Kirchheim
Der Winter setzt dem Wald zu

Forst Dieser Sommer verspricht nichts Gutes, denn der Borkenkäfer kommt. Auch mit Sturmschäden haben die Förster zu kämpfen. Nur bei der Holzversteigerung freut sich Kirchheim – der Siegerstamm ist vom Stadtwald. Von Lena Bautze

Das Sturmtief Sabine hat viele Bäume umgehauen.Foto: Jean-Luc Jacques

Das Sturmtief Sabine hat viele Bäume umgehauen. Foto: Jean-Luc Jacques

Der Winter dieses Jahr ist so warm ausgefallen wie schon lange nicht mehr. Manche freuen sich über die frühlingshaften Temperaturen, die es teils schon im Januar gab, andere hätten sich lieber eine weiße Pracht gewünscht. Auch den Förstern wäre ein eisiger Winter lieber gewesen: „Die Bäume brauchen eine Winterruhe“, sagt Thomas Fink vom Landesforstamt. Er betrachtet den Winter rückblickend mit einem lachenden und einem weinenden Auge - trotzdem ist er positiv. „Es hat sehr viel geregnet, das ist perfekt für die Bäume.“

Thomas Fink war bereits als Kind gern im Wald unterwegs: „Schon mein Großvater war ein Holzwurm“, sagt er mit einem Lächeln. Jetzt ist der studierte Forstwirt für den Holzverkauf im Landkreis zuständig. Er und seine Mitarbeiterin Ursula Czycz organisieren den Verkauf des Stammholzes. Damit steht dem Markt ein entsprechendes Angebot zur Verfügung. Mit den Käufern werden sozusagen Verträge abgeschlossen, bei denen im Vorfeld geregelt wird, wie viel Holz ein Kunde abnimmt, und das zu einem bestimmten Preis. „Gerade ist ein Überangebot an Holz auf dem Markt, zumal es viele Kunden gibt, die ihr Holz nach China schicken. Das geht zurzeit nicht, weil keine Container mehr Richtung China schippern dürfen“, sagt der 40-Jährige.

Trotz der Verträge machen die Holzverkäufer dem Abnehmer dabei ein faires Angebot. In einem Jahr profitieren beispielsweise die Käufer, weil es ein Überangebot gibt und dadurch der Preis sinkt, und in nächsten Jahr können die Verkäufer ihr Holz zu einem höheren Preis verkaufen.

Ebensolch ein hohes Angebot hat eine Eiche aus dem Stadtwald Kirchheim bei der aktuellen Submission bekommen. Bei einer Submission werden die gefragtesten Hölzer des Landkreises aufgestellt und verkauft. Der Siegerstamm bringt der Stadt 8 000 Euro. „Das ist ein äußerst gutes Gebot“, findet Thomas Fink.

Cordula Samuleit die Amtsleiterin des Forstamtes, Thomas Fink und Ursula Czycz von der Holzverkaufstelle des Landkreis Esslingen

Cordula Samuleit die Amtsleiterin des Forstamtes, Thomas Fink und Ursula Czycz von der Holzverkaufstelle des Landkreis Esslingen mit dem Siegerstamm 60 aus Kirchheim bei der Submission. Foto: pr

Bei den aktuellen Temperaturen bekommt er dagegen Sorgenfalten, wenn er an den Wald denkt. Über Temperaturen im zweistelligen Bereich freuen sich vor allem die Bewohner im Wald, die bei Forstbesitzern nicht gern gesehen werden - Borkenkäfer. Die kleinen Insekten können einen gewaltigen Schaden anrichten. „Viele Fichten sind im Talwald betroffen“, stellt der Kirchheimer Revierleiter Benjamin Fischer fest. Aktiv werden die Schädlinge ab circa 16 Grad, dann greifen sie die Borke der Bäume an und durchbohren das Holz (Bild Mitte). Dabei vermehren sie sich exponentiell. Ein Weibchen kann circa 40 Eier ablegen. In einer Vegetationsperiode können es dann insgesamt pro Weibchen bis zu 150 Eier werden. Benjamin Fischer rät, alle zwei Wochen seine Bäume zu kontrollieren. Ist einer befallen, hilft meistens nur noch das Fällen, um nicht noch weitere zu infizieren. Das ist auch einer der Hauptgründe, warum im Sommer die Preise fürs Holz sinken. „Wir haben ein zu großes Angebot“, sagt Thomas Fink. „Dieses Jahr wird es wieder zu einem Käferproblem kommen“, meint auch Ursula Czycz. In den vergangen zwei Jahren hat die Dürre dem Wald sehr zugesetzt. Dadurch sind die Bäume geschädigt und können ihren Abwehrstoff Harz nur noch gering gegen Schädlinge einsetzen.

Auch die Stürme Anfang dieses Jahres haben dem Wald zu schaffen gemacht. Durch die Kräfte der Böen entstehen kleine Risse, durch die Borkenkäfer leicht in das Holz gelangen. Wegen des Sturmholzes haben die Förster gerade viel zu tun. „Es dauert noch einige Wochen, bis wir alles aufgeräumt haben“, sagt Benjamin Fischer. Erst jetzt können sie mit ihren Fahrzeugen zu den betroffenen Stellen fahren, davor war alles zu matschig.