Kirchheim
Die A 8 ist ein wilder Arbeitsplatz

Alltag Johannes Hoyler und seine Kollegen von der Kirchheimer Autobahnmeisterei halten die A 8 in Schuss. Das ist anspruchsvoll und abwechslungsreich. Und manchmal auch gefährlich. Von Sylvia Gierlichs

Sie fangen früh an, die Männer von der Autobahnmeis­terei Kirchheim. Die erste Besprechung findet bereits um 7.15 Uhr statt. Wo gibt es kleinere Schäden, die ausgebessert werden müssen? Wer wird unterwegs sein, um den Müll an den Parkplätzen zu beseitigen?

Johannes Hoyler ist stellvertretender Kolonnenführer und bessert an diesem Morgen mit seinen Kollegen eine Schadstelle kurz vor der Raststätte Gruibingen aus. Mit drei Fahrzeugen ist der Trupp unterwegs. Während ein Fahrzeug alle Arbeitsmaterialien geladen hat, sind zwei zur Absicherung der Mini-Baustelle da. Denn es geht mitunter wild zu auf der Autobahn. Die Männer von der Autobahnmeisterei erleben die Probleme hautnah. Am Park-and-ride-Platz am Aichelberg steht ein Lkw in der Einfahrt. Der Fahrer macht die vorgeschriebene Pause. Ein gefährlicher Schlafplatz. Doch möglicherweise der einzige, den der Fahrer finden konnte.

Es weht ein rauer, kalter Wind in Gruibingen. Die Schadstelle ist auf der rechten Spur und eher ein ziemlich großes Schlagloch. Während Hoylers Mitarbeiter die Baustelle mit Hütchen kennzeichnen, fahren die Lkw mit unverminderter Geschwindigkeit an den Männern vorbei. „Die dürfen hier eigentlich nur 80 fahren“, sagt Hoy­ler. Die meisten sind schneller. Und fahren auch nicht langsamer, nur weil Männer in Orange über die Straße laufen. Autofahrer, die wegen des Bautrupps von der Autobahnmeisterei die Spur wechseln müssen, schauen genervt, einer hebt den Mittelfinger.

 

Wir sind nicht allzu beliebt.
Johannes Hoyler
 

„Wir sind nicht allzu beliebt“, sagt Hoyler. Beschimpfungen und böse Gesten aus den vorbeifahrenden Autos sind keine Seltenheit. Wenn Autofahrer unaufmerksam sind und die Lkws der Autobahnmeisterei zu spät entdecken, kracht es auch mal. Erst vor wenigen Wochen war das der Fall. „Dem Kollegen ist zum Glück nichts passiert“, sagt Hoyler. Er kommt aus Kirchheim und ist seit zehn Jahren bei der Autobahnmeisterei.

Drei Jahre dauert die Ausbildung, die neben der praktischen Arbeit auch Theorie in der Landesklasse für Straßenbau in Nagold vorsieht. Derzeit gibt es zwei Lehrlinge, auch ein Praktikant schnuppert gerade in die Arbeit an der Autobahn hinein. Peter Szautner, der die Kirchheimer Autobahnmeisterei seit 26 Jahren leitet, hofft, dass das Interesse bleibt. Der Job bringt einige Vorteile mit sich. Neben dem Lkw-Führerschein ist auch der Motorsäge-Kurs Bestandteil der Ausbildung.

Johannes Hoyler macht mit seinem Kollegen ein Päuschen und blickt von der alten Autobahn auf die aktuelle Strecke. Foto: Sylvia Gierlichs

Mit der Spitzhacke holt Johannes Hoyler die Asphaltbrocken aus dem Loch in der rechten Fahrspur. Kurz mit dem Besen durchgefegt und mit einem Gebläse getrocknet, und schon steht der Kollege mit der Sprühdose da. Denn damit der Kaltasphalt sich gut mit dem Untergrund verbindet, muss zunächst Haftgrund aufgetragen werden. Asphalt eingefüllt, feststampfen, mit einem Rüttler verdichtet – zack, ist das Loch gestopft. Auf der Alb besteht die Autobahn noch aus Betonplatten. Zwischen den Platten ist ein Fugenband eingebracht. Das ist notwendig, weil sich Beton bei Hitze ausdehnt und bei Kälte zusammenzieht. Ohne Fugenband würde sich der Beton bei zu großer Hitze an den Kanten nach oben wölben. Doch genau dort, an den Fugenbändern, findet man eben auch oft schadhafte Stellen. Die auch zur Sicherheit der Autofahrer möglichst schnell ausgebessert werden, um zu verhindern, dass sich das Loch vergrößert.

Kaum eine halbe Stunde müssen die Autofahrer auf ihre dritte Spur verzichten. Doch auf der anderen Seite der Autobahn, am Maustobelviadukt, warten schon die nächsten beiden Löcher. Also rein ins Fahrzeug. Ein paar Minuten später ist das Viadukt erreicht. Der Ausblick an diesem sonnigen Morgen ist grandios. Bis nach Bad Boll schweift der Blick. Die Männer der Autobahnmeisterei haben an diesem Morgen nicht die Muße, die schöne Alblandschaft zu genießen. Einer der Männer entdeckt einen verdächtigen Fleck auf der Straße. „Hier hat ein Lkw-Fahrer keine Zeit für den Toilettengang gehabt. Dann erledigen sie das im Lkw in einer Tüte und schmeißen die aus dem Fenster“, erläutert Johannes Hoyler. Da bekommt die Vorstellung von Trucker-Romantik einen gewaltigen Knick. Bevor es weitergeht, wirft Hoyler noch einen Blick an den Straßenrand. Zerfetzte Reifenteile, Flaschen, Spanngurte oder Werkzeuge finden sich dort und im Grünstreifen der Mittelleitplanke regelmäßig.

Vom Sofa bis zum Kühlschrank

Auch auf den Rastplätzen findet sich regelmäßig allerlei Kurioses. Vom Sofa bis zum vergammelten Kühlschrank laden die Menschen alles ab, was zu Hause übrig ist. „Das sind keine Reisenden, die von Frankfurt nach München unterwegs sind. Das sind schon Hiesige“, sagt Hoyler. Er und seine Kollegen wundern sich, denn die Entsorgung von Sperrmüll ist kos­tenlos, und ob das Sofa am Rastplatz abgeladen oder gleich zur Deponie gebracht wird, sei doch einerlei.

Weiter geht’s nach Wendlingen. Wegen der Senke und des hohen Verkehrsaufkommens ist der Abschnitt einer der unfallträchtigsten im Bereich der Kirchheimer Autobahnmeisterei. Hat es auf der A  8 gekracht, haben Grünschnitt und Schlaglöcher Pause. Dann sichern die Männer die Unfallstelle ab.