Kirchheim
Diakonie: „Eine Tafel gehört nicht in die 1-a-Lage“

Diskussion Das soziale Klima im Kreis ist ebenfalls Thema auf dem Neujahrestreffen der Grünen in Kirchheim. Von Thomas Zapp

Kirchheim. Auf dem Jahresempfang der Grünen gab es eine Podiumsdiskussion zum „sozialen Klima“ mit Eberhard Haußmann, Geschäftsführer des Diakonie-Kreisverbands, der Staatssekretärin für Landesentwicklung und Wohnen Andrea Lindlohr sowie Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz. Kurz zu Wort kommt auch Dietmar Decker, der ehrenamtlich im Diakonieladen Nürtingen arbeitet, aber seit 2008 vergeblich einen Job sucht. „Ich lebe von Hartz IV, das ist eine kleine Welt, in der man nicht viel tun kann“, sagt er. Das Bürgergeld seien 50 Euro mehr, aber: „Das ist ein Einkauf“, sagt er gegenüber dem Teckboten. Trotz zweier Fortbildungen im Logistik­wesen und in der EDV bekommt er keine Jobs angeboten. Auch für seine Spezialschuhe – er hat seit Geburt sogenannte Klumpfüße – musste er lange kämpfen. 

Eberhard Haußmann fordert für sozial schwächer Gestellte ein „Sozialticket“: „Bislang haben sie im Regelsatz 42 Euro für Mobilität – das sind vier Fahrten nach Stuttgart. Arme Menschen haben ein Recht auf Mobilität.“ Andreas Schwarz verweist stolz auf des Jugendticket ab dem 1. März. „Für einen Euro am Tag können Jugendliche bis 21 Jahre und Azubis alle öffentlichen Verkehrsmittel landesweit nutzen.“ Lindlohrs Thema ist bezahlbarer Wohnraum. „Wir haben 500 Millionen für den sozialen Wohnungsbau ausgegeben und eine Trendumkehr geschafft: Es sind mehr Sozialwohnungen dazugekommen, als aus der Bindung weggefallen sind.“ Das ginge nur, weil in der Breite mehrere Akteure da sind, freut sie sich.

Es gebe im Landkreis ein gutes soziales Netz, sagt Eberhard Haußmann, dennoch stört ihn eine Sache: „Die Tafel gehört nicht in die 1-a-Lage“, wünscht er sich einen Standort für das Angebot in Kirchheim, wo sich niemand beobachtet fühlt. 

Was Andrea Lindlohr aus eigener Erfahrung weiß: Es gibt zu hohe Hürden, um Ansprüche wahrzunehmen. „Ich bin Teil einer Inklusionsfamilie. Wenn es mir schon schwerfällt, Bürokratie zu bewältigen, wie schwer fällt es dann anderen? Wenn Sie über die Grundsteuer stöhnen, dann füllen Sie mal einen Bürgergeldantrag aus.“