Kirchheim
Die Blaue Tonne ersetzt viele Papier-Sammlungen

Vereine Papiermengen gehen zurück, viele Vereine haben Personalprobleme, Altpapiersammlungen sterben aus: Wie sieht es in einzelnen Gemeinden im Verbreitungsgebiet des Teckboten aus? Von Irene Strifler

Kreisweit hat sich die Blaue Tonne zum Einsammeln von Altpapier durchgesetzt. Weil immer mehr Menschen die Zeitung als E-Paper lesen und viele Kataloge längst nur noch im Internet einzusehen sind, gehen die Papiermengen zurück. Was zunimmt, sind Kartonagen von Verpackungen. Die sind bei Vereinssammlungen nicht allzu beliebt, denn sie brauchen viel Platz und wiegen wenig. Bezahlt wird jedoch nach Gewicht.

Neidlingen lebt ohne Blaue Tonne

Neidlingen ist eine der ganz wenigen Gemeinden, in denen es keine Blaue Tonne für Papier gibt – eine bewusste Entscheidung: „Der Ertrag fürs Papier soll ganz den Vereinen zugutekommen“, betont Bürgermeister Jürgen Ebler und freut sich: „Bei uns wird noch gesammelt!“ Einmal im Monat ziehen die Ehrenamtlichen durch den Ort und holen die Papierbündel an den Hauseingängen ab. Bei dieser Aufgabe wechseln sich die örtlichen Vereine ab. Allerdings geht das nicht immer reibungslos: „Es wird schwieriger“, räumt der Schultes ein mit Blick auf verändertes Freizeitverhalten und aktuen Mangel an Helferinnen und Helfern. Dennoch glaubt er an die Zukunft der Vereinssammlungen und sagt gelassen: „Schau mr mal!“

Für die Jugendarbeit fehlt Geld

Schweren Herzens hat die DLRG-Ortsgruppe Weilheim die Annahme von Altpapier aufgegeben. „Uns fehlen nun jährlich mehrere Tausend Euro, die wir für die Jugendarbeit, Trainingsmaterialien und vieles andere mehr benötigen“, bedauert Sophie Strohmaier, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit. Natürlich habe der Personalmangel auch hier zugeschlagen, Unterstützung kam jeweils aus befreundeten Vereinen. Eine regelmäßige Straßensammlung hätte man wohl nicht mehr stemmen können. „Was wir aber sehr gerne weiter betrieben hätten, sind die monatlichen Altpapierannahmen mit drei bis vier Containern“, sagt Sophie Strohmaier. Die Zusammenarbeit mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) beschreibt sie als zäh und mühselig, beispielsweise seien weniger Container als benötigt geliefert und dann an falschen Stellen platziert worden. Für den Vereine ist es ein großer Nachteil, dass die Einnahmen aus der Altpapiersammlung wegfallen.

Doch bei der DLRG weiß man, dass auch die Bürgerschaft jetzt das Nachsehen hat. So gebe es in Weilheim nur noch eine Annahmestelle beim Bauhof mit zwei Containern. Die jedoch sind manchmal samstags voll, und man wird sein Altpapier einfach nicht los. Wirtschaftlich sei es für den AWB klar lukrativer, wenn jeder eine Blaue Tonne habe. Die Müllabfuhr fährt ja sowieso durch den Ort und hält dann eben häufiger. Zudem hängt kein Verein mehr dazwischen, an den Geld abfällt.

Sammlungen werden zum Event

Länger, als manch ein Dettinger oder eine Dettingerin denken können, holen in der Gemeinde unter der Teck und im benachbarten Nabern „die Flieger“ zweimal jährlich das Altpapier ab. „Viele Leute lagern das Papier extra für uns, weil sie wissen, sie tun uns damit was Gutes“, berichtet Axel Wientjens, Vorsitzender der Fliegergruppe, und staunt oft über die peniblen Bündel: „Das Papier ist akkurater gestapelt als meine Hemden im Schrank.“ Zwar waren die Sammelergebnisse lange Zeit rückläufig, vor allem nach Einführung der Blauen Tonne, mittlerweile habe sich die Menge jedoch eingependelt: „Früher kamen bei zwei Sammlungen im Jahr 70 bis 80 Tonnen Altpapier zusammen, jetzt noch etwa die Hälfte“, erzählt der Vorsitzende. Dafür sind etwa 25 Vereinsmitglieder in vier Fahrzeugen zwei Mal im Jahr einen Samstagvormittag in den Straßen von Nabern und Dettingen unterwegs, danach gibt’s ein gemeinsames Essen in der Vereinsgaststätte. „Die Altpapiersammlung ist immer ein richtiges Event“, fasst Wietjens zusammen. Deshalb steht der Service derzeit auch nicht infrage: „Wir kriegen das hin!“