Jetzt ist es entschieden: Der Kirchheimer Gemeinderat tagt künftig unter dem Dach des Kornhauses. Einige Mitglieder des Ausschusses für Infrastruktur, Wirtschaft und Umwelt taten sich schwer mit dem Beschluss. Sie wollten die Entscheidung lieber noch vertagen - oder sie wenigstens vom gesamten Gemeinderat treffen lassen.
In der Sitzung ging es aber nicht nur um die „Verortung des Sitzungssaals“, sondern auch um die Kostenberechnung für den kompletten Umbau des Kornhauses. Erfreuliche Aussage des Stuttgarter Architekturbüros Cheret Bozic: Gegenüber der Schätzung fallen die Kosten nach der Berechnung lediglich um 0,9 Prozent höher aus. Rund 12,8 Millionen Euro soll die Sanierung kosten.
Ein Problem ist aber die lange Projektlaufzeit. Wann die Arbeiten ausgeschrieben werden können, hängt von den Förderzusagen ab. Die Stadt hat sich um Aufnahme in das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ beworben. Oberbürgermeister Pascal Bader musste nun berichten: „In der ersten Tranche wurden wir nicht berücksichtigt. Da ging es ausschließlich um Sporthallen, Freibäder und Hallenbäder. Jetzt hoffen wir, dass wir mit unserem Kulturprojekt in der zweiten Tranche drankommen.“
Und wenn Kirchheim auch dann nicht berücksichtigt wird? „Dann müssen wir schauen, welche anderen Förderprogramme wir in Anspruch nehmen können.“ Bis das alles entschieden ist, bis also tatsächlich Leistungen vergeben werden, dürften sich die Kosten noch deutlich erhöhen.
Architekt Peter Cheret will das Kornhaus möglichst wieder in seinen bauzeitlichen Urzustand zurückführen. Gemeint sind damit Bodenbeläge aus Holz, wie sie im 16. Jahrhundert üblich waren und wie sie auch aus dem Kirchheimer Schloss belegt sind. Es geht auch um einen Lehmputz an den Innenwänden, der für das Raumklima von Vorteil ist. Und es geht darum, trotz Ausstellungen den ursprünglichen Charakter eines Kornspeichers wieder herauszustellen.
Moderne Technik soll es trotzdem geben - aber möglichst so, dass man sie nicht bemerkt: Die Alarmanlage ist in den Fensternischen versteckt, die Rauchmeldeanlage in den Decken. Diese Decken sind teilweise schadstoffbehaftet und werden grundlegend verändert. Beibehalten werden dagegen die Fenster in den Obergeschossen: Die Verbundfenster aus den 70er-Jahren sind gut erhalten und genügen auch aktuellen Anforderungen an den Wärmeschutz.
„Beeindruckender Raum“ im Keller
Für das Untergeschoss verspricht Peter Cheret einen „ziemlich beeindruckenden Raum“. Der Gewölbekeller soll wieder für Ausstellungen zur Verfügung stehen - und zwar in voller Länge und Breite. Ein Vorteil für den Umbau des Untergeschosses gilt auch im Dachgeschoss: Viele der vorhandenen Streben werden aus statischen Gründen nicht oder nicht mehr benötigt. Die Räume gewinnen also an Wirkung.
Mit Sichtbeeinträchtigungen ist eher nicht mehr zu rechnen. Ein Problem jedoch sind die Querbalken unter dem Dach: Sie beschränken die Sichthöhe des Raums auf etwa 2,50 Meter. Das wird schwierig für eine Projektionswand im künftigen Sitzungs- und Veranstaltungssaal: Was darauf projiziert wird, lässt sich nicht von überall erkennen. Abhilfe sollen in diesem Fall mehrere Monitore schaffen, die im Raum verteilt werden. Moderne Technik trägt also dazu bei, dass der Gemeinderat in einem historischen Gebäude gute Entscheidungen für die Zukunft der Stadt Kirchheim treffen kann.
Die Entscheidung zugunsten der Kornhaus-Sanierung und der „Verortung“ des Sitzungssaals außerhalb des Rathauses fiel jedenfalls mit großer Mehrheit.