Kirchheim
Der Weihnachtsbaum wird teurer

Tradition Höhere Betriebskosten lassen die Preise für Christbäume steigen. Der Anbau in den Baumplantagen wird auch aufgrund des Klimawandels und von Trockenperioden aufwändiger. Von Heike Siegemund

Vor allem wegen gestiegener Transportkosten und höherer Löhne sind Weihnachtsbäume heuer vielerorts teurer als noch im vergangenen Jahr. Das bestätigt Horst Neumann, der in Owen seine Nordmanntannen verkauft. Allerdings sei der Preis für einen Baum nur minimal gestiegen: „Wir reden nicht einmal von fünf Euro pro Baum im Vergleich zum Vorjahr“.

Neumann baut seit 19 Jahren auf Plantagen rund um Owen selbst Weihnachtsbäume an. Er verweist auch auf die intensive Pflege, die die Bäume benötigen, und die gestiegenen Kosten für Dünger. Die Pflanzen selbst seien für ihn im Einkauf ebenfalls teurer geworden. Er stecke viel Arbeit in der Pflege der Bäume. „Das ist alles nicht in fünf Minuten erledigt“, gibt der Fachmann zu bedenken. Auch die Trockenheit und Hitze im Sommer mache den Setzlingen zu schaffen. „Man muss diese dann gießen, was einen großen Aufwand bedeutet.“ Er glaubt und hofft nicht, dass aufgrund des höheren Preises viele Menschen in diesem Jahr auf einen Weihnachtsbaum verzichten. „Der Baum ist vielen wichtig. Er verbreitet ein schönes Flair zuhause.“

Auch Thomas Maier muss seine Bäume heuer etwas teurer verkaufen, spricht aber ebenfalls von einem moderaten Anstieg. Allgemein seien die Betriebskosten gestiegen. Maier erwähnt außerdem Probleme durch den Klimawandel: „Wir hatten in diesem Jahr zu lange trockene Perioden“. Die Folge: „Ich musste händisch gießen, weil die Bäume sonst braune Nadeln bekommen und vertrocknen würden“. Der Aufwand sei enorm. „Die Leute achten schon auf Qualität“, weiß Maier, der in Ohmden und Wellingen Christbäume aus eigenem biologischen Anbau anbietet. „Wir spritzen nicht und düngen mit organischem Dünger. Das ist völlig ausreichend.“ Zwar sei es nur wenigen Kundinnen und Kunden tatsächlich ein Anliegen, einen Bio-Baum im Wohnzimmer stehen zu haben. „Aber mir liegt es am Herzen und ich mache es der Umwelt zuliebe.“

 

Der Weihnachtsbaum ist für manche fast schon Luxus. 
Bernhard Kuch vom Sulzburghof

 

Generell sei es den Menschen wichtig, eine Nordmanne zu kaufen, weil diese weichere Nadeln hat und länger hält. „Wir haben keine Nachfrage mehr nach anderen Bäumen“, sagt Maier. Auch er glaubt nicht, dass der Preisanstieg die Menschen abschreckt: „Unsere Kunden kommen schon lange. Sie sind bereit, das Geld auszugeben, weil ihnen ein Christbaum wichtig ist“. Was sich jedoch verändert habe in den vergangenen Jahren: „Früher hat man den Baum an Heiligabend aufgestellt und geschmückt. Jetzt kaufen viele den Baum schon früher“. Das hänge damit zusammen, dass manche in den Ferien verreisen und deshalb an Weihnachten gar nicht zuhause sind. Oder aber sie wollen den Baum nicht im Haus, sondern auf dem Balkon oder der Terrasse aufbauen, der dann auch länger stehen bleibt.

Seit mehr als 20 Jahren bietet Bernhard Kuch vom Sulzburghof in Unterlenningen Christbäume an. Er hat beobachtet, dass die Preise in dieser Zeit erheblich in die Höhe geschnellt sind. Deshalb versucht er heuer, den Preis vom Vorjahr zu halten. Grundsätzlich sei die Tradition des Weihnachtsbaumes leider eher rückläufig. „Mit Veranstaltungen wie dem Heiligen Morgen kann man inzwischen mehr punkten“, konstatiert Kuch. Hinzu komme, dass viele Menschen lieber Urlaub machen als an Weihnachten zuhause zu bleiben. Und bei manchen gehe es schlichtweg ums Finanzielle: „50 Euro für einen Baum auszugeben, der zwei Wochen steht – da sagt der eine oder andere: Das brauche ich nicht“. Mittlerweile sei ein Weihnachtsbaum für manche fast schon Luxus.

Kuch ist deshalb gespannt, wie in diesem Jahr der Christbaumverkauf laufen wird. Im Einkauf war er schon mal etwas vorsichtiger: „Ich ordere lieber nach“, sagt er. Im Angebot hat er zu 80 Prozent Nordmanntannen, aber auch Kiefern, serbische Fichten sowie Rot- und Blaufichten.

Traditionen leben und weitergeben: Dies ist Harald Kaplick wichtig, der im Tiefenbachtal zwischen Nürtingen und Beuren Weihnachtsbäume verkauft. Wer mag, kann dort sein Lieblingsexemplar auch selbst schlagen: „Da kommen die Papas mit ihren Kindern mit Gummistiefeln und Säge bewaffnet“, erzählt Kaplick schmunzelnd. Vielen auch jüngeren Menschen sei es nach wie vor wichtig, einen Christbaum im Wohnzimmer stehen zu haben – auch wenn der Preis in diesem Jahr etwas höher sei. „Die Zeit ist so schnelllebig. Für viele gehört das heimelige Gefühl, das ein Weihnachtsbaum vermittelt, einfach dazu.“