Kirchheim. Für den BUND steht fest: Kirchheim ist eine laute Stadt. Wie man der Lärmkartierung entnehmen könne, habe die A8 daran einen großen Anteil. Selbst in entfernt liegenden Bezirken fühlten sich viele Kirchheimer durch den Verkehrslärm der Autobahn erheblich gestört. Je nach Wind- und Wetterlage entstehe zeitweise der Eindruck, dass die Autobahn „direkt vor der Tür“ liegt. Die Arbeitsgruppe Lärm des BUND Kirchheim hält diese Lärmbelas-tung jedoch für keine unabänderliche Tatsache. Da der Entwurf des Lärmaktionsplans 2021 in Kürze ausgelegt wird, ruft der BUND dazu auf, einen der Schwerpunkte auf die Lärmemissionen der A8 zu legen.
Die BUND-Gruppe hält die der Lärmkartierung zugrunde liegenden theoretischen Rechenmodelle für nicht geeignet, um die tatsächlichen Belastungen zu erfassen. Vielmehr sollte der reale Lärm in Kirchheim bei unterschiedlichen Wetterlagen flächendeckend durch Messungen ermittelt werden. Die Ergebnisse einer von der Stadt in Auftrag gegebenen Lärmmessung stärkten nach Meinung des BUND auch die Position gegenüber dem Straßenbaulastträger.
Wegen der gesundheitsschädlichen Wirkungen des Lärms hält es die Arbeitsgruppe für zwingend nowendig, dass sich die Stadt besonders mit der nächtlichen Situation entlang der A8 auseinandersetzt. Schon 2013 seien Gutachter zum Ergebnis gekommen, dass nachts mehr Kirchheimer von Verkehrslärm betroffen sind als tagsüber. Die Arbeitsgruppe Lärm kritisiert zudem, dass zur Berechnung der Lärmwerte für die Autobahn eine Höchstgeschwindigkeit von 130 Kilometern zugrunde gelegt wird. Dies könne tagsüber wegen der hohen Verkehrsdichte der Realität nahekommen. Nächtliche Spitzengeschwindigkeiten lägen jedoch deutlich höher und würden in den Rechenmodellen nicht erfasst. Eine Statistik des baden-württembergischen Innenministeriums belege, dass der Abschnitt nachts bei Rasern beliebt sei. Private Messungen im Sommer 2020 hätten gezeigt, dass die Lärmwerte etwa an 14 von 21 Tagen abends und nachts höher lagen als tags-über. Da der Verkehrsfluss nachts zudem unregelmäßig sei, führe dies während der Nachtstunden zu an- und abschwellenden Lärmpegeln und in Folge zu gesundheitsschädlichen Aufwachreaktionen.
Ein Tempolimit könne laut BUND Abhilfe schaffen. Angesichts der Situation in Kirchheim hält es die Gruppe für notwendig, dass die Stadt die Temporeduzierung bei ihren strategischen Zielen für die Lärmminderung mit Vorrang behandelt. Eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 100 Kilometern könnte viele Vorteile bringen. Es verbessere den Lärmschutz, die Luftreinhaltung, die Umweltqualität, die Sicherheit und sei ein wichtiger Beitrag zum Gesundheitsschutz. Zudem wäre ein Tempolimit für die Kommune kostenneutral und kurzfristig realisierbar. pm