Kirchheim
Der Wunsch zu lernen ist ungebrochen

Entwicklungshilfe Der Verein „Hilfe für Guasmo“ kämpft darum, dass Kinder in Ecuador auch während der Pandemie unterrichtet werden. Neben dem Corona-Virus selbst beuteln Armut und Hunger die Familien.

Unsere Mutter ist arbeitslos, an Weihnachten gab es keine Geschenke.“ „Wir haben nur Reis, und wenn wir ihn essen, dann ist es für uns, als würden wir Hühnchen essen.“ Diese Zeilen haben den Kirchheimer Verein „Hilfe für Guasmo“ von ihren Patenkindern aus Ecuador erreicht. Dieses Land ist von der Pandemie besonders stark betroffen. In den Nachrichten waren Bilder mit in Säcken verpackten Leichen auf den Straßen von Guayaquil zu sehen. Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen haben die Bevölkerung bis ins Mark getroffen, weil es die in Deutschland bekannten staatlichen Hilfen dort nicht gibt - keine Arbeitslosenunterstützung, keine Krankenversicherung, keine Corona-Hilfen.

Die meisten Eltern der Kinder haben ihre Arbeit verloren. Ihre Verkaufsstände auf der Straße wurden verboten. Aus dem Amazonasgebiet berichten Schülerinnen, dass die Händler nicht mehr kommen, um Agrarprodukte zu kaufen - damit fällt ihre einzige Einnahmequelle weg. Zur Coronapandemie kommt die Hungerpandemie.

Alle Kindertagesstätten und Schulen sind geschlossen. Der Unterricht erfolgt auch dort digital. Doch wie ist dies möglich, ohne Handy, ohne Laptop, ohne Internet- anschluss? Die wichtigste Aufgabe des Vereins in dieser Situation war es, rasch und wirksam zu helfen, damit die Kinder und Jugendlichen nicht aus finanziellen Gründen von den Schulen genommen und damit ihrer Bildungschancen beraubt werden.

Die Mitarbeiterinnen vor Ort haben Gespräche geführt, damit der Verein die technischen Anschaffungen finanzieren kann. Hausbesuche waren nicht möglich. Alle Schüler konnten dank der Hilfe am Unterricht teilnehmen, auch unter sehr erschwerten Bedingungen. Eine frühere Mitarbeiterin von „Hilfe für Guasmo“, Verónica Valencia, wurde in der Pandemie selbst arbeitslos. Sie bringt nun ihre IT-Kenntnisse ein und hilft stundenweise, um den virtuellen Unterricht bei den Stipendiaten auf den bestmöglichen Stand zu bringen.

Auch für die Kleinsten ist keine Hilfe in Sicht. Die Kinderkrippe der „Madres Doroteas“, die der Verein unterstützt, ist geschlossen. Die Mütter fragen ständig nach der Öffnung, denn sie haben kaum das Nötigste zum Leben in den engen Hütten. Der Staat kontrolliert, macht Auflagen für die Krippe, aber die Erlaubnis zur Öffnung fehlt.

Und nun beginnen die Ferien in der Region Guayaquil. Die Schülerinnen und Schüler freuen sich jetzt schon auf Nachhilfeunterricht und weiteren Unterricht in verschiedenen Fertigkeiten. Unter strengen Coronavorschriften und in Kleinstgruppen wird der Unterricht im kleinen Büro des Projektpartners Aprender al Andar angeboten.

Auch die Urwaldregion Napo leidet sehr unter den Auswirkungen der Pandemie. Dort sind die Schulen geschlossen. Die Kinder versuchen, unter schwierigen Bedingungen am Fernunterricht teilzunehmen, meist per Handy. Die Sozialarbeiterin Sandra Largo bemüht sich intensiv, mit Rat und Tat zu helfen. Die notwendigen Treffen können nur in Einzelgesprächen telefonisch oder persönlich stattfinden.

„Durch intensive Kontakte zu Mitarbeiterinnen halten wir die Verbindung zu unseren Kindern und Jugendlichen und deren Familien. Wir sind froh und dankbar, dass keiner unserer Stipendiaten die Schule aus finanziellen Gründen verlassen musste, so der Verein. Denn nur durch eine gute Schulbildung ist es den Jugendlichen aus den Armenvierteln möglich, aus dem Teufelskreis Armut, Drogen und Kriminalität herauszukommen. Besonders in dieser schweren Zeit ist für sie der Kontakt zu den Paten und die Unterstützung von „Hilfe für Guasmo“ eine besondere Motivation, durchzuhalten und zu lernen. uh

Weitere Informationen gibt es auf der Hompage www.hilfe-fuer-guasmo.de