Kirchheim
Die Drohne zeigt, was das Auge nicht sehen kann

Übung Die Kirchheimer Feuerwehr stellt ihre hohe Schlagkraft unter Beweis. Mitten auf dem Marktplatz ging es unter anderem um Personenrettung. Von Daniela Haußmann

Wegen eines Brands in der Volksbank rückte am Samstag die Freiwillige Feuerwehr Kirchheim zu einem simulierten Großeinsatz in der Innenstadt aus. Das „Feuer“ war bei der Hauptübung weithin sichtbar, zeitweise türmte sich sogar eine riesige Rauchwolke über dem Haus am Marktplatz auf. Beim Eintreffen der Rettungskräfte von der Abteilung Stadtmitte schrien Menschen an den Fenstern um Hilfe. Schnell bauten die Retter die Löschwasserversorgung auf. Glücklicherweise gibt es an dem Gebäude eine sogenannte Steigleitung. „Also ein Rohr, das vertikal über alle Stockwerke verläuft und das die Feuerwehr über einen Schlauch direkt an den nur wenige Meter entfernten Hydranten anschließen kann“, erklärte Marco Gienger.

Laut dem Abteilungskommandanten haben die Helfer so auf jeder Etage Zugang zu einem Anschluss, der sie mit Wasser versorgt. „Sprich: Wir müssen nicht erst aufwendig Schlauchleitungen bis zur Einsatzstelle verlegen, sondern können deutlich schneller zum Angriff übergehen“, betonte Gienger. „Außerdem wird die Wahrscheinlichkeit minimiert, dass die Schläuche in den Fluchtwegen zum Hindernis werden.“
 

Im Seitenkriechgang unterwegs

Inzwischen suchten Finn Marin und Daniel Schmauk die Flure und Räume nach Verletzten und Eingeschlossenen ab. Da das ganze Haus voller Qualm war und die beiden Atemschutzgeräteträger deswegen kaum die Hand vor Augen sehen konnten, gingen sie in die Hocke. An der Wand entlang suchten sie sich ihren Weg zum Treppenaufgang. Jeder von ihnen spreizte dabei ein Bein ab, um es für die Personensuche einzusetzen.

Seitenkriechgang nennen Feuerwehrleute dieses taktische Vorgehen, das auch ihrer eigenen Sicherheit dient. So lassen sich trotz schlechter Sicht Hindernisse und Absturzkanten wie Treppen rechtzeitig entdecken, was die Stolper-, Sturz- und Verletzungsgefahr reduziert. Gleichzeitig liegt der Körperschwerpunkt beim Seitenkriechgang weit hinten, was zusätzlich das Absturzrisiko senkt.

Nach kurzer Zeit fanden Finn Marin und Daniel Schmauk in einem Zimmer vier Menschen, denen sie Fluchthauben über den Kopf zogen. Der integrierte Filter verhindert, dass die Geretteten auf dem Weg durch das Gebäude giftige Gase, Dämpfe oder Ruß einatmen und sich eine Rauchgasvergiftung zuziehen. Zeitgleich evakuierten die Einsatzkräfte unter anderem mit der Drehleiter und einer Steckleiter die oberen Stockwerke. Mehrere Mitglieder der Jugendfeuerwehr Stadtmitte dienten dabei als Statisten.

Unterstützung kam aus der Luft: Die Drohneneinheit der Abteilung Nabern erkundete die Lage rund um den „Brand“ und das Gebäude. Das Assistenzsystem ist laut Gruppenführer Jörg Helfert in der Lage, Häuser sehr schnell zu umfliegen und dabei in Echtzeit und ohne Informationsverlust im Außenbereich wichtige Erkenntnisse über Gefahrenbereiche oder alternative Angriffswege wie Seiteneingänge zu liefern. So lassen sich Abläufe beschleunigen und Rettungskräfte zielgerichteter einsetzen. Die Drohne ist mit einer speziellen Optik ausgestattet, die ein normales Bild und ein Wärmebild liefert. Jörg Helfert betont aber: „Die Wärmebildkamera liefert keinen Röntgenblick, sie kann nicht in das Gebäude hineinsehen.“ Sie kann aber verschiedene Oberflächentemperaturen erkennen und farblich darstellen. „Die Bilder geben Aufschluss wie sich ein Feuer entwickelt und ob es auf andere Häuser übergreift. Im Ernstfall lässt sich so schnell die weitere Evakuierung und Brandbekämpfung einleiten.“

Umringt von mehreren Hundert Schaulustigen hatten einige Feuerwehrleute eine Riegelstellung eingerichtet. Dabei wird quasi ein Wasservorhang aufgebaut, der dazu dient, die Wärmestrahlung zu verringern und Funkenflug zu unterbinden. So wurde ein Übergreifen des Feuers auf die angrenzende Bebauung verhindert.