Es „herbstelt“ in Kirchheim, grauer Himmel über der Stadt. Ein perfekter Tag für die neunte Kurzfilm-Matinée des Filmclubs Teck im Central. Das Lichtspielhaus in der Dreikönigsstraße ist fast bis auf den letzten Platz gefüllt. „Bei strahlendem Sonnenschein wär’s vielleicht anders“, schmunzelt der stellvertretende Filmclub-Leiter Lutz Schulze. Der gebürtige Berliner führt durchs Programm. Zwölf Kurzfilme zeigt der Club an diesem Sonntag. Sie dauern zwischen drei und 18 Minuten, allesamt selbst gefilmt und produziert von Mitgliedern des FCT. Qualität und Sound stimmen, die Ideen reichen von dokumentarisch bis ungewöhnlich und originell.
Das ist zum Beispiel der Film „Reni“, eines der Highlights im Central. Im Mittelpunkt steht eine toughe Frau in den Fünfzigern, die hochgradig behindert ist. Geschädigt durch Contergan ist Reni. Klein und missgebildet hat sie natürlich Schwierigkeiten im Alltag. Wie sie ihr Leben dennoch meistert und sogar in Göppingen als Schauspielerin auf der Bühne steht, das hat Josef Pettinger in seiner 18 Minuten langen Reportage perfekt und mit vielen intimen, berührenden Momenten dargestellt.
Die Matinée im Central beginnt zuvor jedoch mit einem Film von Werner Rothenöder. Er schildert eindrucksvoll sein „Rendezvous mit einer Queen“. Gemeint ist eine Kreuzfahrt auf der berühmten „Queen Mary 2“ und das Leben an Bord eines Luxusliners. Und dann echtes Kontrastprogramm: Jürgen Leitz zeigt einen nicht ganz ungefährlichen Selbstversuch. An der oberen Isar hat er eine kombinierte Wander- und Bootsfahrt unternommen, genannt „Packrafting“. Mit einer GoPro Actionkamera beobachtet er sich selbst bei dem waghalsigen Trip.
Eine verblüffende Idee ist der Dialog eines Zwillingspärchens im Mutterleib mit der zentralen Frage: „Gibt es ein Leben nach der Geburt?“ Der Film wurde mit animierten Ultraschallaufnahmen ihrer eigenen Kinder von Edeltraud Albrecht inszeniert. Mit praktisch den gleichen Argumentationen wie zwischen Christen und Atheisten wird hier die ewige Frage „Gibt es ein Leben nach dem Tod“ aus einem völlig überraschenden Blickwinkel betrachtet.
Fotos in Szene gesetzt
Die morgendliche Kinovorführung zeigt nicht nur Filme, sondern auch Fotoschauen. Leicht animierte Kamerafahrten über an sich statische Bilder, perfekt abgestimmte Musik, hochinteressante Ideen und gesprochene Kommentare der Autoren dazu. Zum Beispiel sinniert Barbara Ibsch über „Baum und Borke“, sie präsentiert wahre Kunstwerke der Natur, dazu Jazzmusik von ihrem Mann Hartmut. Ganz anders Herbert Kaiser. Er zeigt „Vergangenes“ und „Vergängliches“: Historische Bauwerke, Oldtimer, Alltagsgegenstände von früher, aber auch beeindruckende Natur-Aufnahmen. Nostalgische und nachdenkliche Impressionen, fast ohne Kommentar.
Dokumentationen dominieren im aktuellen Fundus des Filmclubs Teck. So hat Karl-Heinz Kosmalla in Oberlenningen ein interessantes Projekt unter die Lupe genommen: Dort bauten Werkrealschüler mithilfe der „Senioren 50 plus“ eine Seifenkiste mit Elektroantrieb und gewannen damit einen Wettbewerb. Filmemacher Lothar Bogsch hat eine Schulklasse auf ihrer Exkursion in die Dettinger Bäckerei Friederich begleitet, wo die Jungs und Mädels lernten, wie man Brezeln bäckt. Lutz Schulze filmte auf Lanzarote eine mehr als luxuriöse Villa. Sie gehörte einst dem Hollywoodstar Omar Sharif. Zusammen mit seiner Frau streift der Autor durch das Gebäude und erzählt mit „Berliner Schnauze“ und launigen Kommentaren, was für Kuriositäten und Geschichten in diesem Prunk-Gebäude stecken.
Die neunte Kurzfilm-Matinée des Filmclubs Teck brachte 90 kurzweilige Minuten für die Besucher im Central und viel Beifall für die Macher. Über seine aktuellen Projekte will noch keiner der Filmer sprechen. Ergebnisse gibt es dann nächstes Jahr bei der zehnten Ausgabe der Matinée.