Das Spielen eines Musikinstruments macht Spaß und bereichert das Leben. Durch das Musizieren in der Gruppe optimieren Kinder und Jugendliche ihr Sozialverhalten, zudem fördert das Instrumentalspiel Selbstbewusstsein, Konzentration und Kreativität: „Es ist nachgewiesen, dass musikalisches Lernen die Nervenzellverbindungen des Gehirns aktiviert“, sagt Professor Eckart Altenmüller, der ehemalige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Musikphysiologie und Musiker-Medizin.
Diese positiven Werte haben Bestand, was sich jedoch verändert hat in jüngster Zeit, sind die Rahmenbedingungen der Musikpädagogik. Während früher der(private Instrumentalunterricht privilegierten gesellschaftlichen Schichten vorbehalten war, änderte sich das Bild im 20. Jahrhundert. Die 1924 durch Fritz
Jöde angeregten Jugendmusikschulen erlebten ab den 1950-er Jahren einen Aufschwung. Heute bilden die mehr als 900 Musikschulen bundesweit etwa 1,4 Millionen Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus. Hinzu kommt der qualifizierte Musikunterricht in diversen Amateur-Musikverbänden.
„Wir müssen mit der Zeit gehen und unsere Konzepte den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen anpassen“, sagt Daniela Rathay, die Leiterin der Kirchheimer Musikschule, und betont: „Musik ist für alle da“. Großen Wert legt sie auf Kooperationen mit allgemeinbildenden Schulen: Im Ludwig-Uhland-Gymnasium gibt es eine gemeinsame Streicherklasse, und eine Bläser-Kooperation besteht mit der Freihof-Realschule. Gemeinsame Projekte gibt es in der Allen- und der Raunerschule, und auch in Grundschulen und Kindergärten ist die Musikschule aktiv. Wenn auch die Musikausbildung zunehmend in die Schulen verlagert wird, so ist es trotzdem unabdingbar, dass den Schülerinnen und Schülern Freiräume zum instrumentalen Üben gegeben werden. Doch da steht es nicht zum Besten.
Bereits vor 20 Jahren brachte die Einführung des achtjährigen Gymnasiums und die damit verbundenen erhöhten Anforderungen einschneidende Veränderungen. Besuchten bis dahin die Instrumentalschüler zumeist bis zum Abitur den Unterricht, so zeichnete sich ein Wandel ab: Viele legen wegen einer gefühlten Überforderung bereits in der Pubertät Querflöte oder Geige zur Seite – in einer Lernphase, wo das Instrumentalspiel eigentlich beginnt, richtig Spaß zu machen. Laut statistischen Angaben des Verbands Deutscher Musikschulen beträgt der Anteil der 15- bis 18-jährigen Musikschüler derzeit nur 9,5 Prozent, während der Anteil der 6- bis 14-Jährigen bei über 57 Prozent liegt.
Auch die Disziplin beim Üben nahm über die Jahre stetig ab. „Manchmal komme ich mir vor wie ein Animateur, der die Schüler bei Laune halten muss“, sagt der altgediente Musikpädagoge Josef Feichtner. „Leistungsorientiert kann man nur noch mit einer kleinen Elite arbeiten“. Nicht von ungefähr liegt der Anteil von deutschen Studierenden an den Musikhochschulen gerade mal bei 20 Prozent. Auch bei der Besetzung von Orchesterstellen haben Bewerber aus dem Inland nur noch selten eine Chance.
Den gesellschaftlichen Wandel spürt unter anderem auch die Stadtkapelle Kirchheim. „Wir sind bestrebt, durch Kooperationen mit den örtlichen Schulen unsere Schülerzahlen zu halten“, sagt Stadtmusikdirektor Marc Lange, der die Bläserschule des Orchesters leitet. Doch nicht jeder, der die Bläserklassen besucht hat, bleibt auch dabei. Trotzdem ist Lange zufrieden: „Etwa 40 Prozent wechseln in die Einzelausbildung an der Bläserschule“.
Dass die Jugendkapelle ihr hohes Niveau halten kann, liegt zum einen an der professionellen Ausbildung, zum anderen am umfassenden Angebot: Über Anfängergruppe und Vororchester wird der Nachwuchs an die Jugendkapelle herangeführt. Marc Lange weiß: „Unsere Auftritte, Konzerte und Auslandsreisen sind ein Motivationsfaktor“. Deshalb ist ihm um die Zukunft der Jugendkapelle nicht bange.
Welches Instrument passt zu welchem Kind?
Anspruch Gibt es leicht zu erlernende Instrumente? Diese Frage ist differenziert zu sehen. Zwar mag die Blockflöte zu Beginn relativ einfach zu erlernen sein - auf fortgeschrittenem Niveau stellt sie jedoch ebenso große Herausforderungen dar wie jedes andere Instrument. Entscheidend für den Lernerfolg ist hier wie überall regelmäßiges Üben.
Streichinstrumente stellen dem Anfänger recht hohe Hürden. Es ist sinnvoll, spätestens im Grundschulalter zu beginnen und hineinzuwachsen: Von Geige bis Kontrabass gibt es für jede Körpergröße das passende Instrument. Auch Klavierspieler tun sich leichter, wenn sie sich früh mit dem Tastenspiel auseinandersetzten, gleiches gilt für die Gitarre.
Blasinstrumente sollten dagegen nicht zu bald erlernt werden, denn die körperliche Entwicklung des Kindes ist nicht unwesentlich für den Unterrichtserfolg. Da es auch hier sehr verschiedene „Kindergrößen“ gibt (zum Beispiel Querflöten mit gebogenem Kopfstück oder Fagottinos), ist ein Unterricht ab einem Alter von etwa acht Jahren denkbar.
Voraussetzungen Die einzelnen Instrumente verlangen eine recht unterschiedliche Disposition. Bei Streichinstrumenten ist ein gutes Gehör sicherlich von Vorteil, und bei Pianisten helfen große Hände und lange Finger beim Treffen von Tönen und Akkorden. Bei den Bläsern sind eine regelmäßige Zahnstellung und eine für das jeweilige Instrument optimale Kiefer- und Lippenformung vorteilhaft. Da diese Kriterien nicht für alle Blasinstrumente pauschal formuliert werden können, empfiehlt sich der Rat von Fachlehrern. Bei allen Instrumenten gilt jedoch: Eine gute körperliche Konstitution kann hilfreich sein - das Wichtigste ist jedoch, sich regelmäßig und konsequent mit dem Instrument auseinanderzusetzten.