Von Anfeindungen oder Mobbing können weder Annette Wolf, Schulleiterin der Raunerschule, noch Volker Blankenhorn, Konrektor der Alleenschule, berichten. Trotzdem ist der Krieg an beiden Schulen Thema und beschäftigt die Kinder und Jugendlichen. So gibt es an der Raunerschule unterschiedliche Aktionen, mit denen ein Zeichen gegen den Krieg gesetzt werden soll. „Auch wir Schülerinnen und Schüler machen uns große Sorgen um die Freiheit und Sicherheit in Europa. Wir als Raunerschule möchten deswegen Solidarität zeigen mit allen, die unter diesem Krieg leiden“, schreibt der Schülersprecher Frederic Rittler auf der Homepage der Schule.
Die SMV, die Vertrauenslehrerin Christel Reichle und der Förderverein der Schule haben mehrere Aktionen ins Leben gerufen: Es wurden Spendenaufrufe gestartet und Lebensmittelpakete auf den Weg in die Ukraine gebracht. Die Schülerinnen und Schüler bildeten ein Peace-Zeichen auf dem Schulhof und gestalteten Fensterbilder, Schriftzüge, Plakate und Banner im Zeichen des Friedens.
„Als Schule stehen wir für demokratische Werte und leben diese jeden Tag“, betont Annette Wolf. Für die Kinder und Jugendlichen, die keine Antworten auf ihre Fragen zum Ukraine-Krieg finden oder die über die Geschehnisse nicht vor der ganzen Klasse sprechen möchten, wird nun eigens eine Sprechstunde eingerichtet, informiert die Schulleiterin. Diese richte sich generell an alle Schülerinnen und Schüler; besonders betroffen seien aber diejenigen, die Verwandte in der Ukraine oder in Russland haben. Manche hätten verwandtschaftliche Beziehungen in beide Länder und großen Gesprächsbedarf – auch deshalb, weil sie „die Nachrichtenlage nicht einzuschätzen wissen“.
Generell seien die Sorgen und Ängste groß. Deshalb habe man sich für die Sprechstunde entschieden. „Das hatten wir bisher noch nie zu einem bestimmten Thema. Natürlich sind wir immer Ansprechpartner. Aber in diesem Fall ist die Sprechstunde ganz arg wichtig – der Bedarf ist da“, betont Annette Wolf. Sie thematisiert den Ukraine-Krieg auch bewusst in ihrem Unterricht. „Das ist ein dringendes Bedürfnis der Schülerinnen und Schüler.“ Viele treibe die Frage um, ob der Krieg nach Deutschland kommt. Auch die nukleare Bedrohung werde angesprochen. Die älteren Kinder wollen wissen, wie es zu diesem Krieg kommen konnte, aber auch, wie man den Dialog offenhalten könne. „Es ist eine inständige Hoffnung auf einen schnellen Frieden und eine große Solidarität zu spüren“, sagt die Schulleiterin.
Auch an der Alleenschule wurden Verkaufs- und Spendenprojekte gestartet. Außerdem wird im Schulhaus für jeden Tag des Krieges ein Friedenslicht aufgestellt, sagt Volker Blankenhorn. Auch wenn einige Schülerinnen und Schüler mit russischen Wurzeln die Alleenschule besuchen, seien ihm bislang keine Fälle von Ausgrenzung bekannt, betont der Konrektor. „Das liegt an unserer Zusammensetzung mit mehr als 30 Nationalitäten. Wir sind eine internationale Schule auf deutschem Boden.“ Volker Blankenhorn rechnet fest damit, dass bald viele Kinder aus der Ukraine die Alleenschule besuchen werden; bislang gebe es sechs Anfragen. „Wir sind eine Art Mittelpunktschule für Kinder mit Migrationshintergrund. Deshalb werden sicher mehr zu uns kommen.“ Wichtig sei, die Willkommenskultur zu leben, unbürokratisch mit Sachspenden auszuhelfen und zu versuchen, sehr schnell Normalität zu leben.
Der Krieg in der Ukraine werde an der Alleenschule nur dann im Unterricht thematisiert, wenn es vonseiten der Kinder Gesprächsbedarf gebe. Man spüre, dass Ängste vorhanden seien, aber man wolle keine Traumata wachrütteln, verdeutlicht der Konrektor. „Wir würgen die Fragen nicht ab und kehren nichts unter den Teppich, aber wir forcieren das Thema auch nicht.“