Lesereise
Die Bestseller-Autorin Petra Durst-Benning hat eine neue Liebe

Die „Neu-Pfälzerin“ war 2000 Kilometer unterwegs, um ihren neuen Roman „Süße Tage, bittere Stunden“ vorzustellen – und empfiehlt: Auswandern innerhalb Deutschlands. 

Petra Durst-Benning in ihrem heiß geliebten Camper Van bei der Leserreise für ihren neuen Roman "Süße Tage, bittere Stunden". Foto: pr

Petra Durst-Benning hat eine neue Liebe: ihren Camper-Van. Aus der Bestseller-Autorin sprudelt es nur so hervor, die Augen leuchten. „2000 Kilometer bin ich mit ihm quer durch Deutschland gefahren. Das war richtig toll. Ich hatte sieben Lesungen in zehn Tagen. Das wären viele Hotelübernachtungen gewesen – und die konnte ich jetzt in meinem Zuhause auf vier Rädern verbringen. Die Campingplätze waren herrlich“, kommt sie aus dem Schwärmen nicht heraus. Auch die städtischen Stellplätze fanden ihre Zustimmung. „Einmal waren es keine fünf Minuten zu Fuß von der Buchhandlung bis dahin.“ Die französischen Häppchen, die bei den Lesungen ihres neuen Romans „Süße Tage, bittere Stunden“ gereicht wurden, ließ sie sich in aller Ruhe im Camper schmecken. „Das war einmalig und viel weniger anstrengend als im Hotel. Die ganze Reise hat einfach irre Spaß gemacht.“ Deutschland sei so ein schönes Land. „Eigentlich bräuchten wir gar nicht ins Ausland fahren“, lautet die persönliche Bilanz der bekennenden Südfrankreich-Liebhaberin.

 

An Präsenzveranstaltungen kommt einfach nichts heran.

Petra Durst-Benning

 

Die Ziele haben sich so ergeben. Für den dritten Band ihrer Köchinnen-Trilogie lagen drei Anfragen für Lesungen vor. Die lagen aber so unpraktisch, dass sie mit dem Verlag zusammen eine „ganz schöne Lesereise“ entwickelt hat, die „einfach nur herrlich war“. Losgefahren ist sie bei 35 Grad Anfang September, gegen Ende der Reise lief nachts die Dieselheizung im Van. „Das war ein schneller Wechsel von Hochsommer zu Herbst“, fasst sie zusammen. Erste Station war Bad Camberg, nördlich von Wiesbaden, über Lohfelden bei Kassel und Schneverdingen in der Lüneburger Heide ging es bis nach Rostock an die Ostsee – zurück über Wolfenbüttel an der einstigen Zonengrenze und Wehretal, wieder bei Kassel.

„An Präsenzveranstaltungen kommt einfach nichts heran, der persönliche Kontakt ist durch nichts zu ersetzen“, sagt die Autorin. Ihre Leserinnen seien dankbar gewesen für die Auszeit. Am Rand der Lesungen erzählen ihr manche Frauen ihr halbes Leben. „Ich hatte vor einer Lesung etwas Zeit, als eine über 80-jährige Frau mit Rollator kam. Sie hat mir erzählt, dass sie aus dem Altenheim abgehauen sei. Vor zwölf Jahren sei sie schon mal auf einer Lesung bei mir gewesen, und das wollte sie sich nicht verbieten lassen“, erzählt Petra Durst-Benning. Das Angebot, sie zurückzubringen, schlug die Dame aus, da es nur ein kurzes Stück sei.

In ihrem neuen Buch bekommt die Hauptfigur, Köchin Fabienne, eine Sinnkrise. „Das thematisiere ich bewusst, denn alles im Leben hat seinen Preis. Ich muss nicht alles für die Karriere opfern. Work-Life-Balance ist ein wichtiges und spannendes Thema“, ist sie überzeugt. Ein altbekannter Buchhändler habe zu ihr gesagt: Mit jedem Buch, das Sie schreiben, ist immer mehr Petra drin. „Das stimmt. Meine Entwicklung macht meine Hauptfigur mit“, sagt die Autorin. Deshalb gibt es im kommenden Jahr mal kein neues Buch aus der Feder von Petra Durst-Benning. „Ich habe jetzt ein bissle Luft“, freut sie sich.

Weilheim als Inspiration

Ein wenig lässt sie sich doch in die Karten schauen. Drei einzelne Romane werden in den Jahren 2026 bis 2028 erscheinen, weil sie „so schöne Themen“ hat. Das heißt aber auch, dass sie drei Mal bei null anfangen muss. „Das ist auf diese Art auch happig, aber ich habe Lust darauf“, sagt sie. Die ers­ten Seiten sind schon geschrieben, doch diese Woche beginnt sie mit der „intensiven Schreibzeit“, auf die sie sich nach der Lesereise freut. Die beiden letzten Stationen waren Rutesheim und Lorch, diese zwei Orte steuerte sie von der alten Heimat aus an, wo sie bei ihrer Familie war. Dieser Wechsel gefällt ihr. „Nach dem Außen-Leben kommt jetzt das Innen-Leben, sodass ich mich auf die Geschichte konzentrieren kann. Das passt jetzt in den Herbst. Ich lasse mich nicht mehr so hetzen“, so die Autorin. Sie stehe jetzt an dem Punkt, wo sie sich von äußeren Einflüssen nicht ihre Zuversicht nehmen lasse. „Jammern und hadern darf mal sein bei all den vielen Problemen, die wir gerade haben. Aber dann heißt es: Staub abwischen, nicht verzagen, weitermachen – das Beste draus machen“, sagt Petra Durst-Benning und plaudert dann doch ein wenig aus dem Nähkästchen. 

Petra Durst-Benning hat zum Fantreffen nach Kirchheim eingeladen, wo ihre Leserinnen aus ganz Deutschland angereist kamen. Foto: pr

Das neue Buch wird ein zeitgenössischer Roman, ähnlich wie die Maierhofen-Reihe. „Lustigerweise hat mich dazu ein Aspekt und Weilheim inspiriert. In Weilheim gibt es Leute, die mir bei der Recherche helfen. Der Schauplatz ist fiktiv – aber der Gedanke hat seinen Ursprung an der Limburg. Mehr verrate ich aber nicht.“ Es sei wie immer gewesen: „Das Thema findet mich – und jeder denkt: Das gibt’s doch nicht, dass darüber noch niemand einen Roman geschrieben hat.“

Der Rotenfels ist ihr Zuhause

Zahlen, Daten, Fakten dazu müssen stimmen. „Aber ohne Vor-Ort-Recherche geht es für mich nicht. Man muss den Menschen zuhören und ein Gefühl für den Menschenschlag bekommen. Manchmal reichen 100 Kilometer aus und die Leute haben eine komplett andere Einstellung“, ist ihre Erfahrung. Sie weiß, wovon sie spricht. Mit ihrem zweiten Mann ist sie in dessen Heimat nach Bad Kreuznach gezogen. „Ich bin hier in Kirchheim so tief verwurzelt, dass ich mir nicht vorstellen konnte, von hier wegzuziehen. Deshalb werde ich immer einen Fuß im Ländle behalten – schon wegen meiner Familie. Aber ich habe mein Glück in der Pfalz gefunden. Wir wohnen ganz in der Nähe des Rotenfels, das ist wie Urlaub. Auswandern innerhalb Deutschlands ist sehr empfehlenswert“, rät sie mit einem Augenzwinkern.

Der Rotenfels ist ein gewaltiges Felsmassiv und mit 202 Metern Höhe die höchste Steilwand zwischen den Alpen und Skandinavien. Petra Durst-Benning vergleicht ihn ein bisschen mit dem Breitenstein. Mit dem „Kontor Süd“ im Stiftshaus in Kirchheim, Eingang Schuhstraße, hat sie weiterhin einen Fixpunkt im Ländle. „Hier gibt es, wenn es mir zeitlich möglich ist, Signierstunden, beispielsweise an verkaufsoffenen Sonntagen“, sagt sie. Im vergangenen Herbst gab es dort auch schon ein Fantreffen, wo sie ihren Leserinnen, die teils aus ganz Deutschland angereist waren, „unser schönes Kirchheim gezeigt habe“.

„Ich habe in der Pfalz richtig gut Anschluss gefunden und bin mit offenen Armen aufgenommen worden. Für das aufbauende Umfeld bin ich dankbar. Ich genieße beides: die Alb und die Pfalz. Hier wird immer meine Heimat bleiben, der Rotenfels ist mein Zuhause.“

 

Süße Tage, bittere Stunden

Südfrankreich, 1901. Ein Leben lang hat Fabienne von einem eigenen Restaurant geträumt. Nun wird dieser Traum endlich Wirklichkeit: In Gruissan, dem romantischen Ort am Mittelmeer, eröffnet sie direkt am Marktplatz ihr Restaurant. Schon bald kommen die Gäste von weit her, und Fabienne genießt den Erfolg. In dieser glücklichen Zeit scheint sich auch eine weitere Sehnsucht zu erfüllen – ihr geliebter Sohn, der ihr als Baby geraubt wurde, steht plötzlich vor der Tür. Doch das Wiedersehen verläuft völlig anders als erhofft, der junge Mann ist von bitterem Hass auf die unbekannte Mutter erfüllt. Seine Ablehnung stürzt Fabienne in eine tiefe Krise. Erst als es fast zu einer Katastrophe kommt, begreift sie, was wirklich zählt. ih

Petra Durst-Benning präsentiert ihren neuen Roman der Köchinnen-Trilogie "Süße Tage, bittere Stunden". Foto: pr