Wer wird hier eigentlich verabschiedet? „Kirchenpfleger können Gnome sein, die auf Geldsäcken sitzen wie im Märchen. Oder jemand wie Dagobert Duck, der sein tägliches Goldbad nimmt. Das wäre Bernd Kemmner nicht“, betont Dekanin Renate Kath. Vielmehr verabschiede man einen „Herr der Zahlen und Finanzen, einen guten Verwalter und einen Mitdenker, der auch mal die Initiative ergreift“, beschreibt Renate Kath die gute Zusammenarbeit mit Bernd Kemmner.
Fit in jeglichen Rechts- und Verwaltungsfragen sei er ein wichtiger Ansprechpartner für sie. Dazu komme ein großes Verständnis für das Gemeindeleben und die Kirchenentwicklung: „Sie haben das immer gelebt und nicht nur die Zahlen gesehen. Solche Menschen brauchen wir in unseren Kirchen.“ Große Dankes- oder Grußworte habe Bernd Kemmner nicht gewollt, lässt sie die zahlreich erschienenen Gäste wissen, ein paar Weggefährten kamen aber dennoch kurz zu Wort.
Werner Klein, Vorsitzender der Kirchheimer Bezirkssynode, arbeitete 24 Jahre mit Bernd Kemmner im Kirchenbezirksausschuss zusammen: „Im Vergleich zu mir war er immer pünktlich, bestens vorbereitet, korrekt und konsequent in allen Bereichen - kurzum ein hervorragender Fachmann“, fasst Klein die Kompetenz des scheidenden Gesamtkirchenpflegers zusammen. Renate Schwaderer, stellvertretende Vorsitzende der Vereinigung Evangelischer Kirchenpfleger in Württemberg, zeichnet von ihrem Kollegen das Bild eines Kapitäns, der es stets geschafft habe, „die Crew mit ihren teils ganz unterschiedlichen Temperamenten und Ansichten“ mit viel Vertrauen, der notwendigen Gelassenheit und einem großen Fachwissen zusammenzuhalten und zu motivieren. „Bernd Kemmner hatte immer den Weitblick für die Kirche als Ganzes und hat sich nicht gescheut, auch mal hohen Wellen entgegenzusteuern. Jetzt kann er die Segel für einen neuen Lebensabschnitt setzen“, so Schwaderer.
Ebenfalls ein Mann der Zahlen ist Oberkirchenrat Martin Kastrup, der für den Haushalt und die Finanzen der Evangelischen Landeskirche verantwortlich ist. Er bescheinigt Kemmner eine sehr unaufgeregte, vertrauensvolle, sachliche und stets ergebnisorientierte Arbeitsweise: „Vielen Dank für ihre Unkompliziertheit. Der Oberkirchenrat konnte blind auf Sie vertrauen.“
Der letzte Weggefährte, der das Wort an Bernd Kemmner richtet, ist Franz Keil, Pfarrer der katholischen Kirche St. Ulrich in Kirchheim. Für die Ökumene in der Stadt habe Kemmner „Großartiges“ geleistet. Seine Kompetenzen könne man durchaus aktuell an anderer Stelle gebrauchen, schlug Keil mit einem Augenzwinkern vor: „Wir kennen uns auch über den VfB, dort ist es bekanntlich gerade etwas schwierig. Ich habe dich mal für das Amt des Präsidenten vorgeschlagen.“
Schließlich kam der 64-Jährige noch selbst zu Wort: „Nach 39 Jahren kann ich sagen, es ist gut. Ich bin dankbar, dass ich dieses schöne Amt so lange ausüben durfte und für die vielen Menschen, die mich in dieser Zeit begleitet haben.“ Die Gesellschaft sei in einem rasanten Wandel, was auch für die Kirche eine große Herausforderung bedeute, so Kemmner: „Es braucht die Bereitschaft, sich zu verändern - eine Kombination aus Innovation und Unkonventionellem sowie dem Festhalten an Bewährtem. Wir müssen uns als Kirche deutlicher positionieren und nicht verstecken, sondern uns als Teil der Gesellschaft, des Gemeinwesens zeigen“, betont Bernd Kemmner und bekommt dafür zum Abschied stehende Ovationen und einen langen Applaus.
Endgültig „entpflichtet“ wird er am 13. August, seinem letzten Arbeitstag. Anschließend werde er noch zwei Monate nebenamtlich seinen Nachfolger Jörg Stolz unterstützen.