Mit neuem Schwung geht der Kulturring Kirchheim in ein neues Jahr. Das zeigt sich vor allem beim Konzertprogramm, in dem die Grenzen zwischen „ernster“ klassischer Musik und „seichter“ Unterhaltungsmusik immer wieder neu ausgelotet werden. Es zeigt sich aber auch daran, dass einzelne Veranstaltungen den Nachwuchs an die Kultur heranführen sollen – etwa ein Kindertheater oder ein „Babykonzert“.
Die Veranstaltungsorte werden ebenfalls ausgeweitet. Konzerte, Theater, Kabarett oder Lesungen gibt es nicht nur in der Stadthalle, im Kirchheimer Schloss oder im Alten Gemeindehaus, sondern auch in der Naberner Zehntscheuer oder in der Ötlinger Eduard-Mörike-Mehrzweckhalle. „Das ist ein Versuch, das Spektrum des Kulturrings zu erweitern“, sagt Kirchheims Kulturbürgermeisterin Christine Kullen und bezieht sich dabei sowohl auf die Inhalte als auch auf die Orte.
Kulturringleiter Robert Berndt knüpft an die 37 Jahre an, in denen der Kulturring bei der Volkshochschule angesiedelt war: „Ich hoffe, dass wir diese erfolgreiche Ära fortsetzen können.“ Seit Juli 2023 ist er im Auftrag der Stadt für den Kulturring zuständig und legt nun das erste eigenständige Jahresprogramm vor. Trotz der Neuerungen betont er: „Es ist immer noch das klassische Kulturring-Programm, da gibt es keine revolutionären Veränderungen.“ Ein weiteres Beispiel für Kontinuität: „Wir haben auch keine Preiserhöhungen vorgenommen.“
Beim Theater-Abo 2024 gibt es statt fünf sogar sechs Abende – zum selben Preis Den Auftakt macht am 25. Januar Jörg Knör. Mit seinem Jahresrückblick „Das war’s mit Stars“ bringt der Komiker und Parodist sein aktuelles Programm in die Kirchheimer Stadthalle. Im April folgen gleich zwei Theaterstücke im Abstand von einer Woche: Am 6. April gastiert das Theater Lindenhof mit „Hallo Nachbar“ in Kirchheim, bevor am 13. April die Württembergische Landesbühne Esslingen folgt. „Ruhe, hier stirbt Lothar“ ist die Theaterversion eines Films aus dem Jahr 2021.
Das Theater Lindenhof führt am 1. Juni das Kammerstück „Furor“ in Kirchheim auf. Am 21. September folgt „Honig im Kopf“ – ebenfalls die Theaterfassung eines Films. Zum Abschluss der Abo-Reihe spielt die WLB Esslingen am 7. Dezember „Die Kinder“, ein Stück, in dessen Mittelpunkt eine Kernreaktorkatastrophe steht. Bekannte Klassiker sind für 2024 also nicht vorgesehen. Aber der Kulturring setzt auf die Zugkraft der zeitgenössischen Themen.
Ein Heimspiel in der Stadthalle
Die Konzertreihe beginnt mit einem Heimspiel: dem Concerto der Stadtkapelle Kirchheim am 17. März, zu dem sich als Stargast Andreas Martin Hofmeir angesagt hat. Am 28. April gibt Christoph Soldan ein Gastspiel in Kirchheim. In den Mittelpunkt seines moderierten Klavierabends stellt er Brahms und Liszt sowie den Streit um die Vorherrschaft „absoluter Musik“ gegenüber der „Programm-Musik“.
Mit „Manon & Co.“ gastiert am 14. Juli ein Streichquartett im Kirchheimer Schloss. Versprochen wird eine musikalische Bandbreite, die von Klassik über Jazz bis hin zu Film-Soundtracks reicht. Ähnlich breit aufgestellt sind die „Hanke Brothers“. Als „Boyband der Klassik“ bringen die Brüder am 12. Oktober außer Klassik auch Pop, Jazz und Techno mit in die Kirchheimer Stadthalle.
Am 2. November gibt es „klassische“ Klassik: Das Duo Lachezar Kostov (Cello) und Viktor Valkov (Klavier) tritt mit „Facetten der Spätromantik“ auf. Zum Abschluss der Abo-Reihe kommt am 30. November „JABB“ („Just Another Blues Band“) nach Kirchheim. Zu den „Band“-Mitgliedern zählt auch der Kirchheimer Manuel Schattel. Auf dem Programm stehen Blues-, Rock- und Soul-Klassiker.
Weitere zwölf Kulturring-Veranstaltungen laufen außerhalb der Abo-Reihen: „Ein Airbag für die Seele, bitte!“ mit Andreas Malessa am 23. Februar, eine musikalisch-literarische Weinverkostung zu Erich Kästners „13 Monate“ am 14. April und das Kinder-Theaterstück „Mama Muh liest“ am 10. Juni sowie ein Kabarettabend mit Tina Häußermann am 15. Juni und „Die Kilians“ am 29. September – eine „schaurig-schöne Stadtführung mit handgemachter Folk-Musik“. Der Theater-Reigen schließt am 22. November ebenfalls mit Kabarett: Werner Koczwara und Ernst Mantel präsentieren „The Bänd in the Länd“.
Holzmaden in Kirchheim
Die sechs Konzerte außerhalb des Abos bestreitet zwei Mal das „Concerto Imperiale“ – am 25. Februar mit der literarisch-musikalischen Soirée „Tierisch, tierisch“ und am 22. September mit einer Liebeserklärung an die Stadt der Liebe: „Paris, mon amour“. Am 10. März gibt es mit „Keys & Strings“ klassische Musik für Eltern und Kleinkinder. Am 12. Mai führt das Ensemble Quadrivium unter dem Titel „Ballo del Gran Duca“ Musik für die Feste der Medici auf. Die „Holzmadian Harmonists“ bieten am 16. Juni A-cappella-Männergesang, auch auf Schwäbisch, und am 26. Oktober bietet das Duo „Beidsaitig“ Gitarrenmusik vom Feinsten – mit bekannten Melodien aus sämtlichen musikalischen Genres.
Die Broschüre, die der Kulturring für sein Jahresprogramm 2024 aufgelegt hat, gibt auch Hinweise auf die Programme anderer Kulturanbieter aus Kirchheim. „Es war ein Wunsch aus der Kulturentwicklungsplanung“, sagt Bürgermeisterin Kullen, „dass die Stadt mehr Werbung macht, für das generelle Kulturangebot in Kirchheim.“ Damit stellt der „neue“ Kulturring unter Trägerschaft der Stadt unter Beweis, dass er in seinen eigenen Bahnen bleibt und keine neue Konkurrenz zu anderen bewährten Veranstaltern aufbauen will.