Mit einem Geschäft, das geschlossen ist, lassen sich keine Geschäfte machen. Deshalb versuchen Kirchheims Einzelhändler nach legalen Wegen, wie sie trotz Lockdowns ihre Ware an den Mann oder an die Frau bringen
können. Telefon, Internet, Smartphone heißen die Alternativen, um Kontakt zur Kundschaft zu halten, wenigstens einen Teil der Ware zu präsentieren und Bestellungen entgegenzunehmen. Die Übergabe des „Warenkorbs“ erfolgt entweder durch Auslieferung seitens der Händler oder durch Abholung seitens der Kunden.
Sabine Wekerle von „Le Chic“ in der unteren Marktstraße fährt abends gerne ihre Waren aus und liefert sie ihren Kunden direkt nach Hause. „Die fragen dann ganz interessiert, wie es uns Einzelhändlern denn so geht.“ Die ehrliche Antwort: „Wir machen sehr viel. Wir versuchen sogar, alles möglich zu machen, was unsere Kunden wünschen. Wir sind auch sehr froh, dass uns die Kunden so unterstützen und uns die Stange halten. Aber der Umsatz, den wir jetzt machen, ist natürlich nicht zu vergleichen mit dem Umsatz, den wir machen würden, wenn unsere Läden offen wären.“
Die Arbeit, Bestellungen entgegenzunehmen, sie zu verpacken und auszufahren oder zur Abholung bereitzustellen, dient also eher nicht dazu, richtig viel Geld zu verdienen. Sie hat aber dennoch zwei entscheidende Vorteile: Man hat was zu tun – und man bleibt in Kontakt mit den Kunden.
Diese Kontaktpflege ist nicht zu unterschätzen, erst recht nicht, wenn sie auf eine so unkomplizierte Art erfolgt wie bei Sabine Wekerle. „Ich will nicht jammern“, sagt sie, obwohl sie allen Grund dazu hätte – wie jeder ihrer Kollegen, deutschlandweit, der in einer Branche tätig ist, die während der Pandemie vom Lockdown betroffen ist. „Ich bin eben ein Grundoptimist“, stellt sie fest und fügt an, dass sich diese Einstellung auf ihre Kunden überträgt: „Ich merke, dass es den Leuten unglaublich guttut, wenn jemand vor ihrer Haustür steht, der freundlich und optimistisch ist.“
Sabine Wekerle spricht, als Mitglied des City-Ring-Ausschusses, für alle Kollegen in Kirchheim, wenn sie erzählt: „Man kann auf ganz vielen verschiedenen Wegen Kontakt zu mir aufnehmen und sich eine gewisse Auswahl meiner Waren anschauen. Ich mache das so unkompliziert, wie es nur geht, weil alles um uns herum gerade kompliziert genug ist.“
Kompliziert ist es auch für einen stationären Händler, auf Onlinehandel umzusteigen: „Mein Laden ist ja kein riesengroßer, und deswegen habe ich meine Artikel auch nicht dutzendweise in jeder Größe verfügbar.“ Der Onlineshop hat für Sabine Wekerle also eher die Funktion, den Kontakt herzustellen – oder zu halten.
Öffnung spätestens Anfang März
Die Händlergemeinschaft City Ring arbeite gerade eine Menge Aktionen aus, für die Zeit, in der die Läden wieder öffnen dürfen. Die Botschaft soll dann lauten: „Wir sind wieder da für euch!“ Wann das allerdings der Fall sein wird, weiß auch Sabine Wekerle nicht: „Dass es schon am 15. Februar eine Eröffnung gibt, glaube ich nicht.“ Allerdings würde sie sich wünschen, spätestens Anfang März wieder öffnen zu dürfen: „Wenn es noch länger geht, dann wird es mehr als kritisch.“
Sabine Wekerle fürchtet für ihre gesamte Branche: „Von meinen Lieferanten, aber auch von vielen Kollegen aus ganz Deutschland höre ich jetzt immer häufiger Aussagen wie: ,Ich weiß nicht, ob ich im März noch da bin‘.“ Eine andere Frage ist die nach dem Umgang mit der Winterware, die sich jetzt nicht verkaufen ließ. Sollte die Kundschaft mitziehen und die Bereitschaft mitbringen, im nächsten Winter die Mode der ausgefallenen Lockdown-Saison zu kaufen, wäre den Händlern sicherlich geholfen – nicht aber ihren Lieferanten. „Vielleicht trifft es die im nächsten Winter so heftig, wie es jetzt uns getroffen hat.“
„Clickandcollect“ gilt auch für Überraschungsboxen
„Clickandcollect“ heißt die Alternative des Handels zur Lieferung frei Haus: Auf den Click im Internet – oder auch auf die telefonische Bestellung – folgt die Bereitstellung der Ware im Laden. Die Kunden können ihr Päckchen dann vor Ort abholen. Karl-Michael Bantlin, Vorsitzender der Kirchheimer Händlergemeinschaft City Ring, ist froh, dass das Abholen seit einigen Wochen wieder möglich ist, nachdem es in der Weihnachtszeit noch untersagt war.
„Viele Kollegen haben umgestellt – auf telefonische Bestellung, Videoshopping oder Onlineshops“, beschreibt Bantlin die Kommunikation auf allen Kanälen und fügt hinzu, wie er und einige seiner Kollegen eine Art von Winterschlussverkauf unter Corona-Bedingungen organisieren: „Wir packen Überraschungsboxen. Für 99 Euro bekommen unsere Kunden da Waren im Wert von über 210 Euro.“ Völlig überraschend soll das freilich nicht ablaufen. „Die Kunden können uns ihre Vorlieben mitteilen, was Farben betriff. Vor allem müssen wir auch die Größen wissen. Das soll ja passen.“
Die Überraschungsboxen können ebenfalls abgeholt werden. „Den kostenlosen Lieferservice bieten wir innerhalb unseres Verbreitungsgebiets an. Wer von weiter weg bestellt, dem stellen wir das Porto in Rechnung“, sagt Karl-Michael Bantlin. vol