Einige Kirchheimer Schulen sammeln Erfahrungen mit interaktiven Whiteboards
Der Tafeldienst kommt aus der Mode

Wenn in den Klassenzimmern nicht mehr die klassische grüne Kreidetafel steht, sondern ein sogenanntes interaktives „Whiteboard“, hört sich das nach Science fiction an. Aber die digitalen Tafeln sind vereinzelt schon in Kirchheims Klassenzimmern angekommen. Es wird jedoch bei wenigen Exemplaren bleiben. – Das Geld fehlt.

Kirchheim. Der Lehrer steht vor einem riesigen Bildschirm, auf den er mit dem Finger oder einem Stift schreibt. Mit wenigen Klicks ruft er Bilder und Filme auf oder taucht in die Welt des Internets ein. Ein Tafelbild kann gespeichert und später wieder benutzt oder gelöscht werden. Kommt die Schule der Zukunft ohne Tafelwischen und Kreide aus? Einige Whiteboards sind zwar schon an Kirchheimer Schulen eingezogen, sie bleiben aber vorerst die Ausnahme. Im Schlossgymnasium gibt es bisher zwei, und zwar seit fünf Jahren, schätzt Schulleiterin Lucia Heffner. Eines davon gehört zur speziellen Ausstattung eines blinden Lehrers: Er kann Tafelaufschriebe aufs Laptop tippen, die dann auf die elektronische Tafel gebeamt werden.

„Für mehr Whiteboards fehlt einfach das Geld“, bedauert die Schulleiterin. Das sei schade, schließlich ist Medienbildung in den Bildungsplänen Baden-Württembergs verankert. Einige Lehrer kommen allerdings weniger gut mit den neumodischen Tafeln zurecht. „Manche arbeiten gar nicht mit den Whiteboards“, schmunzelt Heffner. „Natürlich muss man sich erst einarbeiten. Aber letztlich ist es reine Gewöhnungssache.“

Ob sich die Neuerung durchsetzt, dürfte vom Geld abhängen. Das Land müsste eine Initiative starten, findet Heffner. Neben den Kosten sind die Whiteboards auch aus ökologischer Sicht nicht unbedingt die beste Wahl: Sie brauchen Energie und müssen auch irgendwann wieder entsorgt werden. „Außerdem kann man nicht so vielfältig zeichnen wie mit der Kreide“, weiß die Rektorin und Lehrerin, „da gibt es keine unterschiedlichen Schattierungen.“

Auch Marcus Numrich, Lehrer und Netzwerkbetreuer am Ludwig-Uhland-Gymnasium, warnt vor „einer vorschnellen Einführung der Smartboards an Schulen.“ Vor einigen Jahren wurde im LUG ein Whiteboard angeschafft, um die Technik auszuprobieren. Diese Tafel biete im Unterricht zweifellos viele Möglichkeiten, ist sich Numrich sicher. So die Einbindung von Multimedia-Inhalten und die Möglichkeit, Tafelbilder daheim am Computer vorzubereiten und diese Schritt für Schritt mit den Schülern zu entwickeln.

„Die Anschaffung von Technik hat aber immer auch Folgekosten“, sieht Numrich ein Problem. Technische Defekte müssten schnell beseitigt werden, damit das Klassenzimmer wieder benutzt werden könne. Wenn eine Firma das schnell erledigen muss, kostet das entsprechend. Außerdem setzt die Verwendung eines Whiteboards technisches Verständnis und Einarbeitungszeit voraus. „Meiner Meinung nach sollte ein Smartboard als zusätzliche Möglichkeit neben der Kreidetafel installiert werden“, resümiert der Lehrer für Latein, Geschichte und Informatik.

Mit dieser Einstellung ist er nicht allein: Auch Schulleiter Clemens Großmann von der Freihof-Realschule kann sich persönlich nicht vorstellen, dass sich Whiteboards gegen Kreidetafeln durchsetzen. „Es gibt Schulen, die schon komplett umgestellt haben, wie in Wernau. Andere sind schon einen Schritt weiter und haben sich mit einem Beamer, der an die Decke projiziert, ausgestattet“, erzählt er. „Ich denke deshalb, dass man die Whiteboards sozusagen überspringen kann.“ An der Freihof-Realschule gebe es ein Whiteboard im Fachraum, bei dem es aber bleiben wird. „Das Budget ist zu eng“, klagt auch Großmann. Aber auch wenn das Geld vorhanden wäre, glaubt er nicht, dass die Schule die klassische Tafel komplett abschaffen würde. „Sie ist ein unkompliziertes Medium.“ Ähnlich hält man es in der Freihof-Grundschule, wo bisher auch nur ein Smartboard eingezogen ist.

„Wir haben keine Whiteboards und werden auch keine bekommen“, sagt dagegen Dr. Ralf Streicher, Schulleiter der Teck-Realschule. Grund dafür ist, dass die Realschule in vier Jahren mit der Raunerschule zusammengelegt wird. Bei der Neuausstattung sind keine Whiteboards geplant. „Die alte Tafel hat ausgedient“, findet Streicher jedoch. „Denn was heute auf ihr gezeichnet ist, kann morgen nicht mehr benutzt werden.“ Da die Whiteboards jedoch zu teuer seien, setzt die Schule alternativ auf Dokumentenkameras, die Bilder vom Papier an die Tafel beamen. „Und was nutzt mir ein Whiteboard, wenn eine Kollegin damit arbeiten kann und die anderen nicht?“, fragt der Rektor.

Johannes Ehni, Sachgebietsleiter für Bildung im Kirchheimer Rathaus, sieht die Entscheidung über Whiteboards bei den Schulen. „Die Beschaffung von Lehrmaterialien liegt in der Obhut der Schulleiter“, erklärt er. „Jede Schule bekommt pro Schüler einen Betrag und entscheidet, was sie kauft.“