Rücksicht nehmen.“ Autofahrer müssen sich demzufolge mit ihrer Geschwindigkeit am Radverkehr orientieren und sich daran anpassen. Weil das nicht alle freiwillig machen, werden sie durch die geringe Straßenbreite dazu gezwungen. Auch der Einmündungstrichter von der Aichelbergstraße in den Bulkesweg wird stark verkleinert – mit der Absicht, dass der Bulkesweg schon allein dadurch für Sattelschlepper nicht mehr attraktiv ist.
Die schmale Fahrbahn stieß nicht bei allen Ausschussmitgliedern auf Gegenliebe: „Da kommen künftig keine zwei Autos mehr aneinander vorbei“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Marc Eisenmann. „Das wird nicht immer die Verkehrssicherheit erhöhen. Ich hoffe, dass die Anwohner das akzeptieren.“ Auf ein anderes Problem verwies Reinhold Ambacher (Freie Wähler): „Die geringe Straßenbreite macht es nicht gerade leicht für Busse und Müllabfuhr.“
CDU-Stadtrat Thilo Rose erinnerte zudem an die Paketdienste: „Die müssen die Häuser im Bulkesweg auch anfahren können. Wenn dann nur einer der Anwohner nicht ganz sauber an der Straße parkt, wird es sehr schwierig, da durchzukommen.“ Genau das scheint die Absicht der Planung zu sein, denn Bianka Wötzel meinte zu den vorgetragenen Bedenken: „Es geht uns darum, an dieser Stelle den Schleichverkehr für Lkw unmöglich zu machen.“
Was das für die angesprochenen Busse, Müllautos, Paketfahrzeuge oder auch für Rettungsdienste bedeutet, spielt demnach eine untergeordnete Rolle: Der Sitzungsvorlage zufolge sollen sie den Bulkesweg trotzdem noch passieren können müssen – auch wenn ihnen nur noch eine Fahrbahnbreite von 4.50 Metern bleibt. Den Antrag Thilo Roses, die geplante Breite der Gehwege zu beiden Seiten von zwei Metern auf 1,75 Meter zu verringern, um somit wenigstens auf fünf Meter Straßenbreite zu kommen, lehnte der Ausschuss mit sechs zu 13 Stimmen ab.
Andere Diskussionspunkte waren das geplante Plateau, das den Verkehr auf der Tannenbergstraße an der Einmündung des Bulkeswegs verringern und verlangsamen soll, aber auch die Parkplätze. Entlang des Bulkeswegs bleiben sie in reduzierter Zahl erhalten. Um das auszugleichen, errichtet die Stadt an der Tannenbergstraße zusätzliche Stellplätze für die Anwohner. Die Befürchtung von Grünen-Stadtrat Max Blon, dass mehr Stellplätze geschaffen werden als nötig, zerstreute Bianka Wötzel umgehend: „Der Bedarf ist da. Wir wollen damit ja auch etwas gegen das wilde Parken tun.“
„Stellplätze sind beachtenswert“
Marc Eisenmann lobte diesen Teil der Planung ausdrücklich: „Wir schaffen es immerhin, Stellplätze zur Verfügung zu stellen. Das ist in heutiger Zeit beachtenswert.“ Der hohe Parkdruck in vielen anderen Kirchheimer Wohngebieten hat zumindest für die Anwohner des Bulkeswegs bewirkt, dass der Bedarf an Park- und Stellplätzen angemessen berücksichtigt wird.
Dafür, dass es sich beim Bulkesweg im eine Komplettsanierung handelt, bei der auch die Kanalisation und die Wasserleitungen erneuert werden, ist die Bauzeit erstaunlich kurz: Beginn ist noch in diesem Sommer. Ein Jahr später, also im Sommer 2023, soll alles fertig sein. „Alles“ bedeutet, dass sich auch andere Träger möglicherweise beteiligen und ihre Leitungen dort sanieren. Außerdem wird die Straßenbeleuchtung erneuert und komplett auf LED umgestellt, bis hin zu den Stichstraßen.
Stichstraße ist der Bulkesweg auch selbst während der Bauzeit. Das Plateau auf der Tannenbergstraße entsteht während der Sommerferien. Was sich allerdings nicht planen lässt, ist die Entwicklung der Kosten. Die steigen derzeit beinahe täglich. Einen Teil der Kosten erhält die Stadt Kirchheim erstattet, weil es Fördergelder für das Sanierungsgebiet gibt.