Warum ist Sebastian Bugs, Jahrgang 1988, Pfarrer geworden? „Ich hatte in der Schule einen tollen Reli-Leistungskurs“, sagt er. In der Leonberger Jugendgemeinde durfte er schon mit 15 und 16 Jahren predigen. Nach einem Infotag zum Theologiestudium in Tübingen stand für ihn fest: „Ich will nach Tübingen, ich will ins Tübinger Stift.“ Den Pfarrberuf konnte er sich sehr gut vorstellen. „Er hat zu dem gepasst, was ich als meine Begabungen ausgemacht habe. Ich bin gerne mit Leuten unterwegs, ich diskutierte gerne über theologische Fragen.“
Tübingen hat er immer sehr geliebt. Zwischendurch war er im Studium auch in Leipzig, kehrte aber gerne zurück. Das Tübinger Stift, wo er untergebracht war, erlebte er als „basisdemokratische Spielwiese“, war dort zwei Mal Stiftsältester, also Studierendensprecher. Wie man einen Antrag formuliert und in welcher Reihenfolge Anträge und weitergehende Anträge behandelt werden, das hat er im Stift gelernt. „Wenn man seine Argumente gut darlegt, wird auch so abgestimmt.“ Für Kirchengemeinderatssitzungen sieht er sich also bestens vorbereitet.
Als „Herr Vikar“ angesprochen wurde Sebastian Bugs in Rosenfeld-Leidringen, einem Dorf mit gut 900 Einwohnern auf etwa halbem Weg zwischen Oberndorf am Neckar und Balingen. 75 Prozent der Bewohner gehören dort zur evangelischen Kirche. „Das ist eine großartige Gemeinde mit tollen, stabilen Freundschaften. Da wurden schon die Konfirmandenmamas zusammen konfirmiert. Die Menschen haben zusammengehalten, der Pfarrer und der Ortsvorsteher gemeinsam bei Konflikten geschlichtet.“ Kirche und Vereine sprachen sich bei ihren Terminen ab. „Wenn im Ort was ist, gehen alle hin.“ Aus Sicht der Rosenfeld-Leidringer sei Balingen bereits viel zu groß gewesen.
Nach diesen zweieinhalb Jahren, in denen der Besuch des nächsten Bekannten mit 40 Minuten Fahrt verbunden war, wurde er im September 2020 Pfarrer zur Dienstaushilfe bei der Nürtinger Dekanin. Eine solche Stelle wird meistens in den ersten drei Jahren Pfarrdienst übernommen. Der Vorteil einer solchen Springerstelle: „Man kriegt die Dinge auf Dekanatsebene mit.“ Wo unterscheidet sich das Profil der verschiedenen Kirchengemeinden, was ist überall gleich? Zudem gibt es in einer Stadt wie Nürtingen kirchliche Angebote, die es auf dem Dorf nicht gibt – wie den Diakonieladen und die Vesperkirche.
„Kirchheim ist eine sehr schöne Stadt“, sagt Sebastian Bugs und freut sich darauf, seine Dienstwege mit dem Fahrrad zu erledigen. Er ist froh, dass die Fusion zur Stadtkirchengemeinde bereits vollendet ist und seine Thomaskirche und der Schafhof ein Teil davon sind. Er freut sich auch aufs Kirchheimer Team: „Da gibt es eine Idee, wo wir hin wollen.“ Der rückwärtsgewandte, traurige Blick in vergangene Zeiten, den es in der Kirche ebenfalls gibt, ist nicht sein Ding. Auch auf seine Kollegen in der kirchlichen Ökumene ist er gespannt.
Viele Ideen für eigene Akzente
Bevor er eigene Akzente setzt, möchte der neue Pfarrer zuerst seine neue Gemeinde kennenlernen. „Ich will auf die Ehrenamtlichen hören, was ihnen wichtig ist.“ Doch Ideen hat er viele: „Ein Sportangebot für Konfis, mit Jugendlichen nach Taizé fahren, eine Gemeindefreizeit organisieren.“ Beim Religionsunterricht bleibt er der Geschwister-Scholl-Realschule in Nürtingen treu, so wird ein Lehrerwechsel mitten im Schuljahr vermieden. Erst im Sommer 2024 geht es nach Kirchheim. Beim Sporthobby ist der neue Pfarrer aber bereits dort angekommen: Tennis hat er in Jesingen gelernt, Volleyball spielt er beim CVJM in Ötlingen. Dass sein Blick stets weiter als Kirchheim reichen wird, ist garantiert, er gehört zum Leitungskreis des synodalen Gesprächskreises „Kirche für morgen“. „Dadurch bin ich sehr gut drin in dem, was landeskirchlich abläuft.“
Die Amtseinführung in der Thomaskirche in der Aichelbergstraße 585 in Kirchheim beginnt am 3. Dezember um 10.30 Uhr. Auf den Gottesdienst folgt ein Stehempfang mit Grußworten und adventlichen Leckereien.