Seit zehn Jahren gibt es jetzt die Kinderstiftung Esslingen-Nürtingen. „Aber wir sind immer noch nicht richtig bekannt in der Region“, sagt Geschäftsführerin Biluge Mushegera. „Es gibt viel Bedarf zum Helfen, aber die Menschen sprechen uns nicht an.“ Gegründet wurde die Kinderstiftung am 16. November 2012 unter dem Dach der Caritas Fils-Neckar-Alb. Ihr Ziel ist es, Kindern aus benachteiligten Familien Zugang zu Bildung, Sport, Freizeit und Kultur zu geben. „Da gibt es noch Defizite“, sagt die Nürtinger Bürgermeisterin Annette Bürkner, die zu den Mitgliedern des Kuratoriums der Kinderstiftung zählt. „Viele wissen nicht, dass es auch in Baden-Württemberg Kinderarmut gibt.“
Die Arbeit der Kinderstiftung umfasst drei Bereiche: die Einzelfallbeihilfen, die Chancenschenker und den Kinderbeirat. Bei den Einzelfallbeihilfen übernimmt die Stiftung in armen Familien zum Beispiel den Kindermitgliedsbeitrag für den Sportverein oder die Kosten für Musikschule, Feriencamp oder Schullandheim. Beim Projekt Chancenschenker helfen ehrenamtliche Paten derzeit 30 Kindern bei den Hausaufgaben, beim Deutsch lernen oder auch bei der Freizeitgestaltung.
Vor fünf Jahren eingeführt wurde der Kinderbeirat, der aktuell aus 14 Kindern aus dem gesamten Landkreis im Alter zwischen neun und 17 Jahren besteht. Die Kinderbeiräte entscheiden ganz alleine über die Verteilung von Fördermitteln in Höhe von insgesamt 2000 Euro im Jahr. Im Normalfall werden pro Projekt 300 Euro ausgeschüttet.
40 Projekte umgesetzt
Die Anträge für die Unterstützung sind vielfältig. Verwirklicht wurden bereits 40 Projekte, darunter die Anschaffung von Turnmatten für einen Eltern-Kind-Kurs, eine Wolhlfühlecke für eine Lernförderschule, Schwimmhilfen für den Schwimmunterricht für Flüchtlingskinder, ein Tischkicker für die Ganztagsbetreuung, ein inklusives Ferienprogramm mit Alpakas oder die Teilnahmegebühr für Kids Dance bei der deutschen Meisterschaft.
„Zur Teilhabe von Kindern gehört auch die Mitbestimmung. Wir wollen den Kindern die Möglichkeit geben, allein über die Verteilung der finanziellen Mittel zu entscheiden“, erklärt Kornelija Ljubek-Ples, die Koordinatorin des Kinderbeirats. „Wir vertrauen auf die Meinung der Kinder. Sie sind Experten in eigener Sache. Wir besuchen dann auch die geförderten Einrichtungen und schauen, wie die Ideen umgesetzt wurden.“ Für die Kinderbeiräte ist dies häufig auch lehrreich. „Wir waren bei einer Flüchtlingsfamilie in einer sehr kleinen Wohnung“, erzählt die 15-jährige Katharina. „Es hieß, dass die Wohnung auch schon mal von drei Familien zugleich genutzt wurde. Da wurde mir klar, wie viel Platz ich zu Hause habe.“
Bei der Auswahl der zu fördernden Projekte sammeln die Kinderbeiräte „Punkte, die dafür und dagegen sprechen“, verrät die zwölfjährige Liza-Janan. Viele Pluspunkte gibt es für Nachhaltigkeit, Inklusion und wenn viele Kinder profitieren. „Spielmaterialien für ein Jugendhaus können auch von der nächsten Generation noch genutzt werden. Von einem Ausflug haben die Kinder in einem Jahr nichts mehr“, sagt Katharina.
Weitere Mitglieder willkommen
Weitere Mitglieder im Kinderbeirat sind noch willkommen – ebenso wie neue Chancenschenker-Paten. Und bis zum 7. Oktober können noch Anträge auf Förderung sozialer Projekte eingereicht werden, über die der Kinderbeirat dann bei seiner nächsten Sitzung im November entscheidet.
Die Kinderstiftung ist schon vorher wieder im Einsatz: am 17. Juli beim Brot-Zeit-Fest im Freilichtmuseum in Beuren und Ende September mit einem Musikfestival gegen Armut im Nürtinger Roßdorf.