Ihr Motto klingt ebenso einfach wie gut: „Alles wird gut, genieße das Leben“, engagiert sich das Trio „Dicke Fische“ mit ansteckender Leichtigkeit als Seelentröster und fordert die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer mit einem „Komm, lass uns tanzen“ genau dazu auf, was sich am Rossmarkt „noch“ nicht alle trauen. Einfach nur schön: Zuhören, sich zu den Klängen der Musik wiegen, kuscheln, genießen. „Man muss sich treiben lassen“, findet Ruth aus Uhingen, die entspannt und ohne einen Plan zu haben das Event genießt.
Entspannt? Davon scheint eine ältere Dame meilenweit entfernt zu sein. „Komm jetzt, mir ganget weiter, des Techno macht mir Kopfweh“, drängt sie ihre männliche Begleitung zum Standortwechsel und macht sich ohne dessen Antwort abzuwarten schnellen Schrittes aus dem Staub. Dabei hat DJ „ChrissM“ vor seinem Lokal „RememBer“ durchaus Fans, eine darunter ist Vicky, die das wuchtige Wummern der elektronischen Musik inmitten ihrer selbst produzierten Seifenblasen auslebt.
Wechselbad der akustischen Gefühle
Was für einen Unterschied für die Ohren es dagegen macht, taucht man mit dem quirligen Duo „Disko Rollator“ in die musikalischen Wirtschaftswunderjahre ein. Mit Gesang, Keyboard und Gitarre lassen sie sowohl die alten Klassiker der 60er wieder aufleben, kommen aber auch mit ihren eigenen Songs sogar bei Jüngeren gut an. Das hätte bestimmt auch der Seniorin von vorhin gefallen.
„Wie geht’s euch? Es sind immer dieselben, die da vorne tanzen“, ruft einer der neun Mitglieder der Band „Latin Spirit“ zu weiteren Tanzwilligen auf. Und tatsächlich, Kirchheim ist heiß. Heiß auf knackige Salsas, stimmungsvolle Guajiras oder afrokubanische Jazzklassiker sowie groovige Cha-Cha-Chas.
„Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“, lautet ein Zitat des Philologen und Philosophs Friederich Nietzsche. Und der Mann hat Recht: Es ist nicht nur das abwechslungsreiche musikalische Feuerwerk, was die rund 61 Bands, Solisten und DJs auf 39 Bühnen und Locations in der Teckstadt bieten, es ist auch das harmonisch-friedliche Miteinander unter den Menschen mit ganz unterschiedlichen Wurzeln. Freundlich und ohne zu mosern machen sie einem Platz, wenn man mal näher an die Bühne möchte und geben Ortsfremden gerne Auskunft, wie man wo hingelangt.
"Lauter nette Leute"
Akzeptieren ohne Gemotze die Warteschlangen an den Essenständen und auch die Mitarbeiter der etwa 50-Mann-Frau-starken Security heben ihren Status nicht hervor. Einer davon ist der 22-jährige Joshuar, der davor zwei Jahre als Gebirgsjäger in Bayern tätig war, er stellt fest: „Lauter nette Leute hier.“ Dazu gehören nicht zuletzt Sara und Lana, die einem kompetent und freundlich am I-Point weiterhelfen sowie der letztjährige Tennis-Senioren-Weltmeister im Doppel und Mixed Tony Holzinger, der es ziemlich gelassen sieht, dass ihn die Presse nicht erkannt hat. Erstaunlich, was diese von Christian Eckhardt, Hannes Hergenröder und Francois Saorine hervorragend organisierte Veranstaltung mit einem macht. „Es ist die Vielfalt grundsätzlich“, betont Bastions-Mitglied Bernhard, der sich auf „Groove, Digger!“ auf dem Martinskirchplatz freut.
Musiknacht ohne Werner Dannemann geht nicht
Eine Kirchheimer Musiknacht ohne Werner Dannemann and Friends? Geht gar nicht. Es war der Ausnahmegitarrist, der einst mit seiner „Fête de la Musique“ die Veranstaltung aus der Taufe hob. „1996 waren es 16 Bands, die ein Benefizkonzert für ein Frauenhaus gaben“, erinnert sich der Musiker, der heute unter anderem mit der beeindruckenden Daniela Meta gemeinsam komponierte Stücke wie „Psalm 10“ zum Besten gibt. „Drogen sind pfui“, erklärt Thorsten Hammer zum Clapton-Stück „Cocaine“, der Sänger der Gruppe „Pack Men“, dessen Nachname Programm ist.
Gigantisch, wie er und seine Musiker die alten Rockklassiker raushauen und zwischendurch als Entertainer Geschichten erzählt. „Bei „Radar Love“ von Golden Earring geht es um die mystische Verabredung zwischen Mann und Frau.“ Sogar unnützes Wissen bietet diese großartige Veranstaltung, dessen Besucher im fünfstelligen Bereich liegen und man dennoch bedeutend besser als im Vorjahr durchkam.
Fazit: „Musik erzeugt eine Art Vergnügen, auf das die menschliche Natur nicht verzichten kann“ – ein Zitat von Konfuzius, dem nichts mehr hinzuzufügen ist.
Eine Bildergalerie mit noch mehr Fotos gibt es hier. Und hier ist das Video von Teckboten-Reporter Jörg Bächle zu sehen.