Kompetenz hoch drei bietet der Recyclingpark Feeß nun ganz offiziell an: im „Kompetenzzentrum Kreislaufwirtschaft Kirchheim“ - kurz „K³“. Gestern wurde es im Beisein zahlreicher Gäste eröffnet. Hochrangigster Gast war die CDU-Politikerin Nicole Hoffmeister-Kraut, Landesministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau. Rasch hatte sie sich von Walter Feeß in die Thematik einführen lassen, sodass sie schon beim ersten Besuch dessen Mitarbeitern zurief: „Sie können stolz darauf sein, wie das Unternehmen in die Zukunft denkt.“
Nachhaltigkeit präge den baden-württembergischen Mittelstand generell. Bei Feeß werde sie aber besonders vorbildlich gelebt, „und zwar unter ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten“. Walter Feeß sei es gelungen, „innovatives Baustoffrecycling in marktgängige Produkte zu überführen“. Recyclingbaustoffe bezeichnete sie als ein wichtiges Produkt für die Zukunft, zumal sie gerade in der Bauwirtschaft noch großes Potenzial sieht.
Walter Feeß blickte zunächst zurück: „Als meine Eltern mit ihrem Betrieb begannen, war Recycling noch kein Thema. Wo etwas abgebrochen wurde, fuhr man den Schutt auf Deponien.“ Heute sei das völlig anders: „Angesichts verstopfter Straßen, durch immer mehr Lkw-Kilometer zu immer weiter entfernten Deponien, immer knapperem Deponieraum, angesichts Klimaerwärmung und zur Neige gehender Rohstoffe sind wir gezwungen, umzudenken.“
In diesem Satz steckt ein ganzes Programm. Zum einen geht es um das Recycling: „Die Abbrüche von heute sind unsere Baustoffe von morgen.“ Zum anderen geht es um viele Kilometer, die unnötig gefahren werden und die somit die Umwelt unnötig belasten. Walter Feeß appellierte an die Politik, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen: „Wir benötigen dezentrale, stadtnahe Flächen oder Hallen, in denen wir Recycling emissionsfrei realisieren können.“ Diese Flächen müssten möglichst nahe an den Baustellen liegen: „Stadterneuerung muss künftig auch Platz für Wiederaufbereitung wertvoller Ressourcen vorhalten.“
Recycling beginnt beim Bauen
Noch einen anderen visionären Appell richtete Walter Feeß an die Ministerin: die Weichen dafür zu stellen, dass neue Baustoffe - bei denen es sich häufig um Verbundwerkstoffe handelt - so beschaffen sein müssen, dass sie sich beim späteren Recyceln möglichst vollständig und effizient aufbereiten lassen. Unter anderem, um das Bewusstsein für solche Zusammenhänge zu schärfen, gibt es das K³: „Schüler, Studenten, betriebliche Praktiker, Wissenschaftler, Politiker und Behördenvertreter sollen sich hier austauschen, damit Umwelt- und Klimaschutz, CO2-Einsparung und Ressourcenschonung in Zukunft noch besser gelingt.“
Als Moderator der Eröffnungsveranstaltung hatte Hannes Spieth, Geschäftsführer der Umwelttechnik BW, diesen Gedanken bereits vorweggenommen und den Ort mitten im Recyclingpark als einzigartig bezeichnet: „Das Kompetenzzentrum ist genau da, wo die Wertschöpfung stattfindet. Hier kann man direkt die Praxis sehen.“
Christa Szenkler, die Vorsitzende der Fachgruppe Recycling-Baustoffe und Boden des ISTE (Industrieverband Steine und Erden), setzte sich gestern ebenfalls leidenschaftlich für Recycling ein, indem sie die derzeit gängige Praxis anprangerte: „Bauherren sollten nicht nur ihr Abbruchmaterial beim Recycler abliefern, sondern das aufbereitete Material auch wieder bei ihm abholen. Wenn R-Beton aber in Ausschreibungen ausgeschlossen wird, ist das keine Kreislaufwirtschaft. Dann ist das eine Einbahnstraße.“ Bei sortenreinem Material bestehe keinerlei Grund, es als angeblich minderwertig abzulehnen. Deshalb soll das K³ auch aus Sicht von Christa Szenkler dazu beitragen, das vorhandene Know-how an Wissenschaftler, an Politiker und an Architekten weiterzugeben.
Am heutigen Samstag besteht erst einmal für die Bevölkerung die Gelegenheit, sich mit dem Thema vertraut zu machen - beim Tag der offenen Tür, von 10.30 bis 17.30 Uhr, im Recyclingpark, Nürtinger Straße 124 in Kirchheim.