Ob es ein erster Vorgeschmack ist auf das, was die Pandemie noch bringt oder nur Startschwierigkeiten nach dem Jahreswechsel – Probleme mit der Müllabfuhr, die in den ersten beiden Januarwochen vor allem auf den Fildern für Ärger sorgten, haben inzwischen auch Kirchheim erreicht. Betroffen ist vor allem die Papierentsorgung im Westen der Stadt, vereinzelt auch Haus- und Biomüll. In manchen Bezirken Kirchheims standen die blauen Papiertonnen, die bereits am 19. Januar hätten geleert werden sollen, auch am Dienstag dieser Woche noch gefüllt am Straßenrand.
Manfred Kopp, Geschäftsführer im Esslinger Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) verspricht rasche Abhilfe: Das verantwortliche Unternehmen sei dabei, die Probleme „umgehend zu beheben“. Die Gründe sind bekannt: Zum 1. Januar wurden die Aufgaben in der Müllentsorgung im Kreis neu verteilt. Für das Esslinger Entsorgungsunternehmen Scherrieble, das bisher alleine für die Abfuhr
Durch die Neuzuteilung mussten Abfuhrtermine neu sortiert werden, auch deshalb, damit die Zeitintervalle an der Nahtstelle zum bisherigen Kalender nicht zu groß werden. Das hatte Auswirkungen auch auf die Papierabfuhr, obwohl sich dort an der Zuständigkeit gar nichts geändert hat. Für Altpapier ist allein Alba Süd verantwortlich – wie bisher schon.
Alba-Geschäftsführer Hannes Oesterle bedauert, dass es bei der Abfuhr hakt. Die Termin-Neuordnung sei nötig gewesen, weil vielerorts neue Wohngebiete hinzugekommen seien. Bei den Problemen in Kirchheim handle es sich um eine Terminverwechslung. „Wir sind jetzt gut für die Zukunft aufgestellt“, sagt Oesterle. An betroffene Haushallte appelliert er, die nicht geleerten Tonnen auf jeden Fall stehen zu lassen und verspricht: „Die werden spätestens am Donnerstag abgeholt.“
Neben der turnusgemäßen Neuausschreibung der Abfuhr durch den AWB, die alle sechs Jahre stattfindet, ist die jetzige Neugliederung auch eine Folge früheren Ärgers. Den gab es zu Beginn der Pandemie vor zwei Jahren, als Scherrieble mit der Biomüllabfuhr in Verzug geriet und dies mit Personalmangel begründete. Aus diesem Grund hätten 2020 die braunen Tonnen mit organischen Abfällen auch während der heißen Sommermonate nur alle 14 Tage geleert werden sollen, obwohl der Vertrag von Mai bis Oktober die wöchentliche Leerung vorsieht. Erst nach massivem Widerstand durch Politik und Öffentlichkeit kam es zu einer Lösung. Die Firma Scherrieble, die als Dienstleister beim Landkreis in Ungnade gefallen war, hat sich auch diesmal an der Neuausschreibung beteiligt.
Dass für die Entsorgung von Haus- und Biomüll seit Januar zwei Unternehmen verantwortlich sind, soll das Risiko für den Landkreis reduzieren. Nicht nur das: „Die neuen Verträge sind so ausgestaltet, dass wir bei Verstößen auch umfangreichere Sanktionsmöglichkeiten haben“, sagt AWB-Geschäftsführer Manfred Kopp.
Hoher Krankenstand – mehr Altpapier
Die Pandemie und die Ausbreitung der hoch ansteckenden Omikron-Variante des Coronavirus trifft auch die Müllentsorger. Wie die meisten Firmen verzeichnet auch Alba als Kooperationspartner des Landkreises einen hohen Krankenstand, der dadurch ausgeglichen wird, dass Personal aus Niederlassungen des bundesweit operierenden Entsorgungsunternehmens umverteilt wird. Personalmangel sei aber nicht die Ursache für die jetzt entstandenen Abfuhrprobleme im Kreis Esslingen, betont Hannes Oesterle, Geschäftsführer von Alba Süd in Waiblingen. „Mit einem erhöhten Krankenstand haben zurzeit schließlich fast alle Betriebe zu kämpfen.“
Mehr Altpapier – auch das ist eine Folge der Pandemie. Da das Online-Geschäft wie nie zuvor boomt, weil der Einzelhandel unter Corona-Auflagen leidet, landet immer mehr Verpackungsmüll in privaten Haushalten. Während Papier rückläufig ist, hat sich die Menge an Kartonagen seit 2005 um rund 50 Prozent erhöht. bk