Wenn ihr wegen der Pandemie nicht zu uns kommen könnt, kommen wir einfach zu euch“, erinnert sich Peter Hloch an den Start der Aktion „Suppentopf am Gaiserplatz“. Sei November 2007 gibt es in der Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) Kirchheim samstags einmal im Monat den „Suppentopf“. Die Kirchenmitglieder, allen voran Peter Hloch und seine Frau Andrea, laden zum Essen in ihre Gemeinde ein. Willkommen sind alle Menschen. Weil die EmK nur ein paar Straßenecken vom Gaiserplatz entfernt ist, ließen sich dort auch die Männer und Frauen vom Gaiserplatz eine warme Mahlzeit gerne schmecken.
Doch wegen der Corona-Auflagen konnte die Kirchengemeinde ihre Gäste plötzlich nicht mehr bewirten. Kurzerhand bildete sich ein gemeinsames Kochteam von EmK und Diakonischer Bezirksstelle Kirchheim und der „Suppentopf am Gaiserplatz“ wurde ins Leben gerufen. Zu dieser Zeit waren alle kirchlichen Mittagstischangebote in der Teckstadt auf Eis gelegt. Diese Essens-Angebote der Kirchen nahmen viele Menschen gerne an und hatten so verschiedene Anlaufstellen. Das traf auch auf die Menschen am Gaiserplatz zu. Dort ist der Treffpunkt aus der gesamten Teckregion für Menschen, die teilweise am Rand der Gesellschaft leben. „Etwa 13 Leute gehören zum engen Kern. Einige kommen gelegentlich vorbei, denn viele sind berufstätig und kommen auf ein Feierabendbier hierher“, sagt Peter Hloch. Neben Einheimischen sind es Menschen aus den Ländern Afrikas und der russischen Föderation, aber auch aus der Türkei und anderswo.
Seit der Pandemie wurden dienstags im zweiwöchigen Rhythmus die Menschen am Gaiserplatz mit einer warmen Mahlzeit versorgt. In der Regel nehmen 15 bis 20 Gäste das Angebot an. Eintopfgerichte oder Suppen und ein Nachtisch stehen auf dem Speiseplan. „Jeder hier hat seine eigene Geschichte“, sagt Peter Hloch über seine Gäste. Er kennt sie alle. Während er am Grill steht und Wurst und Fleisch grillt, ergibt sich manches Gespräch, denn im Sommer ist er vom Suppenkoch auf Grillmeister umgestiegen. Das Fleisch bekommt er verbilligt vom Edeka-Markt in Ötlingen, Petra Horvath von der Diakonie hat es rechtzeitig bestellt. Für die Muslime gibt es Rinderwürste und Rindersteak. Den Kartoffelsalat mögen alle, er wird gerne nachgeschöpft.
Während die ersten Würste vom Grill auf die Tellern wandern, ist Andrea Hloch auf dem Weg zum Bäcker. Sie sorgt an diesem Mittag für den Nachtisch in Form von leckerem Gebäck. Das wird entweder gleich verspeist oder für später mitgenommen. Letzteres gilt auch für die Reste. Egal, ob Suppe, Salat oder Wurst – was übrig bleibt, findet immer Abnehmer, es wird in mitgebrachte Schüsseln verteilt. Dank einer Spende des Vereins „human aktiv“ konnten der Gasgrill und zwei Biertischgarnituren angeschafft werden. Mit dieser neuen Ausstattung hat das Kochteam neue Möglichkeiten und kann im Sommer regelmäßig grillen.
Den Beteiligten ist die Versorgung der Menschen am Gaiserplatz mit einem warmen Essen wichtig. „Wir freuen uns an der Gemeinschaft. Wenn wir miteinander ins Gespräch kommen, können wir ein Zeichen der Wertschätzung setzen“, sagt Peter Hloch, und Reinhard Eberst, Leiter der Diakonischen Bezirksstelle und Fachbereich Kirchlich-Diakonischer Grunddienst, ergänzt: „Für diese Sommerferien haben wir uns zusammengetan.“ Nach den Ferien findet dienstags von 12 bis 13.30 Uhr im Café Eckpunkt in der Hindenburgstraße wieder der Mittagstisch statt. Wer dort mithelfen will, ist willkommen.
Markus Buck ist als Sozialarbeiter der Diakonischen Bezirksstelle Kirchheim ebenfalls vor Ort. Er will mit den Menschen ins Gespräch kommen und hören, wie es ihnen gerade geht und wo der Schuh drückt. „Ich helfe auch bei der Bearbeitung von Post und unterstütze bei Anträgen für Sozialleistungen“, erklärt er. Zudem hat er ein offenes Ohr für die Themen des Alltags.
Möglich macht die Arbeit von Markus Buck das Projekt „Gute Stube“ beim Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen. Es wird von der Aktion Mensch finanziert. Es richtet sich an Menschen, die in Kirchheim und in den Gemeinden des evangelischen Kirchenbezirks Kirchheim leben.
Die Grillsaison ist ihrem Ende zugegangen. Jetzt greift Peter Hloch wieder zu Rührlöffel und Topf. „Ich habe 20 Rezepte, die sich für 15 Liter gehaltvolle Suppe eignen“, erzählt er. Eine hat den klangvollen Namen Seelenwärmer, im Programm sind unter anderem auch Gulasch- und Sauerkrautsuppe. „Das Abschmecken macht das Kochen so schön – das Würzige lieben sie hier auch“, freut sich der passionierte Koch. Das Grill-Intermezzo haben alle genossen. „Danke, war super“, sagt ein Gast zu Peter Hloch, als er sein Geschirr abgibt.