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Der Tatortreiniger von Kirchheim: Ekel ausblenden gehört zu seinem Job

Salvatore Marotta ist ein Tatortreiniger. Der Kirchheimer säubert Orte, an denen Menschen gestorben oder getötet wurden, oder die völlig verwahrlost sind. Seit kurzem ist er selbständig. 

Der Einsatzort ist nachgestellt, aus Datenschutzgründen: Chaos, Ungeziefer und Unrat findet Salvatore Marotta häufiger vor. Foto: Carsten Riedl

Sein Job ist dafinitiv nichts für zart besaitete Seelen: An manchen seiner Arbeitsorte kann es passieren, dass dort noch ein zugedeckter Leichnahm liegt, ausgetretene Körperflüssigkeiten, Kot oder Blut auf dem Boden verteilen und sich darüber Kleingetier tümmelt. All das darf bei Salvatore Marotta keinen Würgereiz auslösen. Es sind oftmals Orte, an denen sich Verbrechen oder persönliche Dramen abgespielt haben.

„Aber das macht mir nichts aus“, sagt er, wohl wissend, dass das nicht für jeden und jede gilt. Er selbst habe auch schon Badezimmer gereinigt, in denen sich jemand umgebracht hat. Ob man so etwas ausblenden könne, finde man erst heraus, wenn man vor Ort sei. Wirklich vorbereiten könne man sich auf so eine Situation nicht, sagt der Kirchheimer. Der 36-Jährige arbeitet seit etwas mehr als drei Jahren als Tatortreiniger und ist seit zwei Monaten selbständig. Tatorteiniger? Bekannt geworden ist der Nischenberuf durch die Fernsehserie „Der Tatortreiniger“ mit der fiktiven Kultfigur Heiko „Schotty“ Schotte, dargestellt von Bjarne Maedel. Auch deshalb steht der Begriff auf dem Flyer seiner

 

„Wir haben tote und halb verweste Ratten gefunden.

Salvatore Marotta über seinen bislang härtesten Einsatz 

noch jungen Firma TDO ganz oben in Großbuchstaben. Etwas kleiner darunter sind die weniger spektakulären Begriffe wie Desinfektion und Ozon-Behandlung aufgeführt – dafür stehen die Buchstaben seines Firmennamens.

Sein Tätigkeitsfeld beschränkt sich nicht auf Tatorte, sondern generell Orte, an denen Menschen verstorben sind. Meistens allerdings, wenn es länger niemand bemerkt hat. Er wird dann von Erbermittlern, Bestattungsunternehmen, Nachlassverwaltern, Pflegern oder Angehörigen verständigt melden sich bei ihm. Da kommt eine weitere wichtige Eigenschaft zum Tragen: Vertraulichkeit und Diskretion. Schließlich ist er für Angehörige und auch Betroffene eine Überwindung, jemanden Fremdes in ein Haus oder eine Wohnung von Angehörigen zu lassen, die sich in einem desaströsen Zustand befindet.

Der Einsatzort ist nachgestellt, aus Datenschutzgründen: Chaos, Ungeziefer und Unrat findet Salvatore Marotta häufiger vor. Foto: Carsten Riedl

Denn auch so genannte Messi-Wohnungen gehören zu seinen Einsatzorten. Die vermüllten und verdeckten Behausungen können auch eine enorme Herausforderung für die Geruchsnerven und das ästhetische Empfinden darstellen. Besonders ist ihm der Fall einer Frau in Erinnung geblieben, die mit neun Katzen in einer Wohnung lebte. Die Katzen haben auf den Boden urniert. „Das hat übel gestunken“, erzählt er. Und einer Stelle wurde es auch für einen tatortgestählten Salvatore Marotta hart: „Wir haben tote und halb verweste Ratten gefunden, die von den Katzen liegen gelassen wurden", erzählt er. 

Aber der Frau habe man den Zustand der Wohnung nicht angesehen, sie sah sehr gepflegt aus. Angerufen hat ihn der Vermieter, der um das psychische Problem der Frau wusste und ihr helfen wollte. Einen 20 Kubikmeter Container mussten die Firma für den Unrat anfordern und anschließend noch den von Kot und Urin getränkten Boden herausreißen. „Das ist auch ein wichtiges Angebot von uns, dass wir anschließend die Wohnungen komplett sanieren“, sagt Marotta, der sein Handwerk auf dem Bau gelernt und sich dann spezialisiert hat.

Der Einsatzort ist nachgestellt, aus Datenschutzgründen: Chaos, Ungeziefer und Unrat findet Salvatore Marotta häufiger vor. Foto: Carsten Riedl

Für den staatlich geprüften Desinfektor ist in vielen Fällen nicht nur seine Qualität als Mikroben-, sondern auch als Geruchskiller gefragt. Für die Neutralisierung von Gerüchen setzt er ein Ozon-Gerät ein. „Das ist wie eine Nebelmaschine“, sagt er. Dazu muss eine Wohnung versiegelt und dann einen Tag „ausgedampft“ werden. „Dabei wird alles zugeklebt, weil die Gase auch giftig sind. Das wird vor allem nötig, wenn Tiere gestorben sind“, sagt Salvatore Marotta. Auch in Flüchtlingsunterkünften war er schon im Einsatz, dort bestehe gerade bei Um- und Auszügen häufiger Sanierungsbedarf. Seine wichtigste Aufgabe: Die Wohnung wieder bezugsfertig zu machen – so dass man ihr nicht ansieht, was sich dort vorher abgespielt haben mag.

 

Info und Kontakt: www.tdo-services.de, Telefon 0176/67 00 98 16.