Die wichtigste Nachricht ist: Alle 19 Dettinger Pfadfinder und Pfadfinderinnen, die seit 1. August am weltgrößten Pfadfindertreffen, dem 25. World Scout Jamboree, im südkoreanischen Saemangeum teilgenommen hatten, sind wohlauf. Das bestätigte der Leiter der Gruppe Lucas Moll jetzt telefonisch aus Seoul. Am Dienstag musste das riesige Zeltcamp vorzeitig wegen einer Taifunwarnung evakuiert werden. Eigentlich wäre der letzte Tag dort der 12. August gewesen. Mit rund 900 bis 1000 Bussen wurden die jungen Leute aus aller Welt stattdessen in die südkoreanische Hauptstadt Seoul gefahren und dort in Häusern, Universitäten und Schulen untergebracht. „Wir finden es natürlich extrem schade, dass das Abenteuer ‚Jamboree‘ nicht wie geplant durchgeführt werden konnte“, fügt Lucas Moll hinzu. Zu Ende sei das Jamboree allerdings noch nicht – die gemeinsame Abschlusszeremonie finde wie geplant am 11. August statt. Dann allerdings nicht im Zeltcamp, sondern voraussichtlich in einem der Fußballstadien in Seoul, berichtet Lucas Moll.
Die Gruppe des Verbands Christlicher Pfadfinder Dettingen unter Teck (VCP) mit 18 Teilnehmenden zwischen 14 und 17 Jahren sowie deren 24-jähriger Leiter ist in der Hauptstadt im Studentenwohnheim der Myongji Universität untergebracht, gemeinsam mit rund 1200 weiteren deutschen Pfadfindern sowie Gruppen aus beispielsweise Kasachstan. „Insgesamt sind wir im Studentenwohnheim rund 1400 Leute. Das war möglich, weil hier gerade Semesterferien sind“, erzählt Lucas Moll.
Geordnete Evakuierung
Der Aufbruch im Camp sei kein überstürzter gewesen, bereits am Montag habe man die Meldung bekommen, dass eine Räumung notwendig werde, weil sich ein Taifun nähere, berichtet der 24-Jährige. „Meiner Meinung nach war das frühzeitig die richtige Entscheidung. So wussten wir Bescheid und hatten Zeit, ohne Hektik unsere Sachen zusammenzupacken.“ Der Abbau sei dann insgesamt sehr geordnet abgelaufen, ebenso der Transport mit den an einer Sammelstelle bereitstehenden Bussen ins laut Lucas Moll rund 170 Kilometer entfernte Seoul. „Wir waren jetzt bei der Evakuierung noch rund 36 000 Teilnehmer. Zum Start des Treffens müssen es 43 000 gewesen sein, diese Zahl wurde bei der Eröffnung genannt“, sagt der 24-Jährige. Gruppen aus den USA, Großbritannien und Singapur waren bereits vor der Evakuierung aufgrund der teils schwierigen Umstände im Camp was Hitze, fehlende sanitäre Anlagen oder auch die Verpflegung anging, abgereist. „Von unserer Gruppe wurde das allerdings nie so schwerwiegend wahrgenommen, wie es dort teils dargestellt wurde. Wir hatten zum Beispiel immer ausreichend zu essen“, betont Lucas Moll. Mit der Hitze hätten dagegen schon auch viele der Dettinger Pfadfinder Schwierigkeiten gehabt, eine ärztliche Versorgung sei aber immer gewährleistet gewesen. „Dazu wurden dann mehr Schattenplätze geschaffen, und es gab über das Gelände verteilt rund 200 Busse mit Klimaanlagen, in die man sich bei Bedarf setzen konnte. Erweitert wurden dann auch die sanitären Anlagen und das Personal vor Ort“, berichtet Lucas Moll. „Wir Pfadis versuchen grundsätzlich das Beste aus einer Situation zu machen, das war jetzt nicht anders.“
Rückflug am 20. August
In Seoul wurde für die internationalen Pfadfindergruppen in kürzester Zeit ein Ersatzprogramm auf die Beine gestellt. So waren die Dettinger beispielsweise am Mittwochnachmittag in einem Theater, in dem unter anderem ein koreanisches Orchester ihnen die traditionelle Musik näherbrachte. Für Mittwochnacht sei der Taifun angekündigt, sagt Lucas Moll beim Telefonat an selbigem Tag. „Wir fühlen uns in den festen Gebäuden sicher. Das wird sich dann zeigen, was man hier in Seoul vom Taifun tatsächlich mitbekommt.“ Läuft alles von nun an nach Plan, so wird die Dettinger Gruppe nach der Abschlusszeremonie noch ihre eigene Nachtour antreten. „Wir planen zum Beispiel noch zwei Übernachtungen in einem Tempel, werden uns Seoul selbst anschauen und am Ende noch zwei Tage an den Strand fahren. Der Rückflug in die Heimat ist für den 20. August geplant“, so Lucas Moll.
Info: Das World Scout Jamboree (WSJ) ist das Weltpfadfindertreffen. Es findet alle vier Jahre in einem anderen Land und immer wieder auf verschiedenen Kontinenten statt. Beim diesjährigen Treffen in Südkorea nahmen rund 56 000 Pfadfinder und Pfadfinderinnen aus 170 Ländern teil. Das erste Jamboree fand 1920 in England statt. Es wurde von Pfadfindergründer Lord Robert Baden-Powell ins Leben gerufen. Das letzte Treffen fand 2019 in Nordamerika statt.