Kirchheim
Der Weg zum Glück

Senioren Älterwerden ist nicht immer leicht. Um nicht in Depressionen zu verfallen, sollte man rausgehen und Angebote wahrnehmen, rät Inge Hafner. Von Katja Eisenhardt

Rund ums Älterwerden drehte es sich bei der Kirchheimer Seniorenmesse in der Stadthalle. Erstmals wurden fünf verschiedene Vorträge ins Programm der Kirchheimer Seniorenmesse aufgenommen. „Wir haben dafür aktuelle Themen wie das gerade sehr präsente Thema Abzocke durch Betrüger am Telefon aufgegriffen“, sagt Brigitte Hartmann-Theel, Abteilungsleiterin Soziales bei der Stadt. Paul Mejzlik, Kriminalhauptkommissar des Polizeipräsidiums Reutlingen, leistete Aufklärungsarbeit. Vorgestellt wurde auch das Berufsbild Altenpfleger, es gab Infos zu den Entlastungsmöglichkeiten in der Pflege sowie zum Thema Selbstbestimmung und Menschenwürde bis zuletzt.

Um das „Glück in sieben Kapiteln“ ging es bei Inge Hafner, Sozialwissenschaftlerin und ehemaligen Altenhilfeplanerin im Landkreis Esslingen.

„Glück ist Bewusstsein, Sinn, Bewegung, Lernen, Anerkennung, Begegnung und dazu noch fast umsonst“, fasste Inge Hafner ihre sieben Kapitel zusammen. Sie nennt Beispiele, Themen wie Depression und Unzufriedenheit im Alltag. Das sei häufig ein Thema bei Menschen, die jemanden pflegen - seien das nun Hauptamtliche oder auch pflegende Angehörige.

Versäume man es, in dieser Zeit immer wieder für glückliche Momente im Alltag zu sorgen, gerade auch für sich selbst, so laufe man nicht selten Gefahr, selbst eine Depression zu entwickeln, weiß Hafner. Schon kleine Übungen könnten hier Abhilfe schaffen: „Schreiben Sie täglich abends drei Dinge auf, die an diesem Tag schön waren, oder pflegen sie täglich ein bestimmtes Ritual, das Sie glücklich macht“, sagt sie. „Es geht darum, die kleinen Dinge des Alltags wieder schätzen zu lernen, auf sie zu achten“, rät Inge Hafner. Überhaupt: Durch die heutigen medizinischen Möglichkeiten habe man „ein Generationenleben dazugewonnen“, die Lebenserwartung steige stetig. Entsprechend müsse man aktiv bleiben, seine Talente und Interessen niemals aufgeben. „Dankbarkeit und eine gewisse Portion Demut können ebenso dazu führen, dass man ein sehr zufriedenes Leben bis ins hohe Alter führen kann.“

Ein weiterer Glücksgarant: die regelmäßige Bewegung. „Experten raten zu dreimal 30 Minuten pro Woche.“ Das sorge dank der ausgeschütteten „Glückshormone“ für zufriedene Momente. „Bewegung hebt die Stimmung und wirkt dem Schwund der grauen Zellen und auch der Depression erfolgreich entgegen, wenn das Serotonin freigesetzt wird“, weiß Inge Hafner. Also: Auch bei trübem Wetter rausgehen. „Wenn Sie zurückkommen, wird es Ihnen definitiv besser gehen.“

Glück entstehe zudem durch lebenslanges Lernen und die Sammlung neuer Erfahrungen, nennt Inge Hafner ein weiteres Kapitel. „Was kann jeder Mensch zu einem geglückten Tag beitragen?“ Jedes Interesse steigere die Lebenslust. So habe ihr eine Seniorin erzählt, sie habe jetzt skypen gelernt, weil der Enkel ein Praktikum in Südafrika mache. Dass Glück ebenso durch Begegnungen und Bindungen entstehe, zeige sich beispielsweise in den in Kirchheim gut funktionierenden Quartiersnetzwerken. „Glück ist etwas, das aus dem Inneren kommt, es ist eine persönliche Anstrengung. Man kann es nicht erzwingen, aber man kann ihm den Boden bereiten.“