Kirchheim
Die beste Busfahrerin im Landkreis kommt aus Nabern

Nahverkehr Fahrgäste haben Bianca-Corinna Scheibeck als „Busfahrerin des Jahres“ im Landkreis vorgeschlagen. Sie wurde von der Jury gewählt – ihr Chef findet die Auswahl absolut richtig. Von Peter Dietrich

Die Fahrgäste haben Bianca-Corinna Scheibeck bei der Wahl der „Busfahrerin des Jahres“ im Landkreis Esslingen nicht nur vorgeschlagen, sie waren auch neugierig und fragten nach. „Und was ist jetzt, haben Sie es geschafft?“ Die Fahrerin konnte mit einem erfreuten „Ja!“ antworten, denn sie bekam tatsächlich das „Gold am Steuer“. Zwar nicht als Medaille, aber als Wimpel mit Jahresaufdruck und 200-Euro-Einkaufsgutschein für die Kirchheimer Geschäfte. Die Zahl auf dem Wimpel ist wichtig, weil eine Wiederwahl beim 2004 begonnenen, jährlichen Wettbewerb erlaubt wäre.

Sie sei ein Vorbild, lobte Landrat Heinz Eininger die Fahrerin, die rund um Kirchheim auf den Linien 170, 173, 176 und 177 unterwegs ist. Das wird sie in Zukunft weniger sein, weil sie ab September zur Disponentin in Neuffen aufsteigt. Sie wird aber weiterhin selbst fahren, auch auf ihren alten Linien. Die Tränen einer treuen Mitfahrerin, als sie vom nahen Abschied der geschätzten Busfahrerin erfuhr, waren also nicht zwingend.

Die Busfahrer seien „ein Aushängeschild des öffentlichen Nahverkehrs“, sagte Eininger. Für diesen Beruf brauche es Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Freundlichkeit, das alles bringe Bianca-Corinna Scheibeck mit. Horst Windeisen, Geschäftsführer der Württembergischen Bus-Gesellschaft (WBG), zeigte sich stolz, in seinem Unternehmen eine Busfahrerin des Jahres zu haben. „Die Auswahl war absolut die richtige“, kommentiert er die Entscheidung der Jury mit Vertretern des VVS, der Verbundlandkreise und der Busunternehmen.

Wie schwer sich diese Unternehmen derzeit tun, genügend Personal zu finden, weiß der VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger nur zu gut. Es gebe keine Reserven mehr. Ein Hindernis sind auch die vorgelagerten Kos­ten: Der Busführerschein kostet in Deutschland rund 10 000 Euro, hinzu kommt die Grundqualifikation zur Personenbeförderung für rund 3000 Euro. Was Hachenberger und Windeisen sehr wundert: In Österreich, das ebenfalls zur EU gehört, sei der Busführerschein schon für rund 3500 Euro zu haben.

 

Busfahren ist ihr Traumberuf

Für Bianca-Corinna Scheibeck war Busfahren ein Kindheits­traum, den die 43-Jährige sich 2001 erfüllt hat. Sie mag es, wenn jeder Tag unvorhersehbar anders ist. Auch wenn dann womöglich eine Schülerhorde kommt. „Manchmal bin ich etwas streng mit den Schülern, aber sie wissen, wie es gemeint ist.“ Am meisten sei ihre Beratung am Bahnhof Kirchheim gefragt, berichtet sie. Denn sowohl der Bus in Richtung Weilheim als auch der ins Lenninger Tal tragen die Nummer 177. „Da steigen manche falsch ein, merken es dann und fragen mich, oder sie fragen gleich beim Einsteigen.“ Andere fragen die Busfahrerin, wo sie aussteigen müssen, um an ein bestimmtes Ziel zu kommen.

Die Busfahrerin steht gerne früh auf und freut sich, wenn sie später am Tag Zeit für ihre elfjährige Tochter hat. Andere Fahrer fahren lieber später, das ergänzt sich gut. Sie ist die einzige Frau im lokalen WBG-Team und sagt: „Es wäre schön, wenn ich noch eine Kollegin bekommen würde.“ Das ist nicht ganz einfach, denn im größeren Rahmen zählt die WBG bei 68 Mitarbeitern nur fünf Fahrerinnen. Ein anderer Wunsch ist jedoch schneller und leichter zu erfüllen: Bianca-Corinna Scheibeck freut sich, wenn ihr freundlicher Gruß von Fahrgästen ebenso erwidert wird.

Ihre jährliche Fahrleistung schätzt sie auf etwa 40 000 Kilometer, das ist in etwa einmal am Äquator um die Welt. Da auch ihr Freund beruflich sehr viel mit dem Auto unterwegs ist, führt das privat nicht zu Diskussionen, wer fah­ren darf, sondern wer auch jetzt noch fahren muss. Mit dem Bus hatte sie in über zwei Jahrzehnten nur einmal einen Unfall, einen Blechschaden. Er war der besonnenen Fahrerin ganz arg. Am liebsten hätte sie ihren festen, ganz persönlichen Bus, doch so etwas gebe es leider nicht.

Nun steht der Sommerurlaub an. Schon öfters wurde sie nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub von Fahrgästen gefragt, wo sie denn war. „Manche dachten, ich hätte aufgehört.“ Nein, das hat sie noch lange nicht vor.