Kirchheim
Die Deula stärkt den Bildungsstandort Kirchheim

Infotag Gäste aus Arbeitsagenturen und Jobcentern lassen sich über Aus- und Weiterbildung berichten. Von Andreas Volz

Was macht eigentlich die Deula in Kirchheim? Diese Frage zu beantworten, war das Ziel des Info- und Erlebnistags, zu dem Vertreterinnen und Vertreter von Arbeitsagenturen und Jobcentern aus ganz Baden-Württemberg in die
 

Nicht jeder will den ganzen Tag vor einem Bildschirm sitzen.
Albrecht Bühler
Der Landschaftsgärtner bewirbt Berufe, die sich im Freien ausüben lassen.

Hahnweidstraße eingeladen waren. Die Abkürzung „Deula“ steht eigentlich für „Deutsche Lehranstalt für Agrartechnik“. Die heutigen Angebote der Deula Baden-Württemberg mit Sitz in Kirchheim gehen aber weit über die Agrartechnik hinaus, wie Geschäftsführer Marco Riley durch eine Aufzählung der verschiedenen Kurse unterstrich.

Hauptgesellschafter ist der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg. Weitere Anteile an dem privatwirtschaftlichen Bildungszentrum hält die Stadt Kirchheim. Kirchheims Erster Bürgermeister Günter Riemer verwies deshalb in einem Grußwort auf die Bedeutung von Aus- und Fortbildung. „Wir befinden uns mitten in einem Transformationsprozess, in dem viele althergebrachte Berufe wegbrechen“, sagte er gestern. Umso wichtiger sei es, die Menschen, die diese Berufe ausüben, weiterhin in Lohn und Brot zu halten. Die Bildungsangebote der Deula würden dabei einen wesentlichen Beitrag leisten.

Marco Riley, der vor einem Jahr seine Arbeit als Geschäftsführer aufgenommen hat, ist selbst ein „Kind der Deula“. Seine berufliche Karriere habe er vor 20 Jahren begonnen, und als Landschaftsgärtner führte ihn sein Weg schon damals nach Kirchheim in die Deula. Später war er beim Verband für Garten- und Landschaftsbau tätig, von wo er wieder zurückkehrte, an den altbekannten Standort zwischen Autobahn und Bürgerseen.

„Wir können uns keinen besseren Standort in Baden-Württemberg vorstellen“, sagte Marco Riley, als er erzählte, dass die Deula – nach Anfängen in Ludwigsburg und Nürtingen – 1966 ihren Platz in Kirchheim gefunden habe. 14 Deula-Standorte gebe es bundesweit. Alle seien untereinander gut vernetzt: „Wir entwickeln zusammen Lehrmaterial, beispielsweise für unsere Motorsägenkurse, und wir tauschen auch Ausbilder aus.“

30 Mitarbeiter hat die Deula in Kirchheim, zuzüglich Dozenten auf Honorarbasis. Rund 4 000 Kursteilnehmer gibt es jährlich. Noch aussagekräftiger sind die „Teilnehmertage“ pro Jahr: 17 000. Zur Deula gehört auch ein Gästehaus mit knapp 140 Betten. Für die Fort- und Weiterbildung stehen elf Seminarräume zur Verfügung und 16 Unterrichtshallen.

Landschaftsgärtner bildet die Deula ebenso aus wie Haustechniker oder Fachlageristen. Düngetechnik ist ebenso vertreten wie Gewächshaustechnik. Bei der Fahrausbildung hat die Deula ihrerseits bereits mit Fachkräftemangel zu kämpfen: Marco Riley würde jederzeit einen Fahrlehrer für Lkw einstellen. Ein wesentliches Ziel ist auch die Förderung der Digitalisierung: „Das kommt in jeder Branche, und dieser Herausforderung wollen wir uns stellen.“

Die Deula arbeitet eng mit Arbeitsagenturen und Jobcentern zusammen. Besonders interessiert waren die Gäste deswegen auch am Bericht der „Willkommenslotsin“ Birgit Alvarez. Sie sprach über ihre Arbeit in der Beratung und Vermittlung zwischen Unternehmen und Geflüchteten, vor allem jetzt – nach Beginn des Ukraine-Kriegs: „Das stellt uns vor einen neue Situation, weil 84 Prozent der Geflüchteten aus der Ukraine Frauen sind.“ Ein Problem sei die fehlende Kinderbetreuung. Derzeit schätzt sie die Lage so ein, dass fast alle wieder in ihre Heimat zurückkehren wollen, sobald der Krieg vorbei ist.

Dem Fachkräftemangel begegnen   

Gemeinsame s Ziel aller Beteiligten müsse es sein, durch Integration dem Fachkräftemangel zu begegnen. Das betonte auch der Nürtinger Landschaftsgärtner Albrecht Bühler, aus Sicht der Arbeitgeber: „Der deutsche Arbeitsmarkt verliert jedes Jahr 350 000 Menschen. Das ist die Differenz zwischen denen, die rausgehen, und denen, die nachrücken.“ Deshalb machte er Werbung für Berufe, in denen man seinem Bewegungsdrang im Freien nachgehen kann: „Das macht zufrieden, und es ist auch sehr natürlich. Nicht jeder will den ganzen Tag vor einem Bildschirm sitzen.“