Kirchheim
Der Dekan vermittelt Lebensfreude

Dienstantritt Kirchheims Dekan Christian Tsalos blickt auf seine ersten vier Monate im neuen Amt zurück. Gemeinsam mit seiner Frau hat er sich in Kirchheim und Umgebung gut eingelebt. Von Andreas Volz

Christian Tsalos ist seit vier Monaten Dekan im evangelischen Kirchenbezirk Kirchheim. Seinen Humor hat er trotzdem nicht verloren. „Ich komme her, und gleich wird die Kirche geschlossen“, sagt er, auf die Sanierung der Martinskirche
 

Hier in Kirchheim ist immer was los.
Christian Tsalos
über seine ersten Erfahrungen in einer sehr belebten Innenstadt

angesprochen. Er ist sich aber sicher, dass das nichts mit ihm zu tun hat. Rückblickend freut er sich, dass im Sommer immerhin seine Amtseinsetzung in einer gut gefüllten Martinskirche möglich war – in Corona-Zeiten keine Selbstverständlichkeit: „Besonders schön war es, wieder mit vielen Leuten gemeinsam zu singen.“

Kirchheim kannte er bislang nur „vom Durchfahren“. Deshalb hat er es genossen, dass kurz nach seinem Dienstantritt die Sommerferien begannen. So konnte er in Ruhe nicht nur die Stadt kennenlernen, sondern gleich den gesamten Kirchenbezirk – „bis hinauf zur Alb“. Sein Blick von außen ist unbestechlich, weswegen seine ers­ten Einschätzungen alle Kirchheimer stolz machen müssten: „Hier ist immer was los. Eine so belebte Stadt war für mich und meine Frau eine ganz neue Erfahrung. Drei Markttage in der Woche – faszinierend, dass es so etwas gibt.“

Seine Dienstwohnung hat Chris­tian Tsalos allerdings nicht im Dekanatsgebäude bezogen. Die dortige Wohnung ist stark renovierungsbedürftig. Er wohnt stattdessen im Pfarrhaus der Christuskirche in der Weisestraße, wo er einen großen Garten hat. Der Trubel der Innenstadt ist dort weit weg, und trotzdem liegt es nicht ab vom Schuss: „Per Fahrrad bin ich in sechs Minuten mitten in der Stadt.“ Allerdings ist die Stadt nur ein Teil seiner Arbeit: „Als Dekan bin ich im ganzen Bezirk unterwegs.“

Dass er trotz der Aufgaben als Dekan auch als Pfarrer an der Martinskirche tätig ist, hält er für wichtig – „damit ich die Bodenhaftung nicht verliere“. Letzteres hat er auch an den Anfang seiner Berufslaufbahn gestellt: „Ich habe vor dem Vikariat eine Ausbildung gemacht und eine große Abteilung in einem Elektronikfachmarkt geleitet.“ Der Zeit im Einzelhandel habe er wertvolle Erfahrungen zu verdanken – außerhalb der Theo­logie und des Pfarrberufs.

Sein Weg zum Pfarrdienst war nur teilweise der klassische: „Ich bin in einem Pfarrhaus aufgewachsen und kenne des Gemeindeleben von klein auf.“ Allerdings ist er vor 60 Jahren in Stutt­gart nicht in eine alteingesessene Pfarrerdynastie hineingeboren: „Mein Vater hat hier evangelische Theologie studiert und ist noch während des Studiums konvertiert. Er war der erste Pfarrer der Würt­tembergischen Landeskirche mit griechischer Abstammung.“ Er selbst könne umgangssprachlich ein bisschen reden. „Was ich besonders gut kann, ist Griechenland bereisen und griechisch essen.“

Seine Stationen im Pfarrdienst waren Tübingen-Hagelloch als Vikar, Musberg als Pfarrer zur Anstellung und jeweils rund zwölf Jahre in Albstadt-Ebingen sowie zuletzt in Heimsheim. Zwischendurch hat er aber eine ganz andere Stelle innegehabt: Nach einem berufsbegleitenden Studium zum Kommunikationswirt war er als Pressesprecher der Württembergischen Landeskirche tätig.

Dass er einmal Dekan werden würde, hätte er während seines Theologiestudiums in Tübingen selbst nicht geglaubt. „Aber mir war klar: Wenn ich noch einmal meine Stelle wechsle, dann muss das eine neue Aufgabe sein.“

Kirchturmpolitik ist fehl am Platz

Christian Tsalos will sich dieser neuen Aufgabe gerne stellen. Eines seiner wichtigsten Anliegen: „Die Landeskirche muss handlungsfähig bleiben, auch im Hinblick auf sinkende Mitgliedszahlen.“ Der demografische und der gesellschaftliche Wandel bringen es mit sich, dass immer weniger Menschen einer Kirche angehören. Zudem sorgt der demografische Wandel auch dafür, dass es immer weniger Pfarrer gibt. „Diese Entwicklungen müssen wir durch den Pfarrplan zusammenbringen, um alle Kirchenmitglieder möglichst gut versorgen zu können.“ Kirchturmpolitik sei da fehl am Platz, das gelte es zu vermitteln.

Außerdem möchte er vermitteln, dass auch Pfarrer mitunter Seelsorge brauchen: „Der Beruf kann einen komplett in Beschlag nehmen, da muss man aufpassen.“ Es gehe auch darum, zu lernen und zu akzeptieren, dass selbst die Theo­logie nicht immer auf alles eine Antwort bietet. Gerade deshalb aber hebt Christian Tsalos die lebensbejahende Haltung des Christentums hervor: „Trotz aller ernsten Seiten gehört auch die Freude zu unserem Leben.“